0040 - Die Ameisen greifen an
verändert zu haben. Peter kam es vor, als würde ein unsichtbares schleichendes Gift in den Raum kriechen, das jeden Winkel der Hütte ausfüllte. Nie hatte es ihm etwas ausgemacht, die Tage und auch Nächte allein hier oben auf dem Berg zu verbringen, nun aber bekam er es doch mit der Angst zu tun.
Obwohl nichts zu sehen war.
Peter wischte sich über die Augen. Behutsam machte er einen Schritt nach vorn. Er starrte auf die Rückwand der Hütte. Dort war das Geräusch aufgeklungen.
Da, jetzt wieder!
Kratzen, Schaben, Schmatzen…
Peter Egli ging zur Seite. Neben dem Schrank stand ein alter eiserner Schürhaken. Ihn riß der junge Mann aus der Halterung. Jetzt fühlte er sich wohler. Wenn sich ein Einbrecher hinter der Hütte befinden sollte, dann hatte er bestimmt nicht lange Spaß.
Aber die Hütte war direkt an den Berg gebaut worden. Es konnte kein Einbrecher sein. Es sei denn, er mußte aus dem Berg herauskommen. Und das gab es nur im Märchen.
Plötzlich war ein grünlichsilbernes Flimmern da. Im nächsten Moment existierte ein Teil der Wand überhaupt nicht mehr. Er war einfach verschwunden – als hätte es ihn nie gegeben.
Statt dessen sah Peter Egli etwas anderes.
Zwei glühende Augen.
Sie starrten ihn an, schienen ihn hypnotisieren zu wollen. Peter riß den Mund auf, doch nicht ein Laut drang aus seiner Kehle. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er dem Unheimlichen entgegen.
Die Augen wirkten wie blutrote Teller. Die Umgebung darum verschwamm in einer grauen Schwärze. Es war eine undefinierbare Farbe, wie Peter sie noch nie gesehen hatte.
Ein Monster! Aus der Wand mußte ein Monster kommen. Etwas anderes konnte Peter sich gar nicht vorstellen.
Und dann löste sich das Untier aus der grauen Schwärze. Es ging vor, Schritt für Schritt.
Peter zweifelte an seinem Verstand. Er wollte einfach nicht glauben, was er mit seinen eigenen Augen sah.
Aus der Wand schob sich eine riesige Ameise.
Groß wie ein Mensch.
Sechs lange Beine bewegten einen massigen Oberkörper. Ein schmaler Kopf, glühende Augen, darunter zwei zangenartige Gebilde, die wie scharfe Scheren wirkten.
Das Untier kam näher.
Die Beine pochten auf den Holzboden. Und jeder Schritt brachte Peter dem Verderben näher.
Die vorderen Zangen begannen zu zucken. Sie klappten auf und zu.
Peter ahnte, wofür sie geschaffen worden waren.
Ihn schauderte.
Ein Tisch stand im Weg. Die Riesenameise hob die beiden Vorderbeine. Wie Fallbeile fielen sie nach unten. Das Holz brach unter der enormen Wucht.
Erst jetzt erwachte Peter Egli aus seiner Erstarrung. Er schrie auf, machte auf dem Absatz kehrt und rannte zur Tür.
Drei Schritte waren es höchstens.
Drei lächerliche Schritte…
Und doch zu weit.
Peter Egli warf sich nach vorn, bekam auch noch die Türklinke zu fassen, doch es gelang ihm nicht mehr, sie nach unten zu drücken. Die Ameise war schneller.
Das rechte vordere Bein wischte halbhoch über den Boden. Peter Egli bekam einen Schlag gegen die Hüfte, der ihn zusammenknicken ließ. Er prallte gegen das Türfutter und rutschte stöhnend zu Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob er den Kopf.
Die Riesenameise stand dicht vor ihm und schaute aus ihren großen, blutroten Augen auf Peter Egli hinab.
Die Fühler bewegten sich auseinander.
Peter schrie.
Er riß seinen rechten Arm hoch, den Schürhaken in der Faust. Doch an der hornigen Haut, die wie ein Panzer wirkte, prallte die Eisenstange ab.
Der junge Mann hatte keine Chance.
Die Ameise hob ein Bein, drückte es Peter gegen die Brust. Der junge Mann stemmte sich dagegen an, doch das Monster war stärker. Peter Egli fiel auf den Rücken.
Er konnte an dem Rieseninsekt vorbeischauen, sah, daß noch einige dieser Tiere aus der Öffnung drangen und das war das letzte Bild, das seine Augen noch wahrnahmen…
***
Bis Interlaken fuhren wir mit dem Zug. Hier lag der Schnee schon verflixt hoch. Zu beiden Seiten der Fahrbahnen türmten sich die weißen Wälle. Die Autos fuhren mit Schneeketten, und die Menschen trugen dicke Winterkleidung.
Auch ich hatte das Fell in den Burberry-Mantel geknöpft, stieg aus dem Zug und half Sheila auf den Bahnsteig. Ich wartete, bis Bill ebenfalls ausgestiegen war und nahm Suko dann zwei der fünf Koffer ab, die wir mitgebracht hatten.
John Sinclair in der Schweiz. Mancher Leser wird sich jetzt fragen, was wir hier zu suchen hatten. Wir wollten ein paar Tage Urlaub machen und den Jahreswechsel in einem Berghotel feiern.
Auf die Idee war Bill
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