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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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hatte. Und doch war es Zamorra in eigener Person. Er merkte von alldem nichts. Er wunderte sich noch nicht einmal über die plötzliche Schwäche in seinen Beinen. Er sackte in die Knie. Mühsam raffte er sich wieder auf.
    Er war noch nicht länger als vielleicht eine halbe Stunde unterwegs in dem Schlossturm, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit.
    Er hatte das Gefühl, nie etwas anderes gekannt zu haben. Er dachte auch nicht mehr über seine Lage nach. Denn gleichzeitig mit seinem Körper war auch sein Geist gealtert. Er fing auch schon an zu denken wie ein Achtzigjähriger.
    Zamorra schwankte hin und her. Immer wieder krachte er gegen die Gangwand und zerriss sich die Kleider. Er holte sich Prellungen und Schürfwunden. Doch von den Schmerzen schien er nicht das Geringste zu merken. Er sah nur den Weg, den er zu Ende gehen musste. Nur das Ziel blieb ihm ein Geheimnis, von dem er wusste, dass er es nicht lösen würde.
    Die Luft um ihn begann zu kochen. Es war ein Sturm, der um ihn tobte und ihn von den Füßen zu reißen drohte. Er stemmte sich dagegen und wusste nicht warum. Ein Zwang trieb ihn vorwärts, um jeden Preis weiterzugehen.
    Vor sich, wie in weiter Ferne, sah der Professor auf einmal einen Lichtschimmer. Er beschleunigte seine Schritte und stürmte darauf zu. Es gab für ihn kein Halten mehr. Etwas schien auf ihn zu warten, schien ihn zu rufen und anzutreiben.
    Zamorra achtete nicht mehr auf seine Verletzungen. Obwohl er sich immer schmerzhaft an den roh behauenen Wänden stieß, blieb er nicht stehen und rannte durch den Gang. Längst hatte er die Treppe hinter sich gelassen und befand sich auf ebenem Boden.
    Der Lichtschein vor ihm wurde immer heller, bis er ihm nahezu körperliche Schmerzen zufügte. Zamorra spürte die Schmerzen zwar, doch konnte er sich davor nicht in Sicherheit bringen. Er musste weiter auf das Licht zueilen.
    Es war eine schwere Tür, die den geisterhaften Schein abstrahlte.
    Sie war übermannshoch und mit Eisen beschlagen. Sie schien aus sich selbst heraus zu strahlen. Die feinen Verzierungen, Schnitzarbeiten in den massiven Holzbohlen schienen zu leben. Die stilisierten Figuren bewegten sich und gingen den Tätigkeiten nach, bei deren Errichtung der Künstler sie dargestellt hatte.
    Wie gebannt blieb Zamorra vor der Tür stehen. Seine Augen waren weit aufgerissen, als könnten sie alles gar nicht fassen, was sich ihnen darbot. Zamorra streckte eine Hand aus. Sie schwebte auf die schmiedeeiserne Türklinke zu und umschloss sie. Weiß traten an der Hand die Knöchel hervor. Es schien den Professor ungeheure Kraft zu kosten, die Tür zu öffnen. Endlich gab die Klinke nach und ließ sich nach unten drücken. Zamorra stemmte sich gegen die Tür und schob sie auf.
    Der Lichtschimmer deckte nun alles zu. Nichts war mehr zu erkennen als die schreiende, verzehrende Helligkeit, die durch den Türschlitz in den Gang strömte.
    Zamorra stieß einen heiseren Schrei aus. War es Schmerz oder Freude über den Erfolg?
    Schließlich war die Tür ganz offen. Zamorra setzte sich in Bewegung und wankte mit schlurfenden Schritten in den Raum hinein.
    Dabei ließ er wie durch ein Wunder die gleißende Helle hinter sich zurück. Vor ihm war es stockdunkel wie hinter einer Barriere, die alles schluckte und abhielt.
    Es dauerte einige Sekunden, bis Zamorra etwas erkennen konnte.
    Gesichter glitten auf ihn zu, Gestalten, körperlose Schemen, die aus dem Nichts entstanden, auf ihn zurasten und dicht vor ihm wieder zerflossen, um spurlos zu verwehen.
    Zamorra erkannte sie wieder. Es waren die Leute, die er in der Nacht unten im Dorf gesehen hatte. Wie kamen sie hierher? Er konnte sich die Frage nicht mehr beantworten.
    Etwas hüllte ihn ein, drohte ihn zu verschlingen. Zamorra hatte das Gefühl, er würde in einen bodenlosen Schacht stürzen.
    Er schwebte über einem Nichts. Und er begann zu stürzen. Immer rasender wurde der Fall, immer schneller. Er fühlte, wie er durch die Luft schoss.
    Die Gesichter der Alten aus dem Dorf tauchten vor ihm auf. Sie winkten ihm. Die Gesichter lächelten, grinsten, verhöhnten ihn.
    Dann sah er nichts mehr. Ein Schlund schien ihn zu verschlucken, und um ihn war Nacht…
    ***
    Mit schmerzhafter Deutlichkeit wurden ihm die Unebenheiten des felsigen Bodens bewusst, auf dem er lag. Sie übertrugen sich auf seinen gepeinigten Körper und erinnerten ihn an seine geradezu aussichtslose Lage.
    Allein stand er einer Schar von überirdischen Wesen gegenüber, von deren Plänen

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