004 - Die Blutbestie
Fencel rannte, so schnell er konnte. Er fegte mit weiten Sätzen über die Wiese, sprang über niedrige Gebüsche, verlangte seinem Körper das Letzte ab.
Fort! Nur fort von hier! schrie es in ihm. Die Todesangst peitschte ihn zu seinem Kollegen zurück.
Plötzlich waren seine beiden Beine blockiert. Sie saßen in einer unsichtbaren Klammer fest. Der Unsichtbare mußte sich auf seine Beine geworfen haben, hielt sie nun knurrend umklammert, ließ sie nicht mehr los.
Fencel kippte nach vorn.
Er schleuderte die Arme vor und fing seinen stürzenden Körper ab.
Sofort ließ der Unheimliche von seinen Beinen ab.
, In derselben Sekunde war der grauenvolle Mörder über ihm.
Fencel spürte instinktiv, daß seine letzte Stunde geschlagen hatte.
Er begann, laut und gellend loszubrüllen...
***
Rudy Swift stand wie auf Kohlen.
Er ging nervös vor dem Dienstwagen auf und ab, wußte seine innere Unruhe nicht zu zähmen.
Wo nur Bob so lange blieb.
Allmählich wurde die Kälte unerträglich. Sie kroch in die Glieder des alten Mannes und lähmte die Gelenke.
Während er auf seinen kurzen Beinen herumtänzelte, holte er die Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an.
Nach einer Weile schnippte Swift die Zigarette auf den Sandweg und trat sie aus.
Die nasse Kälte begann ihn zu schütteln. Seine Zähne klapperten. Er schob die Hände in die Taschen und zog die Schultern hoch.
Er wandte dem Wind sein Gesicht zu und starrte ungeduldig in die Richtung, in der Bob Fencel verschwunden war.
Die unheimlichen Nebel machten ihm Angst.
Zitternd blieb er stehen und blickte auf den zerschrammten Thunderbird.
Seine Zehen begannen zu schmerzen. Die Schuhe waren zu dünn für die Jahreszeit. Bald kam der Winter. Es war Zeit, die pelzgefütterten Schuhe aus dem Schrank zu holen.
Swift betrachtete den Blechschaden.
Der Kühlergrill des Thunderbird war ziemlich demoliert. Die Scheinwerfer hatten keine Schutzgläser mehr, die Reflektoren waren verbeult. Die ganze Motorhaube war etwas zusammengeschoben.
Swift hob den Blick.
Seine Augen tasteten sich mechanisch zur Windschutzscheibe hinauf. Sie erreichten den Fahrersitz. Niemand saß im Wagen.
Und doch konnte gerade jetzt der Unsichtbare wieder drinsitzen, Swift erschrak bei dem Gedanken an den Unsichtbaren.
Er wollte sich in den Streifenwagen setzen, da bellte plötzlich ein Schuß auf.
Swift zuckte zusammen, als hätte die Kugel ihn getroffen.
Er starrte mit angstgeweiteten Augen in das undurchdringliche Dunkel.
Swift stand wie angewurzelt vor dem Streifenwagen. Sein Mund war offen.
Er lauschte in die unheimliche Nacht hinein.
Da!
Waren das nicht Schritte? Lief nicht jemand über die Wiese?
Swift stockte der Atem. Was sollte er tun? Sollte er dem Kollegen, der offensichtlich vor dem Unsichtbaren floh, entgegenlaufen, ihm zu Hilfe eilen? War er das Bob nicht schuldig?
Plötzlich durchraste ein fürchterlicher Schock seinen Körper. Seine Kopfhaut zog sich zusammen. Kalte Schauer fegten über seinen Rücken.
Der gellende Schrei, den er hörte, war so entsetzlich, daß dem alten Polizisten unwillkürlich der Atem stockte.
***
«Booob!« brüllte Rudy Swift bestürzt.
Panisches Entsetzen riß ihn vorwärts.
Ein zweiter markerschütternder Schrei wurde vom Wind über die Landschaft gepeitscht.
Bob befand sich in Todesgefahr. Bevor Swift überlegen konnte, hetzte er bereits los. Entsetzliche Furcht trieb ihn zu höchster Eile an. Seine Knie schlotterten, während er mit unsicheren Schritten keuchend durch das hohe Gras hastete.
Verzweiflung peinigte ihn.
Zu alldem wäre es wahrscheinlich nicht gekommen, wenn es ihm gelungen wäre, Bob davon abzuhalten.
Der Schrei wurde schrill. Ein fürchterliches Gurgeln wurde vom Wind zu dem über die weite Wiesenfläche keuchenden Polizisten getragen, wurde ihm wie ein aufrüttelnder Vorwurf ins Gesicht geschleudert.
Swift strauchelte und fiel hin.
Japsend kam er wieder auf die Beine. Weiter! Weiter! brüllte es in ihm. Bob! Bob! Ich komme! schrie er in Gedanken, während ihm eine entsetzliche Angst die Kehle zuschnürte und ihn kaum noch genügend Luft in die flatternden Lungen pumpen ließ.
Swift hörte keinen Laut mehr.
Das machte ihn noch unruhiger. Obwohl er sich bereits sehr weit in die Wiese hineingewagt hatte, konnte er Bob Fencel immer noch nicht sehen.
Er wich keuchend einigen Büschen aus, hastete erregt weiter.
Schweiß brach aus seinen Poren. Ein dicker, glänzender Film klebte auf seiner
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