004 - Magie der Liebe
äußerst großzügig gewesen war. „Oh, du bist so gut zu uns, Sohn. Wenn du mir nur erlauben würdest, beim nächsten Mal meine Ellen mitzunehmen, damit sie dich kennen lernt!
Sie würde dich umarmen und ..."
Tristan unterbrach sie, bevor sie ihre Dankesrede beenden konnte. „Komm am Einunddreißigsten nicht hierher, Brenda. Ich werde dir deinen Scheck von meiner Sekretärin zuschicken lassen."
Arian blickte aus dem Fenster, als Brenda Tristans Büro verließ. Sie steckte zufrieden ein rechteckiges Stück Papier in ihre Tasche. Sosehr sich Arian auch bemühte, sie konnte nicht einmal eine Spur von Mitleid für diese Frau aufbringen.
„Gute Nacht, Miss", sagte Brenda schüchtern. „Danke für Ihre freundliche Hilfe."
Arian wünschte auch ihr eine gute Nacht, drehte sich jedoch nicht um. Sie blieb am Fenster stehen, bis es völlig dunkel wurde. Schließlich sagte sie sich, dass sie besser zum Penthouse hinauffahren sollte, bevor Tristan erschien. Falls er ahnte, dass sie das Gespräch belauscht hatte, würde er sie zweifellos hassen.
Als sie jedoch aufstand, wurde sie unfreiwillig von den offen stehenden Mahagonitüren angezogen. Mit einem Mal war das Bedürfnis, ihn zu sehen, stärker als ihre Angst.
Tristan hatte keine einzige Lampe eingeschaltet, um die Dunkelheit fern zu halten.
Seine Silhouette hob sich vor dem hohen Fenster ab, hinter dem die unzähligen Lichter der Stadt bereits die Nacht erhellten. Er hatte eine Hand in seine Hosentasche gesteckt, in der anderen hielt er einen halb leeren Cognacschwenker.
Sein Jackett hing über dem Schreibtischstuhl, und er hatte seine Krawatte gelockert.
„Sie blinkt, wissen Sie."
„Was?" Arian hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach.
Er drehte sich um und deutete auf den kleinen schwarzen Kasten auf seinem Tisch, auf dem ein winziges grünes Licht blinkte. Dasselbe Gerät stand auch auf dem Schreibtisch im Vorzimmer. „Die Gegensprechanlage. Das Licht blinkt, wenn sie eingeschaltet ist."
Arian wäre am liebsten im Erdboden versunken vor Scham, aber sie leugnete ihre Schuld nicht. „Wenn Sie doch wussten, dass ich zuhörte, warum haben sie mich nicht davon abgehalten?"
Er zuckte die Schultern. „Warum sollte ich mir die Mühe machen? Sie müssen sich ohnehin erst in einer langen Reihe anstellen, wenn Sie meine Geheimnisse an die Presse verkaufen wollen. Ich sehe schon die Schlagzeile - Jungmilliardär Lennox wird von eigener Mutter erpresst!,
Arian stand zögernd neben seinem Schreibtisch. Sein Sarkasmus traf sie mehr, als sie zugeben wollte. „Ich habe gelesen, dass Sie in einem Waisenhaus aufgewachsen sind."
„Also nahmen Sie an, ich sei ein Waisenkind? Nun, falls Sie es noch nicht wussten, Waisenhäuser nehmen natürlich auch Bastarde auf."
Arian zuckte zusammen, doch Tristans Miene änderte sich nicht. Vielleicht war die Bezeichnung „Bastard" in diesem Jahrhundert nicht so schlimm wie in ihrer eigenen Zeit. Sie erinnerte sich schmerzlich an die grausamen Bemerkungen und mitleidigen Blicke der anderen Kinder, wenn sie hörten, dass Arian nur eine Mama, aber keinen Papa hatte.
„Ihre Mutter muss sehr jung gewesen sein", sagte sie sanft.
„Siebzehn. Ebenso alt wie ihre kostbare Ellen." Er trank einen Schluck aus seinem Cognacglas. „Sicher redete sie sich ein, dass es nur zu meinem Besten sei, als sie mich hergab. Natürlich konnte sie nicht wissen, dass niemand einen schüchternen, ruhigen Jungen mit wirrem Haar und einer dicken Brille adoptieren wollte. Die meisten der möglichen Adoptiveltern lehnten mich bereits ab, als man ihnen mein Foto zeigte."
Arian wollte nichts mehr davon hören. Seine traurige Lebensgeschichte war schlimm genug, aber die Gefühllosigkeit seiner Stimme zerriss ihr beinahe das Herz.
„Ich hasste die anderen Kinder, die es wenigstens bis zu einem Treffen brachten.
Natürlich wurde es mir immer sehr höflich mitgeteilt, wenn ich abgelehnt wurde.
Aber irgendwie wurde es dadurch noch grausamer."
Arian trat näher zu ihm, ohne es zu merken. „Was ist danach mit Ihrer Mu. . . mit Brenda geschehen?"
„Sie ließ mich auf den Stufen des Waisenhauses zurück, nachdem sie mir ein Blatt Papier mit meinem Namen an meine Kleidung gesteckt hatte. Kurz darauf brach sie die High School ab, um einen Bauarbeiter zu heiraten. Sie zogen in ein kleines Haus in Newark und zogen drei Kinder auf -Bill, Danny und Ellen."
Arian hatte sich immer nach Geschwistern gesehnt, die sie von ihrer Einsamkeit befreien würden.
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