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004 - Die Blutbestie

004 - Die Blutbestie

Titel: 004 - Die Blutbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. F. Mortimer
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allein.
    Dabei hatte er doch deutlich zu hören geglaubt, wie die Tür ins Schloß gefallen war.
    Wieder schüttelte er gütig den Kopf. »Fast siebzig«, sagte er zu sich selbst. »Da beginnt sich allmählich die Verkalkung bemerkbar zu machen.«
    Er wandte sich, immer noch kopfschüttelnd, um und ging zu einem kleinen Aufsatzschrank.
    Er öffnete die dunkelbraun gestrichene Tür, holte die Flasche mit dem köstlichen Meßwein hervor, stellte ein Glas auf das Pult und füllte es.
    Hinter ihm stand ein schwerer Messingkerzenleuchter auf dem Tisch.
    Während Pater Antonius genüßlich kleine Schlückchen von seinem Meßwein trank, wurde plötzlich der massive Kerzenleuchter von einer unsichtbaren Hand hochgehoben.
    Es sah gespenstisch aus.
    Der Kerzenleuchter schien plötzlich zu leben. Er stieg vom Tisch empor und schwebte ganz langsam auf den Priester zu.
    Pater Antonius hörte in diesem Augenblick ein kleines Geräusch hinter sich.
    Er wandte sich langsam um. Über sein gütiges, altes Gesicht legte sich augenblicklich ein Schleier des Erstaunens.
    Er ließ das noch halbvolle Glas zu Boden fallen, als er den Kerzenleuchter auf sich zuschweben sah. Das Glas zerschellte in tausend Scherben. Der Wein spritzte nach allen Richtungen.
    Der Priester erstarrte.
    Seine Augen hatten sich geweitet, doch er hatte keine Angst.
    »Steve!« sagte er mit fester Stimme.
    Der Kerzenleuchter blieb mit einem Ruck in der Luft stehen.
    »Steve Dury!« sagte Pater Antonius laut und freundlich.
    Seine Stimme zitterte nicht. Sein Herz klopfte zwar um einige Takte schneller, aber er fürchtete den Unsichtbaren nicht.
    Mit sicherer Handbewegung bekreuzigte sich der Priester.
    »Ich bin froh, daß du endlich zu mir gefunden hast, mein Sohn!« sagte der alte Mann.
    Er hörte den Unsichtbaren aufgeregt atmen.
    »Du brauchst dringend Hilfe«, sagte der Pfarrer. »Niemand kann dir so helfen wie ich. Denn Gott hilft dir durch mich. Es ist schrecklich, was dir widerfahren ist, mein Sohn. Ich fühle mit dir, und mein Herz ist traurig, wenn ich höre, welch großes Leid du den Bürgern unserer Stadt zugefügt hast. Ich weiß, daß du im Grunde deiner Seele ein guter Mensch bist, Steve. Ich weiß, daß dich der Böse dazu anstiftet, diese gräßlichen Dinge zu tun. Deshalb habe ich dich seit Tagen überall gesucht. Vielleicht sind wir einander sogar begegnet. Ich weiß es nicht. Man kann dich ja nicht sehen. Möglicherweise hast du mich beobachtet. Ich war beim Moor. Ich habe dich gerufen, Steve. Ich war drüben bei dem abgebrannten Haus. Ich habe dich draußen auf dem Friedhof gesucht, weil man mir gesagt hatte, daß du dich manchmal hier aufhältst. Hast du mich nicht rufen gehört, mein Sohn?«
    Der Unsichtbare stieß ein tierisches Fauchen aus.
    Der Leuchter zuckte ein Stück vorwärts. Irgend etwas schien den unheimlichen Mörder jedoch zu hemmen. Er wollte zuschlagen, doch es gelang ihm nicht, sich dazu zu überwinden.
    Vielleicht war es das gütige Gesicht des alten Mannes, das ihn zögern ließ. Vielleicht war es der vertrauensvolle Blick.
    Der Pater blickte ohne Furcht auf den Kerzenleuchter.
    »Stell den Leuchter wieder an seinen Platz, Steve«, bat er. »Bitte, Steve. Du bist nicht in unsere Kirche gekommen, um mich zu töten ...«
    Wieder war dieses drohende Fauchen zu hören. Diesmal war es ungeduldiger, nervöser, gefährlicher.
    »Dich hat deine innere Unruhe hierhergetrieben«, sagte Pater Antonius überzeugt. »Der Wunsch nach Trost hat deine Schritte hierher gelenkt, Steve, denn du weißt, daß du ihn nur hier finden kannst. Hier bei mir. Hier bei Gott.«
    Der Kerzenleuchter begann in der Luft zu zittern. Es hatte den Anschein, als würde er jeden Augenblick auf den alten Priester niedersausen.
    »Stell also den Leuchter weg«, sagte Pater Antonius freundlich, »knie neben mir nieder und bete mit mir um die Erlösung von deinen Qualen, Steve.«
    Er wandte dem Unsichtbaren den Rücken zu, blickte zu dem in der Ecke hängenden Kreuz hinauf und sank dann langsam auf die Knie.
    Der Pater faltete die Hände.
    Er vertraute ganz auf Gott. In seinen Händen lag nun sein altes Leben. Wenn Gott es wollte, dann sollte er ihn nun durch diesen Unglücklichen von der Erde abberufen.
    Wenn es ihm nicht gefiel, dann würde Dury den Kerzenleuchter an seinen Platz zurückstellen und neben ihm niederknien, um zu beten.
    Es war das einzige, was Pater Antonius in dieser gefährlichen Situation tun konnte.
    Er war zu alt, um vor dem Ungeheuer

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