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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wegging. Ich glaube, sie ist dort in Stellung.«
    »Blödsinn!« fuhr Leete ihn an. »Zu welchem Zweck behält er ein Mädchen in seinem Büro - ein Mädchen dieses Schlages?«
    Hermann gab indessen zu verstehen, daß er Leetes Ansicht nicht teile.
    »Dies ist die vollkommene Sekretärin, nach der er schon immer auf der Jagd ist. Das Mädchen wird einmal ein Faktor werden, mit dem man rechnen muß, Leete -vielleicht ist sie es bereits.« Er biß sich nachdenklich auf den Zeigefinger. »Wenn sie wüßte!« sagte er halblaut zu sich.
    Leete verabschiedete sich rasch und erreichte ein paar Minuten nach der verabredeten Zeit das Büro des Trusts.
    King Kerry war da; Fräulein Marion saß an einem Schreibtisch aus Rosenholz hinter einem Stoß von Papieren, was auf eine Dauerstellung schließen ließ.
    »Nehmen Sie Platz, Herr Leete«, sagte Kerry mit einer einladenden Handbewegung. »Und nun machen Sie mir Ihr genaues Angebot.«
    Leete warf einen nicht mißzuverstehenden Blick auf Else, und sie war im Begriff aufzustehen, als eine Handbewegung Kerrys sie zurückhielt.
    »Ich habe keine Geschäftsgeheimnisse vor Fräulein Marion.« Der leicht erregbare Leete kochte innerlich vor Wut. Daß er, eine Größe in jeder Beziehung, in Gegenwart eines Ladenmädchens und noch dazu einer seiner früheren Angestellten offen sprechen sollte, war eine bittere Pille für seinen Stolz.
    »Es ist nicht viel zu sagen«, begann er mit angenommener Nonchalance, von der er indessen weit entfernt war. »Ich habe Ihnen geschrieben, daß ich Goulding bin und daß ich zu einem bestimmten Preis verkaufen will.«
    »Sie haben die Tatsache, daß Sie der führende Kopf in der Firma Goulding sind, verheimlicht, als ich Ihr anderes Geschäft kaufte«, sagte Kerry mit feinem Lächeln. »Sie waren nicht einmal auf dem Gericht zugegen - Ihr Anwalt erledigte wohl die Sache für Sie?« Leete nickte.
    »Ich habe das natürlich alles gewußt«, fuhr King Kerry in ruhigem Ton fort. »Deshalb habe ich auch das billigere Objekt gekauft. Was verlangen Sie für Ihren kostbaren Laden?«
    »Eineinviertel Million«, erwiderte Leete mit Nachdruck, »nicht einen Pfennig weniger.«
    Kerry schüttelte den Kopf und erwiderte langsam: »Ihr Geschäft lebt von der Hand in den Mund. Sie schütten nur mittelmäßige Dividenden aus und haben keine Reserven.«
    »Wir haben im letzten Jahr einen Reingewinn von hundertfünfzigtausend Pfund gehabt«, entgegnete Leete lächelnd.
    »Stimmt genau - ein klein wenig über zehn Prozent des Preises, den Sie fordern -, doch ich biete Ihnen für Ihr Geschäft in bar fünfhunderttausend Pfund.«
    Leete stand ohne weiteres von seinem Stuhl auf und zog die Handschuhe an.
    »Ihr Angebot ist lächerlich«, sagte er; und er glaubte es auch tatsächlich.
    King Kerry hatte sich ebenfalls erhoben.
    »Mein Angebot liegt um ein weniges unter dem effektiven Wert des Objektes, aber ich muß eine Spanne haben, um den Verlust wieder auszugleichen, den ich durch Überzahlung von Tack & Brighten erlitten habe.«
    Er geleitete den Besucher zur Tür. »Ich hätte Sie gerne zum Lunch gebeten, um die Angelegenheit ruhig zu besprechen, aber ich muß heute nachmittag leider nach Liverpool fahren.«
    »Alles Hinundherreden könnte nichts an meiner Forderung ändern«, erwiderte Leete grimmig. »Ihr Gebot ist einfach lächerlich.«
    »Sie werden es noch gern annehmen, ehe das Jahr zu Ende geht«, verabschiedete sich Kerry und schloß die Tür hinter dem vor Wut kochenden Besucher.
    Leete rief eine Taxe an und kam, berstend vor Wut, in seine Wonnung zurück, wo er dem ruhig zuhörenden Zeberlieff eine Geschichte erzählte, die geeignet war, jedem spekulierenden Geldmann Tränen zu entlocken.
    Am selben Nachmittag sah ein junger, lustiger Reporter des Monitor, der auf der Middlesex Street herumbummelte, um Stoff für einen Bericht zu suchen, ein bekanntes Gesicht in dem schmutzigen Klubhaus »Am Tag« verschwinden. Die Gäste dieses Lokals waren hauptsächlich Leute, die vom Kontinent herübergekommen und unzweifelhaft flüchtige Schwerverbrecher ersten Ranges waren.
    Der unternehmungslustige Journalist erkannte den Mann trotz seiner ärmlichen Kleidung und ging mit dem ganzen Eifer eines Reporters, der einen guten Fang wittert, hinter ihm drein in das Klubhaus.

Kapitel 8
    Ein Liedchen vor sich hin summend, kehrte Else Marion in ihre in der Smith Street in Southwark gelegene Wohnung zurück. Es war unglaublich, aber sie hatte ja den unumstößlichen Beweis in der

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