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004 - Magie der Liebe

004 - Magie der Liebe

Titel: 004 - Magie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Medeiros
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abwegige Gedanken gekommen? Er war niemals ein Mann gewesen, der sich leicht in realitätsfernen Fantasien verlor - besonders wenn es um Frauen ging.
    Das Mädchen hielt den Telefonhörer einige Minuten lang in der Hand und starrte ihn nachdenklich an. Dann drückte sie den ersten Knopf. Der hohe Ton strapazierte Tristans Nerven. Wie ein Raubtier, das zum Sprung ansetzt, wartete er darauf, dass sie die Nummer endlich wählte.
    Sie betätigte immer mehr Knöpfe, von denen jeder einen anderen Ton erzeugte.
    Tristan runzelte die Stirn. Nicht einmal für eine internationale Verbindung musste man so viele Nummern wählen.
    Sein Misstrauen wandelte sich in Verblüffung, als er bemerkte, dass die Töne der Tasten eine fröhliche Melodie ergaben. Fassungslos lehnte er sich zurück. Das Mädchen spielte tatsächlich das französische Lied „Frère Jacques" auf den Tasten!
    Es erinnerte ihn an die Kindertelefone, die „Alle meine Entchen" spielen konnten.
    Einen Augenblick lang atmete Tristan tief durch, um sich wieder etwas zu beruhigen.
    „Wenn Sie einen Anruf tätigen möchten, legen Sie bitte auf und wählen Sie erneut ..."
    Die monotone Computerstimme erschreckte ihn beinahe ebenso stark wie das Mädchen. Sie ließ das Telefon fallen, als ob es sie gebissen hätte. Die Verbindung wurde unterbrochen, und sie setzte sich auf das Bett.
    Sie sah sich neugierig in der riesigen Suite um. Tristan fragte sich, ob sie den Raum ebenso steril und unpersönlich fand wie er selbst. Er hatte das Penthouse absichtlich so entworfen. Doch die charakterlose Eleganz der Umgebung betonte ihre natürliche Schönheit nur noch. Ihre Schultern hoben und senkten sich, und er vermutete, dass sie leise seufzte. Tristan hatte niemals jemanden gesehen, der so verloren wirkte wie sie. Er wusste nicht, ob er es ertragen konnte, sie weinen zu sehen.
    Glücklicherweise brach sie jedoch nicht in Tränen aus, sondern rollte sich auf dem Bett zusammen. Das Fernsehgerät warf ein grelles, unnatürliches Licht auf ihre zarte Gestalt.
    Gegen seinen Willen schweifte sein Blick zu ihren schlanken Beinen. Einer ihrer schwarzen Strümpfe war unterhalb des Knies zerrissen und enthüllte einen kleinen Teil ihrer Wade.
    Plötzlich überkam ihn ein unbändiges Verlangen, dieses Stück Haut zu berühren.
    Als ob das Mädchen seine Aufmerksamkeit spürte, zog es den züchtigen Rock herunter, so dass er wieder die Beine bedeckte. Mit einer abrupten Bewegung schaltete Tristan die Kamera aus. Auch wenn er es sich nicht erklären konnte, kam er sich plötzlich wie ein Voyeur der schlimmsten Sorte vor.

6. KAPITEL
    Als Arian am nächsten Morgen erwachte, streckte sie sich wie eine Katze und gähnte herzhaft. Zuerst kuschelte sie sich noch einmal in das seidenweiche Kissen, um noch eine Stunde oder zwei weiterzuschlafen. Doch dann fiel ihr wieder ein, wo sie sich befand. Mit einem Ruck setzte sie sich kerzengerade auf.
    In New York City, noch dazu im Jahre 1996. Und sie war in Tristan Lennox' Bett.
    Noch immer hing der schwache Duft seines Rasierwassers an den seidenen Laken.
    Geschmeidig sprang sie aus dem Bett. Sie fühlte sich schuldbewusst, weil sie den dekadenten Duft dieses Mannes derart anziehend fand. Nun, wer konnte es ihr verübeln? Der exotischste Duft, den sie in den letzten zehn Jahren an einem Mann gerochen hatte, war das durchdringende Aroma von Schweiß nach harter Arbeit gewesen, vermischt mit dem Gestank von Schweinen oder Kuhmist.
    Warme Sonnenstrahlen fielen durch die Fensterwand und vertrieben den größten Teil der Einsamkeit, die sie in der vergangenen Nacht gefühlt hatte. Es war unmöglich, auf die bevölkerten Straßen dort unten hinabzublicken und keine freudige Erregung zu verspüren. Niemals zuvor hatte sie so viele Menschen an einem Ort gesehen. Alle liefen wie geschäftige Ameisen umher, als ob sie es eilig hätten. Arian drückte ihre Nase gegen die Glasscheibe und wünschte sich, sie könnte sie öffnen, um die Geräusche und Gerüche dieses aufregenden Jahrhunderts in sich aufzunehmen.
    Zum ersten Mal betrachtete sie die fremde Landschaft hinter dem Fenster mit anderen Augen. Vielleicht gab es hier eine Zukunft für sie, an die sie noch nicht gedacht hatte - eine Zukunft in der Zukunft. Eigentlich band sie nur noch wenig an die Vergangenheit. Ihre Großmutter war tot, und obgleich sie noch immer Zuneigung für Marcus empfand, gefährdete ihre Anwesenheit in seinem Haus seinen guten Ruf in der puritanischen Gesellschaft. Das Leben in

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