004 - Magie der Liebe
Whitewood? Ich versuche gerade, meinen Abschluss am College zu machen." Die schüchterne Stimme gehörte einem sommersprossigen jungen Mann, der sich ihr vorsichtig genähert hatte.
Seufzend zog Arian den Scheck aus ihrer winzigen goldenen Handtasche und hielt ihn vor ihre Brust. Gleichzeitig brachte sie ein gequältes Lächeln zu Stande. Der junge Mann drückte dreimal auf den Auslöser, dann verschwand er ohne ein Wort des Dankes in der Menge.
Plötzlich tauchte ein Tablett vor ihrem Gesicht auf. „Champagner, Miss?"
„Nein, danke", sagte sie, während sie den Scheck in ihre Handtasche zurücksteckte.
Das Tablett wurde auf den Kopf gestellt, aber erstaunlicherweise fiel das Glas nicht herunter, sondern blieb an der Unterseite kleben. Nicht einmal die goldgelbe Flüssigkeit darin lief aus. Auf der Seite, die nun oben war, stand eine Porzellantasse.
„Wie wäre es dann mit einer Tasse heißem Tee?"
Arian lachte trotz ihrer Melancholie laut auf. Der unterhaltsame Trick war ganz nach ihrem Geschmack. Ein Kellner in einem dunkelroten Mantel blickte auf sie herab, und seine Augen unter der Maske funkelten vergnügt. Seiner Haltung nach war es ein älterer Mann.
„Wie haben Sie das gemacht?" rief sie.
Er hob die weiß behandschuhte Hand und wackelte mit einem Finger vor ihrer Nase herum. „Schämen Sie sich, junge Dame. Es ist kein gutes Benehmen, einen Magier nach seinen Geheimnissen zu fragen."
Arian setzte sich in ihrem Stuhl auf. Es war ihr niemals in den Sinn gekommen, dass es in dieser Welt noch andere gab, die ähnliche Talente wie sie selbst hatten. Die Aussicht, einen Seelenverwandten zu treffen, hob ein wenig ihre Stimmung. „Sie sind ein Zauberer?"
„Ein Meister der Illusion, meine Liebe. Mr. Wite Lize, zu Ihren Diensten." Er verbeugte sich galant und drückte einen Kuss auf ihren Handrücken, bevor er ihr die Tasse Tee reichte. „Sie sahen so aus, als ob Sie eine Aufmunterung benötigten."
Erfreut nippte Arian an dem Tee. Er schmeckte genau wie der, den ihre Großmutter immer zubereitet hatte - mit viel Milch und Zucker.
„Exquisit", sagte er.
„Wie bitte?" Sie verschluckte sich beinahe, als der betagte Mann auf ihren Busen hinabstarrte.
Er berührte jedoch nur ihr Amulett. „Was für ein exquisites Schmuckstück."
Arian sah ihn misstrauisch an. „Es ist ein Familienerbstück", erklärte sie.
„Ich hielt es schon für ein Geschenk von Mr. Lennox. Man sagt, er habe einen ausgezeichneten Geschmack, was Juwelen und Frauen betrifft."
Der Tee schmeckte Arian auf einmal nicht mehr. „Das habe ich auch schon festgestellt."
Mr. Lizes prüfender Blick schweifte zu ihrem Gesicht. „O nein", sagte er bedauernd.
„Ich hoffe, Sie sind nicht auf seine berüchtigten Verführungskünste hereingefallen."
Arian versteifte sich. „Natürlich nicht. Wir haben ein geschäftliches Abkommen, sonst nichts."
Seine Stimme wurde zu einem verschwörerischen Flüstern. „Dann sind Sie nicht nur begabt und schön, sondern auch klug. Lennox' Magie ist von der dunklen Art, und er lässt sich von seinem Ehrgeiz beherrschen. Gegenstände und Menschen, die ihm nicht länger von Nutzen sind, verschwinden erstaunlich oft."
Arian wich beunruhigt vor ihm zurück. „Ich weiß nicht, wovon Sie überhaupt sprechen."
„Bald werden Sie es wissen."
Die Gewissheit in seinem Tonfall jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Über seine Schulter hinweg sah sie, wie Sven sich ihnen näherte. Auf einmal schien ein bösartiger Ausdruck in den Augen des alten Mannes zu liegen. Er schnippte mit den Fingern vor Arians Gesicht, und sie zuckte zusammen. Doch zu ihrer Freude zauberte er nur einen kleinen Blumenstrauß aus dem Ärmel.
Sven stieß einen der Tänzer zur Seite und griff in sein Jackett. Wite Lize drückte Arian eilig sein Geschenk in die Hand und flüsterte: „Hüten Sie sich vor dem Hexenmeister."
Als Arian von den Blumen aufblickte, war er verschwunden. Sven zog die Hand aus seinem Jackett und holte eine große Karotte hervor. Er begann daran zu kauen, während er Arian neugierig musterte. „Hat dieser Mann Sie belästigt?"
„Nein", sagte sie.
Während Sven wieder in Richtung des Salatbuffets davonging, betrachtete sie den Strauß, der aus Papierblumen bestand. Eine nähere Untersuchung ergab, dass der Strauß kunstvoll gefaltet und nur aus einer einzigen Seite angefertigt war. Vorsichtig entfaltete sie das bedruckte Papier, das ihr seltsam bekannt vorkam.
Arian schnappte nach Luft, als sie
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