004 - Magie der Liebe
gleichgültige Miene aufzusetzen. „Sie kann jederzeit gehen, wenn sie will."
„Also hast du rein zufällig einen zwei Meter großen Norweger zu ihrem Babysitter bestimmt, der mindestens fünf Waffen mit sich trägt?"
„Ich gestehe", sagte Tristan sarkastisch. „Du hast mich durchschaut, Cop. Ich habe Sven strikte Befehle gegeben, sie in den Rücken zu schießen, falls sie zu fliehen versucht. Anschließend soll er ihre Leiche in den nächsten Fahrstuhlschacht werfen."
Obwohl er es niemals zugegeben hätte, wusste Tristan selbst nicht, aus welchem Grund er Sven in das Penthouse geschickt hatte. War es, um Arian davon abzuhalten, ihn zu verlassen? Oder lag es daran, dass er insgeheim fürchtete, allein mit ihr zu sein? Er hatte eine ruhelose Nacht auf dem Sofa seines Büros verbracht, nachdem er sie mit Hilfe der Kameras beobachtet hatte.
Er hatte die Sicherheitskameras des Penthouse mit dem Computersystem gesperrt, bevor er die Zentrale verlassen hatte. Der Gedanke, dass Deluth oder einer seiner Kollegen Arian heimlich beobachten könnte, gefiel ihm nicht im Geringsten. Auch für sich selbst hatte er beschlossen, sich nicht mehr als Spion zu betätigen. Noch immer plagten ihn Schuldgefühle wegen seines niederträchtigen Verhaltens.
„Miss Whitewood scheint momentan keine wichtigeren Termine zu haben, als ihre Million Dollar einzufordern." Tristan öffnete die Tür zum Sitzungssaal. „Wenn dieses Treffen wie geplant verläuft, werde ich dir das Vergnügen überlassen, sie persönlich aus meinem Penthouse zu werfen."
Doch sobald sie den lang gezogenen Raum betreten hatten, stellte sich heraus, dass überhaupt nichts wie geplant lief. Statt der strahlenden Gesichter, die Tristan erwartet hatte, sah er teils resignierte, teils verzweifelte Mienen. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, und der Saal war düster.
„Guten Morgen, Ladys und Gentlemen", sagte Tristan. Dann ließ er sich in seinem lederbezogenen Stuhl am Kopf des Konferenztisches nieder.
Copperfield nahm an seiner Seite Platz. Eine Sekretärin stellte eine Tasse mit dampfendem Kaffee neben Tristans Ellbogen ab.
Tristan musterte die fünf Männer und drei Frauen, die um den langen Tisch saßen.
Sie stellten die genialste internationale Gruppe von Computerexperten, Physikern, Chemikern und Ingenieuren dar, die jemals in einer Firma zusammengearbeitet hatte. Doch im Augenblick mieden sie alle seinen Blick und wirkten, als würden sie am liebsten den nächsten Flug in ihr Heimatland buchen.
„Ich nehme an, Sie haben die Resultate, über die wir gesprochen haben", sagte Tristan mit einem sanften Lächeln.
Mehrere der Wissenschaftler blätterten auf einmal angestrengt in ihren Computerausdrucken. Nur Gordon Montgomery stand auf und sah ihm offen in die Augen.
Tristan hatte immer die Ehrlichkeit des Schotten bewundert. Montgomery war auch der einzige Mann in diesem Raum, der einen höheren IQ als Tristan selbst besaß.
Hinter seinen dicken Brillengläsern wirkten seine rot umränderten Augen größer, als sie in Wirklichkeit waren. „Es tut mir Leid, Sir. Wir haben die ganze Nacht durchgearbeitet, haben aber nichts Nennenswertes zu berichten."
„Überhaupt nichts? Nicht einmal die chemische Zusammensetzung des Treibstoffes, mit dem der Besen geflogen ist? Keine Theorie über seinen Antrieb?"
Montgomery schüttelte bedauernd den Kopf. „Wir haben das Ding in mikroskopisch kleine Stücke zerlegt, es mit allen möglichen Methoden untersucht und durchleuchtet. Trotzdem muss ich Ihnen sagen, Sir, dass es nichts weiter als ein Haufen Holzsplitter mit etwas Stroh ist - ein verdammter altmodischer Besen!"
Tristan nippte an seinem bitteren Kaffee, ohne seine Enttäuschung zu zeigen. „Dann müssen wir wohl annehmen, dass der Motor bereits in der Luft abgefallen ist und so den Sturz verursacht hat."
Copperfields Lächeln war eine Spur zu breit für Tristans Geschmack. „Was für ein Pech, dass die meisten handelsüblichen Küchenbesen nicht mit Flugschreibern ausgestattet sind!"
Tristan warf ihm einen eisigen Blick zu. „Nun gut, Montgomery. Ich würde vorschlagen, dass Ihre Mitarbeiter die nähere Umgebung in Quadranten einteilen und sie systematisch nach Trümmern absuchen. Morgen früh werden wir ..."
„Ahm . . . verzeihen Sie, Sir." Sven steckte seinen blonden Kopf zur Tür herein.
„Worum geht es, Sven?" fragte Tristan, der ein ungutes Gefühl im Magen verspürte.
Wenn sein Bodyguard ihn mitten in einer Sitzung störte, konnte es
Weitere Kostenlose Bücher