004 - Magie der Liebe
werde alles hören können, was Sie sagen."
„Ja, Sir."
„Und nennen Sie mich, um Himmels willen, nicht dauernd ,Sir'!"
„Wenn dies Ihr Wunsch ist, Sir."
Mit gequälter Miene zog sich Tristan in sein Büro zurück. Dabei schlug er die Tür so heftig zu, dass sogar die geschmackvollen Bilder an der Wand wackelten. Lächelnd lehnte sich Arian zurück und legte ihre nackten Füße auf den Tisch. Sie war äußerst zufrieden mit sich selbst. Offenbar war sie durch Zufall auf eine ausgezeichnete Möglichkeit gestoßen, Tristan Lennox in seiner natürlichen Umgebung zu beobachten.
Obwohl sie immer noch jedes Mal zusammenzuckte, wenn das Telefon klingelte, fand Arian ihre Aufgabe nicht übermäßig schwer. Sie erzählte drei Anrufern, dass Mr. Lennox in einer Sitzung sei, zwei anderen, dass er bereits nach Hause gegangen sei und einem besonders aufdringlichem Burschen namens Hobbes, dass Mr. Lennox leider unter einem leichten Anfall der Pest leide, aber morgen gerne mit ihm sprechen würde.
Als die Digitaluhr an der Wand fünf Uhr anzeigte, wartete Arian einige Minuten. Aus Tristans Zimmer war nicht einmal ein Murmeln zu vernehmen. Sie ging zum Fenster und sah, dass die Sonne gerade über den hohen Gebäuden der Stadt untergegangen war.
„Entschuldigen Sie ..."
Arian drehte sich um und entdeckte eine Frau, die im Eingang des Vorzimmers stand. In den Büros dahinter waren nur noch wenige Menschen zu sehen.
Die Frau drehte nervös an einem goldenen Ring, den sie an der linken Hand trug, „Ich fragte mich . . . nun, könnte ich vielleicht mit Mr. Lennox sprechen?"
Arian öffnete den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder. Tristan hatte ihr nicht gesagt, ob er Besucher empfangen wollte. „Es tut mir Leid", sagte sie schließlich mit ehrlichem Bedauern, „aber Mr. Lennox ist gerade in einer Sitzung."
Die Frau seufzte. „Er hat Sie angewiesen, mir das zu sagen, nicht wahr? Nun, ich kann es ihm nicht zum Vorwurf machen. Ich hatte auch niemals Zeit für ihn, also warum sollte er nun seine kostbare Zeit für mich opfern?" Bevor sie sich abwendete, straffte sie die Schultern. Es war nicht zu übersehen, dass ihr Stolz nicht zuließ, ihre Niederlage widerspruchslos hinzunehmen. „Richten Sie ihm bitte aus, er soll seine Mutter anrufen, wenn es sein ausgebuchter Terminkalender einmal zulässt."
12. KAPITEL
„Bitte, warten Sie! Gehen Sie nicht!" rief Arian. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und ergriff die Hände der Fremden. „Ich wusste doch nicht, dass Sie Tristans Mutter sind!"
Die Hände der Frau waren eiskalt, aber sie klammerte sich an Arian, als würde sie ohne ihre Hilfe stürzen. Arian wusste bereits, dass Tristan in einem Waisenhaus aufgewachsen war. Sie hatte angenommen, seine Mutter würde nicht mehr leben.
Doch die Ähnlichkeit zwischen den beiden war unverkennbar. Ihr blondes Haar war zwar bereits ergraut, aber sie besaß die gleichen durchdringend blickenden Augen wie Tristan. Verwundert bemerkte Arian, dass die Frau noch jung" war, nicht älter als ihre eigene Mutter, wenn sie noch gelebt hätte.
Die Bluse und der Rock der Frau wirkten leicht abgetragen, waren aber frisch gewaschen und gebügelt; ihr Gesicht war dezent geschminkt. Arian fühlte einen seltsamen Schmerz in ihrem Herzen, den sie sich nicht erklären konnte.
Offensichtlich hatte sich Tristans Mutter große Mühe mit ihrem Äußeren gegeben, bevor sie ihren Sohn besuchen wollte.
Arian drückte die Hände der Frau, um sie etwas zu ermutigen. „Kommen Sie doch herein und warten Sie, während ich Tristan sagen, dass Sie hier sind. Ich bin sicher, dass er sich sehr freuen wird, Sie zu sehen."
Die Frau lachte bitter. „Ich wünschte, ich könnte auch so sicher sein." Verwirrt warf sie einen Blick auf Arians nackte Füße, schien sich aber nicht daran zu stören. „Ich glaube, wir haben uns noch nicht kennen gelernt. Sie sind jedenfalls viel freundlicher als die Dame, die normalerweise in diesem Büro arbeitet."
„Ich bin neu hier", erklärte Arian, während sie um den Tisch herumging. Sie drückte auf den Knopf, den Tristan ihr gezeigt hatte, dann räusperte sie sich. „Mr. Lennox", sagte sie laut, „Ihre Mutter ist hier, um Sie zu sprechen."
Eine merkwürdige Stille folgte ihrer Ankündigung. Arian fragte sich schon, ob er sie überhaupt gehört hatte, als ein gemurmeltes „Ich komme sofort" zu vernehmen war.
Schweigend warteten sie. Arian bemühte sich, ein unbesorgtes Lächeln aufzusetzen, und Tristans Mutter nagte an
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