004 - Magie der Liebe
ihrer Unterlippe. Als sich die Tür schließlich öffnete, fiel Arian sofort auf, dass Tristan sein Jackett zugeknöpft und sein Haar zurückgekämmt hatte. Keine einzige Strähne war in Unordnung.
„Hallo, Brenda", sagte er kühl.
Arian zuckte leicht zusammen. Niemals hätte sie es gewagt, ihre eigene Mutter mit dem Vornamen anzusprechen.
„Hallo, Tristan." Die steife Antwort der Frau verwirrte Arian noch mehr.
Tristan blickte auf den Kalender an der Wand. „Du bist diesen Monat etwas früh dran, nicht wahr? Heute ist erst der Neunundzwanzigste."
„Bitte", flüsterte die Frau, „Könnte ich dich alleine sprechen?"
Arian fürchtete schon, Tristan würde seiner Mutter diesen einfachen Wunsch verweigern. Doch er hielt ihr nur mit einer gespielten Verbeugung die Tür auf. Bevor er sie hinter ihnen schloss, warf er Arian noch einen wütenden Blick zu.
Erschöpft ließ sich Arian auf den Stuhl sinken. Einen Augenblick später sprang sie erschrocken auf, da plötzlich Tristans Stimme aus dem Kasten auf dem Schreibtisch ertönte. „Möchtest du einen Cognac?"
Der gemurmelten Verneinung seiner Mutter folgte das Klirren von Eiswürfeln, die in ein Glas fielen.
Da sich Arians Gewissen zu Wort meldete, streckte sie die Hand nach dem Knopf aus, um das private Gespräch nicht mehr mit anzuhören. Es mochte noch angehen, im persönlichen Besitz dieses Mannes zu stöbern, aber seine persönlichsten Gespräche zu belauschen . . .
„Was ist es dieses Mal, Brenda?" Arian zog ihre Hand zurück, entsetzt über Tristans beiläufigen Tonfall. „Eine unbezahlte Versicherungsrechnung? Zu viele Pferderennen? Oder hat Danny wieder einmal den Alkoholtest nicht bestanden?"
Das Knirschen von Leder war zu hören, während sich Tristan offenbar mit dem Glas in der Hand auf seinem Stühl niederließ.
Brendas Stimme klang heiser. „Du musst nicht so kalt sein, Tristan. Du könntest mich fragen, wie es mir geht."
„Wozu die Mühe? Wir beide wissen doch, dass es in diesem Gespräch nicht um dein oder mein Wohlbefinden geht. Das Einzige, was für dich zählt, ist die Frage ,Wie viel?'.,,
Tristans Mutter schniefte. „Du könntest wenigstens versuchen, es etwas höflicher auszudrücken."
„Oh, Verzeihung. Meine Mutter hat mir leider keine Manieren beigebracht."
Brendas Schniefen wurde zu einem leisen Schluchzen. Arian musste ihre eigenen Tränen zurückhalten, während sie darauf wartete, dass Tristan seine Mutter tröstete. Sie erinnerte sich daran, wie liebevoll Tristan sie getröstet hatte, als der Helikopter vor dem Schlafzimmerfenster erschienen war.
Dennoch lag kein Mitgefühl in seiner Stimme, als er sich seiner weinenden Mutter zuwandte. „Meine Güte, Brenda, man könnte doch meinen, dass dein monatlicher Unterhalt wenigstens für ein paar Taschentücher ausreicht. Hier, nimm meines."
Arian hörte ein kratzendes Geräusch, während ein Stuhl abrupt zurückgestoßen wurde, dann wieder Tristan. Seine Stimme klang weiter entfernt. „Nun hör schon damit auf und erzähl mir, warum du zu mir gekommen bist."
„Es ist wegen Ellen. Sie ist schwanger", sagte Brenda. Tristan schwieg so lange, bis sie aufgeregt fortfuhr: „Ellen, meine kleine Tochter - schließlich ist sie erst siebzehn!
Sie geht erst im nächsten Frühjahr von der Schule ab. Und der Junge, der an ihrer Misere schuld ist . . . nun, du weißt ja selbst, wie Jungen in diesem Alter sind."
Tristans Lachen war so bitter, dass Arian ein Schauder über den Rücken lief.
„Beabsichtigt sie, es einfach auf irgendeiner Türschwelle auszusetzen - so wie du es getan hast? Oder will sie es endgültig loswerden?"
„Nein, sie will es behalten. Du kennst meine Ellen nicht, aber sie ist ein gutes Mädchen, Tristan. Sie hat doch nur einen kleinen Fehler gemacht."
Arian konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie unterdrückte ein Schluchzen, während sie weiter zuhörte.
„Sie wird eine wunderbare junge Mutter sein, Tristan, das weiß ich genau. Wenn sie nur etwas Geld hätte, um es ein bisschen leichter zu haben . . . bitte, lass mich nicht betteln ..."
Tristans einzige Antwort war das Rascheln von Papier, das aus einer Schublade gezogen wurde. Anschließend war das Kratzen eines Stiftes zu hören. „Hier. Sag ihr, dass es noch mehr gibt, dort, von wo das hier gekommen ist. Sag ihr, ich bin stolz auf sie, weil sie die volle Verantwortung für ihren . . . kleinen Fehler übernimmt."
Brendas leiser Freudenschrei ließ keinen Zweifel daran, dass Tristan
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