004 - Magie der Liebe
Lage, klar zu denken.
Arians ebenholzschwarzes Haar war wie ein Fächer um ihr blasses Gesicht ausgebreitet. Dieser Anblick erinnerte ihn in makabrer Weise an Schneewittchen in ihrem gläsernen Sarg. Einen Moment lang fühlte er sich wie der Prinz, der sie einfach mit einem Kuss wecken würde.
Ein leises Seufzen drang an sein Ohr. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bevor er begriffen hatte, dass er nicht selbst geseufzt hatte.
Er fiel vor ihr auf die Knie und berührte ihren Hals, um verzweifelt nach einem Puls zu tasten. Glücklicherweise fühlte er ein gleichmäßiges Pochen unter seinen Fingerspitzen.
Arian öffnete die Augen und blinzelte verwirrt. Dann sagte sie so ruhig, als ob nichts geschehen wäre: „Ich dachte immer, mein Haar würde glatt werden, wenn ein Blitz mich treffen würde."
Tristan lachte erleichtert auf. Er konnte nicht widerstehen, eine ihrer Locken zwischen die Finger zu nehmen und ihre Nase damit zu kitzeln. „Es tut mir Leid, wenn ich dich
enttäuschen muss, aber ich glaube, es ist noch lockiger als vorher."
Sie fluchte leise auf Französisch, und ihr Blick schweifte zu seinem Gesicht. Arian sah ihn auf die gleiche Weise an wie an jenem Tag im Innenhof, zugleich Hilfe suchend und verführerisch. Es war diese seltsame Mischung aus Unschuld und Weiblichkeit, die ihn endgültig seine Zurückhaltung vergessen ließ.
Tristan beugte sich langsam zu ihr hinab, um sie zu küssen. Im gleichen Moment dachte er daran, dass er ihr eigentlich auf die Füße helfen und einen Arzt rufen sollte . . .
Sein Mund streifte sehr zart über ihren, und plötzlich schien die Luft zwischen ihnen zu knistern. Was noch von Tristans Verstand übrig geblieben war, hatte nun keinen Einfluss mehr auf seine Handlungen. Bereitwillig öffnete sie ihre Lippen, als er sie sanft mit der Zunge drängte, und er stöhnte lustvoll auf.
Endlich erforschte er die Süße ihres Mundes mit seiner Zunge. Er hatte sich heimlich danach gesehnt, seit er sie zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte. Aber an diesem Tag im Innenhof waren unzählige Menschen um sie herum gewesen, und nun waren sie allein. Es gab nur noch sie beide, eingehüllt in einen samtenen Mantel der Dunkelheit. Die Finsternis war für ihn nicht länger eine Bedrohung, sondern ein Segen.
Während er sich immer tiefer in dem Kuss verlor, schmiegte sie sich an ihn, als würden sie zu einem Menschen verschmelzen. Während der letzten Jahre in New York hatte er sich an Frauen gewöhnt, die so dünn waren, dass man nur spitze Knochen an ihnen spürte. Doch Arian war anders. Alles an ihr war zart - ihre Brüste, ihre sinnlichen Lippen.
Er verließ diese unwiderstehlichen Lippen, um an der samtigen Haut ihres Halses zu knabbern. Gleichzeitig atmete er tief ihren Duft ein. Sie roch beinahe so gut, wie sie schmeckte, viel besser als ein guter alter Cognac oder das verführerischste Parfüm.
Sie roch nach dem Heim, das er sich immer gewünscht und nie gehabt hatte - nach Kätzchen, die in einem Schaukelstuhl schliefen, nach den duftenden Nadeln eines geschmückten Weihnachtsbaumes, nach Plätzchen frisch aus dem Ofen, die man an einem verschneiten Winterabend verzehrte, während man gemütlich vor dem Kamin saß.
In diesem Augenblick wusste er plötzlich, welchen Duft er für ein ausgefallenes Parfüm gehalten hatte.
Nelken. Arian Whitewood duftete nach Nelken.
Aufstöhnend zog er sie enger an sich und küsste sie leidenschaftlich. Arian begegnete seiner Zunge mit einer erstaunlichen Unschuld, doch sie lernte schnell.
Glücklicherweise wusste sie nicht, wie nahe er daran war, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und sie bis zur Besinnungslosigkeit zu lieben. Er wusste, dass ihr sein ungebändigtes Verlangen Angst eingeflößt hätte. Offensichtlich war sie unerfahren in der Liebe. Als sie die Augen öffnete und ihn wieder mit diesem vertrauensvollen Blick ansah, wusste er, wie sehr er sich das gewünscht hatte. Wenn sie ihn so ansah, fühlte er sich stark und mutig, wie ein Held aus einer alten Legende.
Zärtlich umfasste er ihr Gesicht, während er sie wieder und wieder küsste. Mit geschlossenen Augen klammerte sich Arian an ihm fest und gab sich diesen neuen, überwältigenden Empfindungen hin.
Zuerst stöhnte sie enttäuscht auf, als seine Lippen die ihren verließen und sanfte, federleichte Küsse auf ihren Hals und ihre Kehle verteilten. Sie wusste, dass er noch mehr wollte, und sie konnte es ihm nicht verweigern. Doch als er seine Hüften
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