004 - Magie der Liebe
zur Lower East Side, ich werde im Norden suchen. Vielleicht hat sie einen Unterschlupf im Park gefunden."
Sir?" rief Sven, als sich Tristan zur Tür wandte. „Bin ich gefeuert?"
„Ja, zur Hölle, Sie sind gefeuert!" fuhr Tristan ihn an. „Und nun gehen Sie endlich wieder an die Arbeit!" Sven kratzte sich immer noch am Kopf, um den Sinn dieser widersprüchlichen Aussagen zu verstehen, als Tristan sich noch einmal umdrehte.
„Und noch etwas, Nordgard."
„Sir?"
Tristans Lächeln war verdächtig liebenswürdig. „Wenn Sie das nächste Mal umziehen, würden Sie sich dann bitte die Zeit nehmen, die Adresse in Ihrer Personalakte zu ändern?"
Tristan war bereits durch die Tür gegangen, als Svens gemurmelte Worte an sein Ohr drangen. „Ja, Sir."
Bei Einbruch der Dunkelheit kroch Arian unter dem großen Hortensienbusch hervor, unter dem sie Zuflucht gesucht hatte. Sie stellte fest, dass ihr Haar frostbedeckt war.
Mittlerweile hatte sich der eisige Regen in Schnee verwandelt, und ein schrecklich kalter Wind schnitt durch den dünnen Stoff ihres Kleides. Müde rieb sie sich die Augen. Sie hatte den ganzen Tag über geschlafen, nachdem sie in der Nacht zuvor nicht zur Ruhe gekommen war. Jedes Mal, wenn sie eine bequeme Bank zum Schlafen gefunden hatte, war ein uniformierter Mann aufgetaucht und hatte sie vertrieben.
Nachdem sie aus dem Tower geflohen und stundenlang durch die Straßen der Stadt gewandert war, hatte Arian diesen riesigen Garten entdeckt. Sven hatte ihr einmal erzählt, dass es große Parks in dieser Stadt gebe. Anfangs hatte sie befürchtet, in ihrem zerlumpten alten Kleid verdächtig zu wirken, aber es gab viele andere an diesem Ort, die noch schlimmer gekleidet waren als sie. Es waren verlorene Seelen, die ziellos durch die dunklen Wege des Gartens wanderten. Einige von ihnen wirkten verwirrt und murmelten sinnlose Worte vor sich hin, andere schoben Metallwagen vor sich her, die ihre spärlichen Besitztümer enthielten. Ein alter Mann unter einer fadenscheinigen Decke hatte ihr einen flehenden Blick zugeworfen. Arian hatte das Bündel grüner Geldscheine, das sie von Sven bekommen hatte, aus der Tasche gezogen und es in die kraftlose Hand des Mannes gedrückt.
Irgendein Instinkt sagte ihr, dass sie von diesen armen Menschen nichts zu befürchten hatte. Wahrscheinlich waren sie ebenfalls von jemandem enttäuscht und verjagt worden, an den sie einmal geglaubt hatten.
Es gab allerdings noch andere, die Arian mit Raubtieraugen aus der Dunkelheit beobachteten und sie verfolgten. Glücklicherweise tauchte von Zeit zu Zeit ein Polizist auf den Wegen auf, der diese unheimlichen Gestalten vertrieb. Sie kamen jedoch jedes Mal zurück. Aus diesem Grund hatte sich Arian schließlich unter der Hortensie versteckt und sich wie ein kleines, ängstliches Tier unter einem Haufen heruntergefallener Blätter zusammengerollt. Der Schlaf hatte nicht lange auf sich warten lassen und Besitz von ihrem erschöpften Körper ergriffen.
Arian kam nur mühsam auf die Beine und streckte ihre schmerzenden Glieder. Sie musste nicht lange gehen, bis sie wieder zu einer bevölkerten Straße gelangte.
Unzählige Menschen eilten in dicken Mänteln an ihr vorüber, ohne sie zu beachten.
Offensichtlich bestand ein Unterschied zwischen ihnen und den Menschen im Park.
Diese Leute hatten einen warmen und sicheren Ort, an den sie gehen konnten.
Niemand schien Arian auch nur wahrzunehmen, und einige stießen beinahe mit ihr zusammen oder rammten ihr den Ellbogen in die Seite, ohne sich zu entschuldigen.
Die Unhöflichkeit der Stadtbewohner verwirrte Arian. Als sie an Tristans Arm durch die Straßen gegangen war, schien er eine Art Schutzschild um sie beide gelegt zu haben. Die anderen Leute hatten einen respektvollen Abstand bewahrt.
Doch nun war Tristan nicht bei ihr, und je eher sie sich an den Verlust ihres Ehemannes gewöhnte, umso besser war es für sie.
Der verführerische Duft gebratenen Fleisches drang an ihre Nase, und ihr Mund wurde wässrig. Erst in diesem Moment wurde sie sich bewusst, wie hungrig sie war.
Sie folgte dem verlockenden Duft bis zu seiner Quelle, wo ein Mann den Kopf aus dem Fenster eines weißen Wagens steckte. „Hot Dogs!" rief er. „Frische Hot Dogs!"
Als sie die dicken, heißen Würstchen sah, krampfte sich ihr Magen vor Hunger zusammen. Dennoch zögerte sie, da ihr der Gedanke, Hundefleisch zu essen, zutiefst widerstrebte. Schließlich siegte jedoch ihr Hunger über ihren Verstand.
Arian
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