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004 - Das Wachsfigurenkabinett

004 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 004 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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einen elektrischen Schlag bekommen. Die Tür war verhext, und mit normalen Mitteln konnte sie den Bannspruch nicht aufheben. Also setzte Coco sich wieder. Immerhin wußte sie nun, daß es hier wirklich nicht mit rechten Dingen zuging.
    Madame Picard saß noch immer reglos auf der Couch.
    »Kennen Sie Miriam Corbey und Kathy Boucher?« fragte Coco.
    »Ja«, erwiderte Madame Picard tonlos.
    »Sie wissen, daß Miriam Corbey tot ist? Und Kathy Boucher ist spurlos verschwunden.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Wo finde ich Kathy? Antworten Sie!«
    Madame Picards Lippen bewegten sich. Sie wollte etwas sagen, doch kein Wort kam aus ihrem Mund. Schweiß perlte auf ihrem Gesicht. Sie stöhnte. »Nein«, rief sie. »Nein! Ich darf nichts verraten.«
    Es war so, wie Coco vermutet hatte: Die Frau stand unter einem fremden Einfluß, und dieser Einfluß war zu stark. Coco konnte ihn mit ihren bescheidenen Mitteln nicht außer Kraft setzen. »Was hat es mit der Sonderführung auf sich?« bohrte die ehemalige Hexe weiter.
    »Das darf ich nicht sagen.«
    Coco stellte noch einige weitere Fragen, doch sie bekam keine vernünftige Antwort mehr. Madame Picards Gesicht war rot geworden.
    Ihre Augen flackerten. Coco stand auf. So kam sie nicht weiter. Sie überlegte kurz. Vielleicht würde eine Beschwörung helfen, aber die konnte sie hier nicht durchführen; dazu benötigte sie einige magische Gegenstände. Sie beugte sich über Madame Picard und riß ihr einige Haare aus. Sie mußten besonders lang sein, damit die Beschwörung sicher ihre Wirkung erzielte. Anschließend schnitt sie der Frau mit einer Schere, die sie in der Schublade des Schreibtisches gefunden hatte, einige winzige Stücke ihrer Fingernägel ab und verstaute diese gewissenhaft in einem Briefumschlag. Bevor sie den Raum verließ, durchsuchte sie noch rasch die Schreibtischschubladen, fand aber nichts Besonderes. In einem Schrank entdeckte sie Unterwäsche und stopfte diese in eine Plastiktragetasche.
    Schließlich blieb sie abermals vor Madame Picard stehen und befahl ihr zu vergessen, daß Coco jemals hiergewesen war. Der Bann des fremden Dämons war nicht sonderlich stark, so daß die ehemalige Hexe keine Mühe hatte, Madame Picard zu beeinflussen. Danach verließ sie das Zimmer, ging unbeachtet an der Kasse vorbei und auf die Straße. Ihr Besuch war nicht so verlaufen, wie sie es sich erhofft hatte, aber immerhin hatten sich einige Hinweise ergeben. Madame Picard hatte auf jeden Fall etwas mit den geheimnisvollen Vorfällen zu tun. Als sie das Grundstück verließ, erblickte sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite Daniel Shorter, der in seinem Wagen saß und das Haus beobachtete.

    Dorian war es gelungen, Karten für die Galapremiere zu bekommen. Interessiert hörte er sich Cocos Bericht an. »Was hast du jetzt vor?« erkundigte er sich.
    »Ich möchte eine Beschwörung vornehmen«, sagte die ehemalige Hexe. »Ein Versuch kann nicht schaden. Vielleicht kann ich die Sperre durchbrechen und Madame Picard in meinen Bann ziehen.«
    Dorian fühlte sich immer unbehaglich, wenn er an Cocos Vergangenheit erinnert wurde. Nur zu deutlich entsann er sich seines Erlebnisses in Wien, als Coco ihm mittels ihrer Hexenkräfte den Kopf verdreht hatte. »Muß das wirklich sein?« fragte er.
    »Ja«, sagte sie fest. »Es ist ein Versuch. Wir wissen, daß Madame Picard etwas mit diesen Fällen zu tun hat. Möglicherweise kann die Beschwörung uns weiterhelfen.«
    Ohne ihm Gelegenheit zu weiterem Widerspruch zu geben, zog sich Coco in ihr Zimmer zurück. Dort holte sie ein Stück Stearin aus einer Tasche, nahm es zwischen beide Hände und wartete, bis es weich geworden war. Dann begann sie eine kleine Statue zu formen, die einen übergroßen Kopf, unglaublich breite Hände und riesige Brüste hatte. Sie stellte die Figur auf einen Tisch, über den sie ein schwarzes Tuch gebreitet hatte, holte das Kuvert hervor, preßte die fünf Haare in den Kopf der Statue und bohrte schließlich auch die abgeschnittenen Fingernagelstücke in den Leib der Wachsfigur.
    Schließlich verdunkelte sie den Raum und zündete eine dicke Kerze an. Sie kauerte vor dem Tisch nieder, spreizte die Beine, legte die Handflächen nach oben auf den Tisch und stieß seltsame Worte aus.
    Mehr als eine halbe Stunde lang konzentrierte sie sich auf die Figur, bis diese von innen heraus zu leuchten begann. Auf dem Höhepunkt der Anstrengung zog Coco wie in Trance ein Pentagramm um die Figur. Ihre Kräfte reichten tatsächlich

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