004 - Magie der Liebe
Kinn. Er wusste selbst nicht, warum er versuchte, sie abzuschrecken. Lag es vielleicht daran, dass sie ihm bereits viel zu nahe gekommen war? Dennoch konnte er nicht widerstehen, mit dem Daumen ihre bebende Unterlippe zu streicheln. „Aber vielleicht könnte ich mich daran gewöhnen, dass Sie eine kleine Naschkatze sind. Sie kennen bereits alle meine Geheimnisse. Nun sollte ich versuchen, Sie dazu zu bringen, auch einige Ihrer eigenen preiszugeben. Aber ich muss Sie warnen. Meine Verhandlungspartner haben oft festgestellt, dass ich äußerst überzeugend sein kann."
Als Tristan sie in seine Arme zog, dachte Arian daran, wie viele Geheimnisse sie mit ihm teilen wollte, tausend kleine Dinge, die sie ihm erzählen würde. Doch sie seufzte nur leise auf, da Tristan den Kopf senkte, um ihren Hals zu küssen. Seine Finger liebkosten ihren empfindsamen Nacken, so dass ungeahnte Empfindungen von ihrem Körper Besitz ergriffen. Ein süßes Ziehen breitete sich in ihrem Unterkörper aus, das mit jeder Berührung seiner Fingerspitzen stärker wurde. Nicht einmal der gewissenlose Reverend Linnet hatte es gewagt, sie mit solcher Kühnheit zu berühren.
Linnets tödliche Drohungen und Grausamkeiten hatten sie nicht besiegt, doch Tristan gelang es, sie mit einigen zarten Berührungen zu einem willenlosen Wesen zu machen.
„Nein!" Verzweifelt befreite sich Arian aus seinen Armen, bevor sie einige Schritte zurückstolperte.
Er streckte die Hand nach ihr aus, um sie zu beruhigen. „Arian, nicht. . .", flüsterte er heiser.
Doch Arian hatte das Gesicht abgewendet, da sie den spöttischen Ausdruck in seinen Augen fürchtete. Sicher verachtete er sie nun, nachdem sie in seinen Armen schwach geworden
war. Entsetzt floh sie aus dem Raum, obwohl sie wusste, dass es keinen Zufluchtsort vor dem quälenden Schmerz in ihrem Herzen gab. Beinahe hätte sie ihr gefährlichstes Geheimnis offenbart. Bis zu diesem Moment hatte sie es sich nicht einmal selbst eingestanden. Seit dem Augenblick ihrer ersten Begegnung hatte sich alles in ihrem Leben verändert.
Tristans Mutter hatte ihren Sohn niemals gewollt. Arian Whitewood wollte ihn dagegen mehr als alles andere.
13. KAPITEL
Arian saß im Schneidersitz auf dem Teppich vor der großen Fensterfront des Wohnzimmers und sah zu, wie allmählich die Nacht über der Stadt hereinbrach. Sie trug wieder eines von Tristans Schlafanzugoberteilen und hielt einen großen Becher Eiscreme in der Hand, von der sie genüsslich einen Löffel nach dem anderen verspeiste. Niemals hätte sie gedacht, dass es eine solch sündhafte Köstlichkeit gab.
Das süße Naschwerk schmolz in ihrem Mund, aber der intensive Geschmack der Schokolade hielt noch lange an. Es erinnerte sie an den vergangenen Abend, als sie in Tristans Armen gelegen hatte. Bitter und doch süß. Unglaubliche Freude, vermischt mit einem seltsamen Schmerz.
Es war jedoch nicht der Schmerz, den sie erwartet hatte. Nicht das Feuer des Scheiterhaufens oder eine Schlinge um den Hals, sondern das Wissen, dass ihr Herz einem Mann gehörte, der sie wahrscheinlich hasste. Sie schien ihn unterschätzt zu haben. Offenbar war er weitaus gefährlicher, als sie vermutet hatte. Obwohl er sie beschuldigte, eine Hexe zu sein, war er es, der sie mit einem mächtigen Zauber belegt hatte.
Unruhig stand sie auf und ging in dem eleganten Salon auf und ab. Sie musste immer daran denken, dass Tristan nicht mehr dieser unschuldige Junge war. Im Laufe der Jahre war aus ihm ein rücksichtsloser, berechnender Mann geworden, der sich ohne Reue nahm, was er wollte. Er unterschied sich nicht im Geringsten von den wohlhabenden, mächtigen Männern, die Arians Mutter ihren Schutz angeboten hatten. Dieser „Schutz" hatte nur so lange gedauert, bis sie eine jüngere, noch schönere Frau erblickt hatten.
Dennoch fühlte Arian immer noch Tristans Finger, die mit unendlicher Zärtlichkeit ihren Nacken gestreichelt hatten, und die versengende Hitze seines Atems auf ihrer Haut. Er schien jede Sünde zu verkörpern, vor der Marcus sie immer gewarnt hatte, jede süße Versuchung, die ihre Mutter dazu verleitet hatte, ihre Würde und Selbstachtung aufzugeben.
Mit einem leisen Stöhnen lehnte sie ihre heiße Stirn gegen die kühle Fensterscheibe.
Wie jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit schaltete sich die Lampe hinter ihr automatisch ein und verdarb ihr die melancholische Schönheit der Aussicht auf die Stadt.
Sie warf einen ärgerlichen Blick auf die Lampe. Inzwischen waren ihr
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