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004 - Die Blutbestie

004 - Die Blutbestie

Titel: 004 - Die Blutbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. F. Mortimer
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davonzulaufen. Er hätte nicht einmal die Tür erreicht.
    Er konnte sich nur ergeben in sein vorausbestimmtes Schicksal fügen, konnte nichts anderes tun, als sich mit dem, was der Herr für ihn bestimmt hatte, einverstanden erklären.
    Egal, wie schlimm es kommen würde.
    Der Unsichtbare stellte den Kerzenleuchter nicht an seinen Platz zurück.
    Jetzt, wo ihm der Priester den Rücken zugewandt hatte, bewegte sich der Leuchter wieder langsam vorwärts.
    Genau auf den kahlen Hinterkopf des alten Priesters zu.
    ***
    Pater Antonius betete laut.
    Seine Stimme klang immer noch fest und furchtlos.
    Er sah nicht, wie der schwere Kerzenleuchter hochzuckte.
    Im selben Moment wurde die Tür zur Sakristei aufgestoßen.
    Eine ältere Frau mit vergrämten Zügen trat ein. Sie trug ein verwaschenes Kleid unter dem abgewetzten Mantel. Auf dem Kopf trug sie ein altes, dünnes Kopftuch. Sie hatte kein Geld, war in Not, hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als sich an Pater Antonius um Hilfe zu wenden.
    Der alte Priester hatte ihr diese Hilfe zugesagt. Aus diesem Grund war sie in die Sakristei gekommen.
    Sie sah den Priester vor dem Kreuz knien und laut beten.
    Und dann sah sie etwas, daß ihr beinahe die Besinnung raubte.
    Sie sah den Kerzenleuchter, der gerade in diesem Augenblick auf den kahlen Hinterkopf des Paters niedersauste.
    Ein fürchterlich schriller Schrei entrang sich ihrer Kehle.
    Der Schrei zitterte hallend durch die Kirche, echote gespenstisch von den Wänden.
    Der Schlag war von einem dumpfen Geräusch begleitet.
    Pater Antonius kippte getroffen zur Seite. Der Messingleuchter fiel klirrend neben ihn, hämmernde Schritte waren zu hören.
    Die entsetzte Frau stand mit angstgeweiteten Augen in der Tür, war unfähig, sich zu bewegen.
    Plötzlich spürte sie eine eiskalte Pranke im Gesicht. Der Schlag war entsetzlich. Sie taumelte von der Tür weg, fing sich an der Mauer, wollte schreien, doch diesmal war ihre Kehle durch das panische Entsetzen so zugeschnürt, daß sie nur ein kaum hörbares Krächzen hervorbrachte.
    Ein hysterisches Zittern erfaßte sie. Ihr Gesicht zuckte unkontrolliert.
    Sie starrte in die leere Kirche, hörte die hämmernden, hallenden Schritte des Unsichtbaren, der durch den Hauptgang zwischen den Gebetsbänken hastete.
    Sie sah, wie die riesige Kirchentür aufgerissen wurde und im selben Moment zur Seite flog.
    Die Tür krachte gegen die Wand. Ein gewaltiger Donner rollte durch das hohe Kirchengewölbe.
    Dann war der Spuk vorbei.
    Der Unsichtbare war fort.
    Die Frau spürte den eiskalten, lähmenden Schock tief in ihren Knochen. Sie konnte kaum den Kopf wenden, war der Sprache nicht mehr mächtig, Tränen rollten über ihre fahlen Wangen, während ihre blutleeren Lippen heftig zuckten.
    Pater Antonius erwachte aus einer kurzen Ohnmacht.
    Stöhnend rollte er sich auf den Rücken. Die Arme fielen zur Seite und rutschten auf den steinernen Kirchenboden.
    Wie gekreuzigt lag er da, blickte verwirrt zur weißen Decke.
    Er war noch nicht ganz bei Besinnung, als sich die Frau überwunden hatte, zu ihm zu laufen, seinen Kopf besorgt hochzuheben, ihm die weißen Wangen zu tätscheln.
    Sie spürte klebriges Blut an ihren Fingern. Der alte Mann hatte eine häßliche Platzwunde davongetragen, die ziemlich stark blutete.
    Die Frau wußte in ihrer Aufregung nicht, was sie mit dem alten Mann machen sollte. Sie wollte ihn nicht hier liegenlassen und Hilfe holen. Sie hatte Angst, der Unsichtbare könnte zurückkommen und sein grausiges Werk vollenden.
    Sie fürchtete aber auch, daß er ihr draußen auf dem Friedhof auflauerte, um sich wegen der Störung an ihr zu rächen.
    Sie half dem alten Priester ächzend auf die Beine. Sie setzte ihn auf einen Stuhl, holte Wein, gab ihm zu trinken, holte Verbandszeug, als er ihr sagte, wo welches war, und verarztete die furchtbare Wunde.
    Während sie den Pater verband, schluchzte sie leise.
    Pater Antonius hatte die Hände gefaltet.
    Er murmelte mehrere Gebete. Dann sagte er: »Er wollte es nicht tun. Er hat lange gezögert. Er wollte es bestimmt nicht tun. Der Satan hat ihn dazu gezwungen. Das Böse ist leider stärker als er. Er tut mir Leid. Sehr Leid.«
    ***
    Donovan brachte Alice wieder zu ihrem Haus zurück.
    Es stand am Rande von Holsworthy. Nicht weit dahinter war ein kleiner Birkenhain zu sehen.
    Dave ging nicht mit ins Haus. Er verabschiedete sich an der Tür von dem Mädchen.
    »Ich würde mich an Ihrer Stelle einschließen«, riet er besorgt. »Oder zu

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