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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Schlag hob ihn in die Luft. Er segelte noch eine Schleife und entfernte sich dann.
    »Komm nur, Zamorra, wir erwarten dich!«
    Deutlich konnte Zamorra die Worte verstehen, die ihm das Ungeheuer zuschrie. Dann sank er auf den Rücken. Auf einmal fiel auch die unheimliche Lähmung von ihm ab. Er konnte sich wieder aus eigenem Antrieb bewegen. Er wollte noch etwas hinter der Bestie herschreien, doch sie war bereits außer Sicht.
    Das Gelächter des Ungeheuers klang allerdings immer noch in den Ohren des Professors nach. Es verhieß ihm nichts Gutes. Im Gegenteil, es versprach ihm den Tod…
    ***
    Vorn übergebeugt hockte Zamorra auf dem Boden. Sein Herz raste, und sein Atem ging rasselnd. Erst nach und nach wurde ihm bewusst, wie nahe er dem Verderben gewesen war. Eine falsche Bewegung, und es wäre aus mit ihm gewesen. Ja, wenn ihm nicht die richtige Formel eingefallen wäre…
    Sein Gedankenfluss kam ins Stocken. Irgendetwas machte ihn stutzig und ließ ihn an seinen Überlegungen zweifeln. Hätte Mordius in der Gestalt des Raubvogels ihn nicht längst schon angreifen können? Er musste doch genau gewusst haben, wo Zamorra sich befand.
    Langsam dämmerte es dem Professor, dass der Untote nur sein grausames Spiel mit ihm trieb. Dass er sich nur an der Unsicherheit und der Angst seines Opfers weiden wollte. Zamorra nahm sich vor, ihm dazu keinen Anlass mehr zu geben.
    Seine Theorie wurde bestätigt, als er seinen Rucksack untersuchte, ob er vielleicht durch den Angriff des Ungeheuers aus der Luft Schaden genommen hatte.
    Das Gewebe des Packsacks war unversehrt. Nichts wies darauf hin, dass ein Raubvogel seine Klauen hineingeschlagen hatte. Genauso sah es auch bei Zamorra aus. Der Sturz auf den Boden hatte keine Spuren bei ihm hinterlassen. Noch nicht einmal eine Schramme im Gesicht war geblieben. Jedoch fühlte der Professor sich wie gerädert. Sein ganzer Körper schmerzte und verlangte nach Entspannung.
    Die konnte Zamorra ihm allerdings nicht gewähren. Noch befand er sich auf dem Weg und hatte sein Ziel nicht erreicht. Es lag nicht mehr allzu weit vor ihm, und wenn er sich beeilte, dann musste er das Dorf Valice noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.
    Zamorra schulterte wieder seinen Rucksack und eilte weiter nach Norden. Vor ihm türmte sich ein breiter Gipfelkamm auf. Die Straße führte genau darauf zu und schlängelte sich in Serpentinen daran empor.
    Es kostete den Professor viel Schweiß, bis er endlich den Kamm erreicht hatte. Und dann musste er einen Moment stehen bleiben, so überwältigte ihn der Anblick, der sich ihm bot.
    Unter ihm, auf einem niedrigen Plateau, lag das Dorf Valice. Tief duckten sich die Häuser, als suchten sie Schutz vor den Naturgewalten.
    Das Hochplateau wurde von hohen Felswänden und grün bewachsenen Hängen umschlossen wie eine riesige Schüssel. In dieser Schüssel war es totenstill. Keine Bewegung war zu erkennen, und aus den Kaminen der Häuser stieg keine Spur von Rauch auf.
    Ein ganzes Stück hinter dem Dorf erregte etwas Zamorras besondere Aufmerksamkeit. Dort ragte ein bizarr geformter Felsen auf. Er war etwa zweihundertfünfzig Meter hoch, war aus einem Stück und hatte völlig glatte Wände. Und oben auf dem Felsen lag eine Burg!
    Zamorra musste blinzeln, um sich zu überzeugen, dass ihm seine Sinne kein Trugbild vorgaukelten.
    Offensichtlich führte kein normal gangbarer Weg zu diesem Schloss auf dem Felsen. Doch wie sollte man dorthin gelangen? Gab es heute überhaupt noch jemanden, den das alte Gemäuer interessierte? Von Tourismus war in diesem Landstrich jedenfalls keine Spur festzustellen. Hierher verirrten sich keine Erholungssuchenden. Dafür war das Klima zu unfreundlich und die Atmosphäre der Gegend zu bedrückend und einschüchternd.
    Da erinnerte Zamorra sich, wo er diesen Felsen mit dem Schloss darauf schon einmal gesehen hatte. Es war in einem alten Buch gewesen, das er auf einer Auktion erstanden hatte. Es war ein altes Geschichtsbuch, das sich besonders mit der Geschichte der Balkanländer beschäftigte.
    Ein ganzes Kapitel war Vlad Dracula gewidmet, den man auch den Pfähler nannte, weil auf sein Geheiß hin tausende von Bauern, die ihm nicht die verlangte Ehre erweisen wollten, auf bestialische Weise hingerichtet worden waren.
    Dieser Vlad Dracula hatte einen Bruder, Radu den Dritten, den man auch den hübschen Radu nannte. Er musste es ähnlich schlimm getrieben haben wie sein Bruder, nur war weniger über ihn bekannt geworden. Außerdem hatte er

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