004 - Geheimcode Alpha
wurden an Bord eines beschädigten, unlizenzierten Raumers aufgegriffen, der unseren Ermittlungen zufolge einer Piratentätigkeit nachging. Daher unterstehen Sie bis zum Eintreffen der nächsten UNO-Kommission meiner Befehlsgewalt.« Ein süffisantes Lächeln legte sich um seinen Mund. »Diese Kommission wird allerdings noch eine Weile auf sich warten lassen.«
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, frohlockte Haiko innerlich. Er hatte es also geschafft! Er befand sich innerhalb der Flibo-Gefangenenstation!
Doch im nächsten Moment überkam ihn nacktes Entsetzen. Clint Fisher hatte Professor von Wylbert durch die Investition einiger Menschenleben – wie er sich gefühlskalt auszudrücken beliebt hatte – dazu bewogen, auf die benachbarte Forschungsstation des Konzerns auszuweichen. Hatte der Sicherheitschef auch geplant, die Funkanlage des angeblichen Piratenraumers explodieren zu lassen, damit die Flibo-Raumer auf den sonst nur schwer ortenden Eindringling aufmerksam wurden?
Mit anderen Worten … hatte er den Tod weiterer drei Menschen einkalkuliert, nur um eine nahtlose Durchführung seines Plans zu ermöglichen?
»Wir haben uns erlaubt«, fuhr Sodor fort, »Sie einer kurzen medizinischen Untersuchung zu unterziehen. Sie wissen sicherlich noch, dass Sie sich Ihrer Gefangennahme widersetzt haben und schockbehandelt werden mussten?«
Schockbehandelt … welch ein zynischer Ausdruck!
Haiko zwang sich zu einem Nicken.
»Gut. Während dieser Untersuchungen haben wir festgestellt, dass Sie mit einem Psychoblock ausgestattet sind. Der Versuch, diesen Block zu lösen, würde zweifellos zu Ihrem Tod führen. Da wir erstens keine Unmenschen sind, zweitens der UNO-Gesetzgebung unterliegen und drittens gern von Ihnen erfahren möchten, wo sich die Basis Ihrer Piratenkollegen befindet, haben wir auf den Versuch, den Block zu knacken, vorerst verzichtet.«
Reiner Spott sprach aus diesen Worten. Sodor hatte Haiko nur deutlich machen wollen, dass er ein Gefangener war, der außerhalb aller UNO-Konventionen stand. Flibo konnte mit ihm nach Gutdünken verfahren.
»Ich weiß nicht, wo sich die Piratenbasis befindet«, erklärte Haiko wahrheitsgemäß. »Ich bin bereit, mich einer Lügendetektoruntersuchung zu unterziehen.«
Noch immer lächelnd, nickte Sodor. Seine Miene blieb jedoch völlig ausdruckslos; Haiko hätte nicht sagen können, ob der Kommandant über seine Worte Überraschung empfand.
»Eine sehr lobenswerte Einstellung«, sagte Sodor. »Es freut mich, dass Sie zu einer Zusammenarbeit bereit sind. Sie wissen jedoch selbst, dass auch die modernsten Lügendetektoren keine absolute Gewähr für die Wahrheitsfindung bieten, wenn der betreffende Delinquent durch einen Psychoblock geschützt ist. Nein …«, fuhr der Kommandant fort, »… wir kennen andere Methoden, zu einer definitiven Wahrheitsfindung zu gelangen. Wir brauchen Sie lebendig – doch im Prinzip genügt uns Ihr Gehirn. Wir werden Sie geistig zermürben, Mr. … Wollen Sie mir Ihren Namen nennen?«
Haiko hatte tausend Fragen, verbiss sie sich jedoch. Er war Sodor und seinen Schergen hilflos ausgeliefert und konnte von Glück reden, nicht einem Dauerpsychoverhör unterzogen oder in eine Einzelzelle gesperrt zu werden.
»Gut, kein Name – und Gegenfragen auch keine …« Sodors Lächeln wurde breiter. »Ich hätte Sie Ihnen sowieso nicht beantwortet. Außerdem sind mir Antworten sowieso lieber. – Nun, Sie sind sich darüber klar, dass jeder Fluchtversuch aussichtslos ist? Unser Sicherheitssystem ist perfekt.«
Haiko nickte nur.
»Nun gut. Bis das nächste Kurierschiff eintrifft, werden wir Sie zur Schwerstarbeit in den Kobaltminen einsetzen. Danach kehren Sie zur Erde zurück. In Rheinstadt stehen unseren Spezialisten subtilere Geräte und Methoden zur Verfügung als hier auf der zugegeben etwas provinziellen Venus. Haben Sie nicht vielleicht doch noch Fragen?«
Haiko schwieg.
Sodor betätigte überraschend außerhalb von Haikos Sichtfeld einen Schalter und die Fesseln sprangen zurück. Haiko versuchte, sich zu erheben, doch die Beine versagten ihm den Dienst. Plötzlich vernahm er ein Geräusch hinter seinem Rücken. Nun, wo er wieder Kopf und Oberkörper bewegen konnte, sah er, dass er von zwei Wachposten flankiert war, die ihn nun grob aus dem Sessel zerrten. Der eine Mann stützte ihn, während der andere ihm mit rücksichtslosem Nachdruck beim Anlegen eines unförmigen altmodischen Raumanzugs half. Er versiegelte sämtliche Dichtungen; nur
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