004 - Magie der Liebe
KAPITEL
„Allmächtiger, ich habe ihn umgebracht!" Arian legte eine Hand über ihren Mund und starrte voller Entsetzen auf den schwarzen, rauchenden Krater, wo Tristan vor einem Augenblick noch gestanden hatte. „Selbst Großmama hat mir immer gesagt, dass ich bei meinen Wutanfällen übertrieben reagiere."
„Hoffentlich nimmst du es mir nicht übel, wenn ich deiner Großmutter zustimme."
Die schwache, tiefe Stimme kam hinter dem großen Kontrollpult hervor.
Mit angehaltenem Atem sah Arian zu, wie ein wirrer blonder Haarschopf hinter der Konsole auftauchte, gefolgt von breiten Schultern, die sie nur allzu gut kannte. Arian war zu erleichtert, um den Anblick von Tristans verblüffter Miene, seinem völlig ruinierten Designerhemd und dem schwarzen Rußfleck auf seiner Nase genießen zu können.
Er hielt sich an dem Kontrollpult fest und kam schwankend auf die Füße. Dann beäugte er sie misstrauisch. „Du leidest doch nicht etwa unter weiblichen Hormonschwankungen, oder?"
Arians erster Gedanke war, sich in seine Arme zu stürzen und sein Gesicht mit Küssen zu bedecken. Sie würde ihn um Vergebung bitten und . . .
Plötzlich wurde sie sich bewusst, was ihre leichtsinnige Tat enthüllt hatte. Nun würde sich herausstellen, ob Tristan ein ebenso grausamer Hexenjäger war wie Reverend Linnet. Sie wusste, dass sie es nicht ertragen konnte, falls sie sich gänzlich in Tristan getäuscht hatte.
Arian senkte den Blick, damit er ihre verletzlichen Gefühle nicht bemerkte. „Das Einzige, worunter ich gelitten habe, waren deine herzlosen Beleidigungen", sagte sie.
Tristan wandte sich von ihr ab und blickte zum Monitor des Computers hinüber, was seinen Verdacht bestätigte. Die Anzeige zeigte eine wilde Zickzacklinie, die der Graph während Arians Wutausbruch aufgezeichnet hatte. Die gemessene metaphysische Energie war weit höher, als sein Programm erfassen konnte. Seufzend schaltete er sämtliche Geräte aus, bevor das Programm beim Berechnen der unmöglichen Daten abstürzte. Auch seine eigenen Sinne schienen nicht mehr richtig zu funktionieren. In seinen Ohren hallte noch immer der gewaltige Knall nach, und der Gestank von versengten Haaren war in seiner Nase. Während er schwerfällig von der Plattform stieg, pochte sein Herz immer noch wild.
Er wusste nicht, wovon er sich früher erholen würde - von seinem beherzten Sprung hinter das Kontrollpult oder von der Entdeckung, dass Arians Magie kein billiger Trick war. Bevor sie den Blitz auf ihn geschleudert hatte, war weder eine Waffe in ihrer Hand noch irgendein anderes Wunderwerk der Technik zu sehen gewesen.
Allein Arian hatte dort gestanden, mit nackten Füßen und lediglich mit seinem Pyjamaoberteil bekleidet. Ihre Lippen hatten gebebt, da er sie mit seinen Grausamkeiten beinahe zum Weinen gebracht hatte. Doch die Erinnerung an ihre dunklen Augen, die vor Zorn geblitzt hatten, ließ ihn immer noch erschaudern.
Seine Knie wurden plötzlich weich, und er ließ sich auf den Rand der Plattform sinken. Fassungslos betrachtete er seine zitternden Hände. „Wer, zur Hölle, bist du?" flüsterte er mit einem Blick auf ihr Gesicht.
Erstaunt wurde sich Arian der Tatsache bewusst, dass er nicht mehr von ihr forderte, sondern eine Bitte äußerte. Eine Bitte, der sie nur schwer widerstehen konnte.
„Ich bin Arian Whitewood", flüsterte sie, während sie das übergroße Hemd ausbreitete und in einen anmutigen Knicks versank.
„Aus Frankreich?" fügte er mit heiserer Stimme hinzu.
Beinahe hätte sie ihm die Wahrheit gestanden, doch alles in ihr sträubte sich dagegen, den Namen des Reverend Lin-net noch einmal auszusprechen. Vielleicht war es besser, in dieser Welt einen neuen Anfang zu wagen und die Erlebnisse in Gloucester für immer hinter sich zu lassen.
Tristan bemerkte, wie Arian zögerte. Mit einem Mal schien sich ein Schatten über ihre Züge zu legen, als ob sie sich an ein schreckliches Ereignis erinnerte. Wie oft hatten aufdringliche Reporter wie Eddie Hobbes versucht, seine eigenen Geheimnisse ans Licht zu bringen? Auch er wünschte nicht, dass Arian oder irgendjemand etwas über die Geschehnisse seiner Vergangenheit herausfand.
„Nicht", sagte er, als sie den Mund zu einer Antwort öffnete. „Alles, was ich verlangt habe, war ein Beweis wahrer Magie. Du schuldest mir nichts, was darüber hinausgeht." Er lachte leise auf. „Es sei denn, die Klatschblätter haben Recht, und du bist eine Außerirdische mit unersättlichem sexuellem Appetit, die
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