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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Die schweren Chassis wurden wie Spielbälle durch die Luft gewirbelt und begruben die Scimaro, die sich in den Graben hinab gewagt hatten, unter sich.
    Bork sprang im letzten Moment an den Autos in die Höhe, auf die sich seine Familie geflüchtet hatte. Er klammerte sich gerade an einem ehemals roten Alfa Romeo fest, als hinter ihm ein schweres Mercedeswrack zu Boden prallte - und seinen Verfolger erschlug, der ihn gerade an den Beinen packen und in die Tiefe zerren wollte. Die schwere Karosserie zerquetschte den deformierten Körper, bevor sie weiter rutschte.
    Die Erschütterung ließ den Alfa unter Borks Händen vibrieren, doch zum Glück hielt die seit Jahrhunderten festgefügte Konstruktion stand. Nachdem sich die Schwingungen gelegt hatten, kletterte der Ausgestoßene hastig in die Höhe. Er nutzte vorstehende Motorhauben und fensterlose Seitentüren als Halt, um sich geschwind bis an die Spitze vorzuarbeiten.
    An einer Fiat-Limousine verschnaufte er kurz und sah sich zu den überlebenden Affenmenschen um, die aufgeregt auf den zusammengestürzten Wracks herumsprangen. Einige Scimaro wiesen schwere Schürfwunden auf, doch ihre Angriffslust schien nicht im geringsten gemildert.
    Ohne auf einen blutüberströmten Artgenossen zu achten, der sich mühsam zwischen den Wracks ins Freie quälte, sprangen drei Affenmenschen über das Trümmerfeld auf den Autoturm der Ausgestoßenen zu.
    Bork streckten sich mehrere Hände entgegen, die ihm weiterhelfen wollten. Neben Zila waren es besonders Dorans starke Arme, die ihn in die Höhe hoben. Angesichts der unzähligen Scimaro, die von allen Seiten auf sie zuströmten, waren ihre vorherigen Streitereien vergessen. Nun ging es ums nackte Überleben!
    Schon kletterten die ersten Scimaro an den Wracks empor, um zu den sechs , Erwachsenen und den beiden Kindern zu gelangen, die sich auf der obersten Schicht furchtsam aneinander drängten.
    »Tu endlich etwas«, keifte Yolla ihren Bruder in Todesangst an. »Du bist doch der Stärkste von uns!«
    Bork nickte. Seine Schwester hatte Recht, es gab keinen anderen Weg mehr. Nun konnte ihnen nur noch ihre Gabe - das Geschenk ihres Gottes im Stein - helfen. Er umfasste das Amulett an seinem Hals und betete zu Mee-tor, bevor er seine Kräfte für die bevorstehende Attacke sammelte.
    Direkt unter ihm kletterte ein Affenmensch heran. Er war bereits so nahe, dass man eine alte Narbe erkennen konnte, die quer über seine linke Gesichtshälfte verlief.
    Bork durfte nicht länger zögern. Hastig suchte er nach dem Bewusstsein des Narbengesichts. Dann stieß er wie ein Speer in ihn hinein. Wie ein Blitz fuhr er in die fremden Gehirnwindungen, tastete durch sie hindurch und suchte die Schwingungsfrequenz des Scimaro. Dann griff er mental zu, um den primitiven Verstand unter seine Kontrolle zu bringen.
    Die Verschmelzung ihrer Gedanken war schmerzhaft.
    Bork spürte, wie eine brennende Woge des Ekels durch seinen Körper schoss. Es war, als würde jemand mit unreinen Fingern nach seinem Verstand greifen und tief in seinem Innersten wühlen, um es nach außen zu kehren. Die Gedankenwelt seines Gegners riss ihn in einen Strudel fremder Emotionen, die sein Bewusstsein zu überfluten drohten und ihn bis an die Klippe des Wahnsinns drängten.
    Vergeblich versuchte Bork den Ansturm der animalischen Eindrücke zurückzuschlagen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Die Stirnhaut spannte sich so sehr, dass sie zu reißen drohte. Ein unkontrolliertes Zittern überfiel seinen Körper, während die Arme sinnlos durch die Luft schlugen. Seiner verkrampften Brust entrang sich ein gepeinigter Schrei, der nur als halbersticktes Gurgeln über die entstellten Lippen kam.
    Hatte er bereits verloren, bevor der Kampf richtig begann?
    Wie aus unendlich weiter Ferne vernahm sein Ohr die Geräusche des Affenmenschen, dessen Pranken gehetzt über die Autobleche kratzten. Dem Scimaro bereitete der Kontakt ebenfalls Schmerzen.
    Röchelnd presste Bork Luft in seine zusammengefallenen Lungen, pumpte die letzten Energiereserven durch den Körper und verstärkte so die Kräfte seines beinahe paralysierten Geistes. Im letzten Winkel des verbliebenen Verstandes bildete sich ein Widerstandsnest. Es wuchs heran und wurde rasend schnell größer - bis er den Schmerz wie einen Schleier von sich riss und auf den Gegner zurückschleuderte.
    Einem Blitzschlag gleich jagte der Impuls über ihre Gedankenverbindung und traf das fremde Bewusstsein. Der Scimaro sprang gepeinigt in die

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