004 - Magie der Liebe
Gloucester kam ihr immer mehr wie ein längst vergangener Albtraum vor.
Als sie sich am Rande des Bettes niederließ, raschelte etwas unter ihren Füßen. Sie blickte nieder und entdeckte die Zeitung, die Lennox ihr in der vergangenen Nacht gezeigt hatte.
Exzentrischer Milliardär bietet eine Million Dollar für den Beweis wahrer Magie.
Sie hob die Zeitung auf, während sie nachdenklich eine Braue hochzog. Falls sie in dieser Zeit überleben wollte, ohne von jemandem abhängig zu sein, dann würde sie mehr benötigen als nur ihre magischen Fähigkeiten. Sie würde Geld brauchen, das ihr die nötige Sicherheit verlieh.
Eilig überflog sie den Artikel und murmelte leise die Stellen, die sie nicht ganz verstand, vor sich hin. Nach einer Weile glaubte sie, die Zeilen begriffen zu haben.
Offenbar hatte sie die Bedingungen erfüllt, die Lennox an die Teilnehmer gestellt hatte. Sie hatte ihm bewiesen, dass Magie tatsächlich existierte. Sie verdiente den Preis.
Ihr Herz schlug schneller, und sie drückte die Zeitung aufgeregt gegen die Brust.
Sicher war eine Million Dollar mehr als genug, um dem arroganten Mr. Lennox für immer Lebewohl zu sagen und eine Überfahrt nach Frankreich zu bezahlen. Dort würde sie ein kleines Haus mitten im Wald kaufen, so wie das ihrer geliebten Großmutter. Sie konnte es sich bereits vorstellen, den weißen Schornstein und die efeubewachsenen Steinmauern . . . Sehnsüchtig seufzte sie auf.
Dort würde sie endlich die Freiheit besitzen, ihre eigenen Kräuter anzupflanzen, neue Sprüche zu ersinnen und ihre gottgegebenen magischen Talente zu nutzen - ohne die ständige Angst, entdeckt zu werden. Nachdem sie über zehn Jahre lang ihre Magie in Marcus' düsterem Keller ausgeübt hatte, erschien ihr diese Aussicht wie der Himmel.
Ihr seliges Lächeln schwand, als sie das Amulett aus ihrem Mieder zog. Mit eigenem Reichtum würde sie niemals auf die wankelmütigen Launen der Männer vertrauen müssen, damit sie ihr Essen, eine Unterkunft oder ein wenig Glück ermöglichten. Sie würde nicht das Schicksal ihrer Mutter erleiden - die Mätresse eines wohlhabenden Mannes zu werden, bis er ihrer müde wurde und sie an einen anderen Mann, in ein anderes Bett weiterreichte.
Der Smaragd glitzerte im Sonnenlicht. Was würde geschehen, wenn sie sich einfach Reichtum wünschte? Leider kannte sie bereits die unberechenbare Natur des Amuletts. Womöglich würde der Zauber sie unter einem Berg goldener Dublonen begraben, oder sie würde plötzlich Francs ausspucken. Nein, wenn es auf so weltliche Dinge wie Geld ankam, baute sie lieber auf Tristan Lennox als auf ihre unvorhersehbaren Kräfte.
Aber wie konnte sie ihn davon überzeugen, dass sie keine Betrügerin war und der Preis ihr gehörte? Entschlossen warf sie die Zeitung beiseite und ging im Salon auf und ab. Die Lösung ihres Problems war einfach genug - sie musste ihm noch einmal Magie vorführen. Doch woher wusste sie, dass er kein Hexenjäger war, der nur darauf wartete, sie an den Galgen zu bringen?
Ängstlich berührte sie ihren Hals, als sie sich vorstellte, wie er die Schlinge über ihren Kopf streifte. Zuerst musste sie unbedingt erfahren, ob Hexen in diesem Jahrhundert noch verurteilt wurden. Falls sie keine Strafe zu befürchten hatte, konnte sie ihm ihre Zauberkunst vorführen, ihre Belohnung nehmen und hoffentlich zum letzten Mal ein neues Leben beginnen. Sobald es möglich war, würde sie die Bibliothek aufsuchen, um die Gesetze über Hexerei nachzulesen. Ihr Blick schweifte hinauf zur hohen Decke des riesigen Salons. Sicher gab es in einem Haus dieser Größe auch eine Bibliothek.
Nachdem Arian das Amulett zurück in ihren Ausschnitt gesteckt hatte, wurde ihr mit einem Mal bewusst, dass sie momentan ein viel dringenderes Bedürfnis verspürte, als lediglich neues Wissen zu sammeln. Die Planung ihrer Zukunft musste noch warten.
Zwanzig Minuten später klopfte Sven Nordgard schüchtern an die Tür des Schlafzimmers. Da er keine Antwort erhielt, öffnete er die Tür einen Spaltbreit. Der Gast seines Arbeitgebers krabbelte auf allen vieren auf dem Boden herum und spähte gerade unter das Bett.
„Das verdammte Ding muss doch irgendwo sein", murmelte sie. „Vielleicht ist Seine Lordschaft aber auch zu vornehm, um einen zu benutzen."
Sven klappte die Gläser seiner Sonnenbrille hoch, um die verführerische Kehrseite der jungen Frau zu bewundern. Er wusste nicht, ob er sich davonschleichen oder lieber bleiben sollte. Leider hatte er
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