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0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bergsteiger zum Verhängnis geworden war, und mein Blick wanderte weiter zum Finsteraarhorn und zum Schreckhorn hin. Die beiden Berge maßen, ebenso wie Eiger, Mönch und Jungfrau, an die viertausend Meter und darüber.
    Ich kam mir plötzlich unendlich klein und winzig vor und hatte Hochachtung vor den Menschen, die sich daranmachten, die Berge zu ersteigen.
    Dann nahm ich eine Dusche. Das Bad war braungrün gekachelt. Es fehlte an nichts. Vom Handtuch bis zur Rasierklinge war alles vorhanden. An der Mischbatterie stellte ich die richtige Temperatur der Dusche ein und ließ die nadelfeinen Strahlen auf meinen Körper prasseln.
    Die Wechselbäder taten mir sehr gut. Sie vertrieben die leichte Müdigkeit, die die Anreise mit sich gebracht hatte.
    Salopp gekleidet – in Cordhose und Pullover – verließ ich mein Zimmer. Ich klopfte bei Suko an.
    Als mein chinesischer Freund und Partner erschien, hatte er noch ein Handtuch um die Hüfte geknotet.
    Ich blieb vor der Tür stehen. »Willst du mit nach unten?«
    »Keine Lust. Ich werde ein Stündchen die Augen schließen.«
    »Okay.«
    Bill öffnete schon die Zimmertür und lugte in den Gang. Er grinste von Ohr zu Ohr, als er mich sah. »Auch schon fertig, John? Klasse, dann laß jucken.«
    Aus dem Zimmer hörte ich die Dusche rauschen. Bill schloß die Tür und leckte sich über die Lippen. »Ich habe vielleicht einen Brand«, sagte er.
    Wir nahmen nicht den Aufzug, sondern gingen über die breite, gewundene Treppe. Unterwegs schlug mir Bill auf die Schulter. »Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich über diesen Urlaub freue, John. Das ist wie früher, als wir noch jung und schön waren.«
    »Ja, heute sind wir nur noch schön.«
    Bill lachte. »Und reifer.«
    »Auch das.«
    Andere Gäste begegneten uns. Sie grüßten freundlich. Überall stand das Personal mit wachen Augen bereit. Hier wurde dem Gast schon jeder Wunsch von den Augen abgelesen.
    Die gläserne Flügeltür zur Bar schwang auf, als wir mit den Füßen einen Kontakt berührten.
    Wir betraten eine andere Welt. Sitzgruppen aus edlem Leder gruppierten sich locker verteilt im Raum. Es waren regelrechte Wohnlandschaften. Etwa die Hälfte der Sessel und Elemente waren besetzt. Ober in frackartigen Uniformen brachten die Getränke. Raffinierte Lampenkonstruktionen hingen von der Decke. Sie erinnerten schon mehr an die Werke zeitgenössischer Künstler. Der kamelhaarfarbene Teppich dämpfte die Schritte.
    »Mein lieber Mann«, sagte Bill Conolly, »das ist ja super.«
    Der Meinung war ich auch. Und super präsentierte sich auch die Bar. Als Quadrat war sie mitten im Raum gebaut. Drei Keeper taten ihren Dienst hinter der Theke. Die Flaschen standen in einem mehrere Etagen umfassenden gläsernen Ständer. Aus verborgenen Lautsprechern drang leise Musik und wurde von dem Klingeln der Eiswürfel in hohen Cocktailgläsern untermalt.
    Wir steuerten die Bar an.
    Sie war kaum besetzt. Ein schwarzhaariges Mädchen mit einem langen Pferdeschwanz stand neben einem jungen Mann, der auf einem Hocker saß. Da wir nicht weit von ihnen entfernt Platz nahmen, bekamen wir unwillkürlich Gesprächsteile mit.
    »Aber ich muß bald fahren, Colette. Wirklich.«
    Die Schwarzhaarige zog einen Schmollmund. »Kann dein Freund denn nicht allein in der Hütte bleiben?«
    »Nein, zwei Leute sind Vorschrift.«
    »Das wird vielleicht ein Jahreswechsel.«
    »Aber du hast doch auch Dienst.«
    Das Girl wischte eine Haarsträhne aus der Stirn. »Nach Mitternacht läuft hier sowieso vieles durcheinander. Da fällt es kaum auf, wenn sich mal jemand verdrückt.«
    »Es geht wirklich nicht, Colette.«
    »Okay, dann bis zum nächsten Jahr.« Die schwarzhaarige Colette küßte ihren Freund auf die Wange, drehte sich um und ging. Sie mußte dicht an uns vorbei.
    Ich schaute sie an.
    Colette hatte ein hübsches Puppengesicht und unwahrscheinlich große, dunkle Augen.
    »He, träumst du?« fragte Bill.
    »Wieso?«
    »Was willst du denn trinken?«
    Der Keeper schlug etwas vor. Er war ein schmalbrüstiger Typ mit müden, treuen Augen. »Wenn ich den Cocktail Grand Hotel Alpina empfehlen dürfte?«
    Bill nickte. »Sie dürfen, Meister.«
    »Und was ist das?« fragte ich.
    »Lassen Sie sich überraschen, mein Herr.«
    Der Keeper mixte den Drink. Was er alles in den Shaker gab, bekam ich so rasch gar nicht mit. Der Knabe war wirklich ein Meister seines Fachs.
    Colettes Freund trank inzwischen sein Glas leer. Er war ein großer, breitschultriger, junger Mann,

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