004 - Magie der Liebe
„Also haben Sie Brüder und eine Schwester?"
Tristan sah sie so wütend an, dass sie vor ihm zurückschreckte. „Nein. Sie sind die richtigen Kinder meiner Mutter."
Arian wünschte sich, ihn berühren zu können, doch sie wagte es nicht. „Und wie kam es, dass Sie wieder mit Ihrer Mutter vereint wurden?"
„Wieder vereint", sagte er spöttisch. „Was für ein rührendes Wort." Dann fuhr er mit einem kalten Lächeln auf den Lippen fort: „Da ich niemals adoptiert wurde, behielt ich meinen Namen. Es war nicht besonders schwer für Brenda, mich zu finden. Vor drei Jahren rief sie mich an und bat mich um ein Treffen. Ich sagte sofort alle Termine für diesen Nachmittag ab, zog meinen besten Anzug an und wartete auf sie."
„Sie kam nicht?" hauchte Arian.
Er trank einen kräftigen Schluck Cognac, bevor er weitersprach. „O doch, sie kam - sogar um Punkt zwei Uhr, so wie wir es verabredet hatten. Zuerst war die Situation etwas merkwürdig, wie Sie sich vorstellen können. Doch schließlich brachten wir ein höfliches Gespräch zu Stande. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen, ihr zu vergeben. In meinem Irrglauben nahm ich an, sie hätte schon genug gelitten, als sie mich aufgeben musste. Schließlich war sie bei meiner Geburt ein junges Mädchen gewesen, das nur einen ,kleinen Fehler' gemacht hatte."
Arian fühlte ohnmächtige Wut auf diese Frau, die sich Tristans Mutter nannte. Sie hatte Tristan das Gefühl gegeben, dass er nichts weiter als ein leichtsinniger Fehltritt sei, den sie für den Rest ihres Lebens bereuen musste.
„Brenda erzählte mir begeistert von ihrer neuen Familie. Von ihrem Ehemann Earl, der seit seinem Rückenleiden nicht mehr arbeiten konnte. Von ihrem ältesten Sohn Bill, der verzweifelt die Universität besuchen wollte, aber kein Stipendium erhalten hatte. Und von dem 16-jährigen Danny, dessen wiederholte Prügeleien in diversen Bars bewirkt hatten, dass der Jugendrichter einen kostspieligen Aufenthalt in einer Entziehungsklinik für ihn anordnete."
Arian konnte sich lebhaft vorstellen, wie Tristan hinter diesem Tisch saß, während jedes Wort seiner Mutter seinem Herzen einen neuen Stich versetzte und seine Hoffnung auf eine glückliche Wiedervereinigung für immer starb.
„Schließlich gestand sie mir ihre eigene kleine Schwäche ein. Meine Mutter verbringt ihre Nachmittage am liebsten auf der Pferderennbahn und lässt sich auf riskante Wetten ein, die sie meistens verliert. Doch als sie so weit gekommen war, wusste ich bereits, dass sie mich nach all diesen Jahren ebenso wenig wollte wie damals nach meiner Geburt. Alles, was sie wollte, war mein Geld,"
Nun war es Arian, die ihm den Rücken kehrte und aus dem Fenster blickte, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sah. Zweifellos wollte er ihr Mitleid nicht und würde sie dafür noch mehr verabscheuen.
„Ich hätte ihr kein Geld gegeben", sagte sie bitter.
Tristan warf ihr einen verblüfften Blick zu, als er ihren wütenden Tonfall bemerkte.
Niemand hatte ihn jemals in Schutz genommen, und er hatte es auch niemals erwartet. Sein ganzes Leben lang war er auf sich allein gestellt gewesen.
Dennoch stand diese zierliche Frau vor ihm und schien bereit, sich jedem in den Weg zu stellen, der ihm schaden wollte - selbst wenn es nur seine schwache und berechnende Mutter war. Ein ungewohntes, überwältigendes Gefühl ergriff von ihm Besitz, das ihm beinahe Angst einflößte.
„Was hätten Sie an meiner Stelle getan?" fragte er leise. „Hätten Sie Brenda mit einem Fluch belegt?" Als sich Arian zu ihm umdrehte, war ihrer Miene deutlich anzusehen, wie zornig sie war.
„Ich hätte sie auf die Straße geworfen. Ich hätte ihr und ihrer ganzen niederträchtigen Brut verboten, jemals wieder mein Haus zu betreten."
„Hexe", sagte er leise.
Ihre Augen verdunkelten sich, und er spürte, dass sie sich vor irgendetwas fürchtete.
Er lächelte sie entschuldigend an, während er ihr zartes Kinn mit der Hand umfasste. „Du wunderschöne, rachsüchtige kleine Hexe."
Plötzlich fühlte er ein unbändiges Verlangen, ihren sinnlichen Mund zu küssen. Doch er wollte noch mehr, viel mehr. Sein Lächeln schwand.
„Hören Sie auf, mich auf diese Weise anzusehen", sagte er.
„Auf welche Weise meinen Sie?" flüsterte sie, ohne den Blick von seinen Lippen abzuwenden.
„Als ob ich eine Schachtel Pralinen wäre und man Ihnen Ihr Leben lang keine Süßigkeiten erlaubt hätte." Tristans Finger schlossen sich fester um ihr
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