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0040 - Die Ameisen greifen an

0040 - Die Ameisen greifen an

Titel: 0040 - Die Ameisen greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte blonde Haare und trug einen himmelblauen Skianzug mit roten Streifen an den Seiten. Der modische Oberlippenbart war wohlgestutzt, die Haut von der Sonne gebräunt. Der Mann rutschte vom Hocker, nickte uns zu und schritt in Richtung Ausgang. Bill und ich schauten ihm nach.
    »Ein richtiger Naturbursche«, meinte der Reporter.
    Ich widersprach nicht.
    Unsere Drinks kamen. Zwei hohe Gläser waren fast bis zum Rand gefüllt. Das Getränk hatte eine gelbbraune Farbe.
    Bill versuchte einen Scherz. »Hoffentlich schmeckt es nicht so, wie es aussieht.«
    »Sie werden zufrieden sein«, sagte der Mixer.
    Tatsächlich, wir waren es. Ich versuchte herauszufinden, was dieser Drink alles enthielt. Doch nur den Sherry schmeckte ich heraus.
    Bill war in Hochform. Er begann plötzlich zu lachen.
    »Was ist?« fragte ich.
    »Weißt du – weißt du, warum der Mönch nicht auf die Jungfrau kann, John?«
    »Nein.«
    »Weil der Eiger dazwischen steht.«
    Bill wollte sich ausschütten vor Lachen. Ich aber sagte: »Noch einen Kalauer, und ich gehe in den Keller.«
    Bill unterbrach sein Lachen. »Warum?«
    »Weil dort die Bartwickelmaschine steht. So alt ist der Witz nämlich.«
    Bill war beleidigt. Drei Minuten sprach er nicht mit mir. Dann schlug er mir auf die Schulter und rief: »Jetzt nehmen wir noch einen zweiten Cocktail.«
    Ich hatte nichts dagegen.
    ***
    Roger Calf schritt durch das Foyer. Die meisten Angestellten kannten und begrüßten ihn auch. Er sprach noch mit dem Chefportier ein paar Worte über das Wetter und ging dann nach draußen.
    Seine Skier hatte er hinter dem Haus abgestellt. Es gab dort einen schmalen Anbau, in dem das Personal wohnte, das oft von weit her angereist war, um in den Wintermonaten Geld zu verdienen. Calfs Skier lehnten neben anderen Brettern an der Wand.
    Er schnallte sich die Gleiter unter, prüfte, ob die Bindung fest genug saß und nickte zufrieden.
    Eine von Colettes Kolleginnen trat auf ihn zu, gerade als er sich seine Strickmütze aufsetzte. Das Girl war mal scharf auf den gutaussehenden Roger Calf gewesen, doch der junge Mann hatte die Kleine abblitzen lassen. Und das verzieh sie ihm nie.
    Hämisch sagte sie: »Da muß die gute Colette ja ohne dich den Jahreswechsel feiern.«
    »Sieht so aus.«
    »Mach dir nichts draus. Es gibt genügend andere Männer im Hotel, die Colette trösten werden.«
    »Die sollen sich mal lieber an dich halten«, erwiderte Roger spöttisch. »Du hast es schließlich nötiger.«
    »Scheusal.«
    Roger lachte nur, stemmte die Stöcke ein und stieß sich ab. Er fuhr in den Spuren schräg am Hang entlang. Eine dunkle Schneebrille klebte vor seinen, Augen. Das Schleifen der Bretter über den Schnee waren die einzigen ihn begleitenden Geräusche.
    Die Sonne verschwand bereits hinter den Berggipfeln. Bald würde die Dämmerung hereinbrechen, und dann kam fast ohne Übergang die Dunkelheit. Das ging in den Bergen sehr schnell.
    Roger dachte an Colette. Natürlich hätte er den Abend und die Nacht lieber bei ihr verbracht, aber er hatte Dienst.
    Er war stolz auf seine Arbeit. Er brauchte nur an die Verunglückten zu denken, die er schon aus der Bergnot gerettet hatte. Aus Schluchten und Gletscherspalten, in die sich nur tollkühne Männer wagten. Wenn er dann die Gesichter sah und die Dankbarkeit las, die in den Augen stand, dann wußte er, wofür er arbeitete, und dann fiel es ihm auch nicht schwer, auf einen Silvesterabend mit seiner Freundin zu verzichten.
    Sein erstes Ziel war die Liftstation. Sie befand sich in der Mittellage. Sie überwand bis zur letzten Station einen Höhenunterschied von achthundert Metern, und von dort aus war es nicht mehr weit bis zur Hütte.
    Roger Calf mußte sich sputen, denn der Liftbetrieb wurde bei Einbruch der Dämmerung eingestellt. Ob sie für ihn eine Ausnahme machen würden, war fraglich.
    Kraftvoll stemmte Roger Calf die Stöcke ein und gab sich immer wieder Schwung. Seine Bewegungen waren fließend. Sie gingen ineinander über. Man sah, daß er fahren konnte. Er war ein ebenso guter Lang- wie Slalomläufer, und es hatte nicht viel gefehlt, da wäre er für die nationalen Meisterschaften nominiert worden.
    Aber Roger wollte nicht. Er haßte den Rummel, dafür liebte er das Leben in den Bergen um so mehr.
    Vor sich sah er schon die kleine Mittelstation. Roger empfand die Liftmasten als eine Landschaftsschande, aber was sollte man machen? Die Fremden kamen in Scharen, jährlich wurden es mehr. Sie wollten Ski fahren und mußten

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