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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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sie, jene Grenze, die sie nicht überwinden konnten. Noch nicht! Aber bald würden sie neue Opfer finden, würden stärker werden. Fleisch und Blut von lebenden Wesen brauchten sie, um selber wieder Fleisch und Blut werden zu können. Dann würden sie leben. Dann würden sie wachsen, sich vermehren und wieder die Erde beherrschen. Eine Erde die nicht mehr dem schwachen, wahnwitzigen, zerstörerischen Menschengeschlecht gehörte, sondern den alten Göttern…
    Mit gleißenden Augen sah der Alte dem in einer Staubwolke verschwindenden Wagen nach.
    Nichts rührte sich in seinem zerfurchten Gesicht. Nur die dünnen Lippen lächelten…
    ***
    Sie fuhren bis Akureyri durch.
    Zamorra wusste, dass es nichts gab, was den dicken Will Sullivan hätte bewegen können, noch einmal auch nur in die Nähe der Nagelfar-Grotte zu kommen. Der schwer geschockte Mann war entschlossen, Island mit der nächsten Maschine zu verlassen, und vermutlich würde er nie in seinem Leben mehr einen Fuß auf die Insel setzen. Es kostete Mühe, ihn zu überreden, wenigstens die ungefähre Lage der Höhle in eine Karte einzuzeichnen. Er tat es schließlich, so gut er es konnte, und dann hatte er es so eilig, zu verschwinden, dass er sich nicht einmal mehr von Nicole verabschiedete.
    Zamorra rief im Hotel »Faxa-Floi« in Reykjavik an und hinterließ in der Rezeption, dass sie vermutlich erst in ein, zwei Tagen zurückkommen würden.
    Für die folgende Nacht nahmen sie Zimmer in Akureyri. Mit vereinten Kräften wollten Zamorra und Bill Nicole überreden, im Hotel zurückzubleiben. Aber sie bestand darauf, mitzukommen, sie drohte, sich notfalls auf eigene Faust an ihre Fersen zu heften – und schließlich gaben die beiden Männer auf, weil sie wussten, dass es bei Nicole Entschlüsse gab, gegen die allenfalls Gewalt etwas auszurichten vermocht hätte.
    In einem Waffengeschäft kauften sie drei leichte Jagdkarabiner, zwei Smith & Wesson-Revolver und eine kleine spanische Astra. Silberne, mit dem Amulett geweihte Munition, führte Zamorra stets mit sich – eine Maßnahme, die sich schon mehr als einmal bewährt hatte. Bewährt hatte sich auch das geländegängige, jetzt leicht demolierte Fahrzeug, und sie brauchten lediglich eine halbe Stunde bei der Verleihfirma zu warten, während die kopfschüttelnden Mechaniker eine neue Rückscheibe einsetzten.
    Als sie starteten, war es bereits später Nachmittag – doch um diese Jahreszeit wurde es auf Island ohnehin kaum richtig dunkel. Zamorra steuerte den Wagen über die Straße, die sie schon einmal genommen hatten. Diesmal blieb alles ruhig. Dort, wo sie beim ersten Mal von den unheimlichen Flugsauriern angegriffen worden waren, lag die wild zerklüftete Landschaft leer und wie tot, und nach etwa einer halben Meile bogen sie nach Westen in eine schmalere Nebenstraße ein, die sie noch tiefer in die Einsamkeit der Basaltberge führte.
    Die richtige Stelle fanden sie überraschend schnell, da die Vulkanasche am Straßenrand noch von den Reifenspuren der Polizeifahrzeuge aufgewühlt war.
    Zamorra stoppte.
    Aufmerksam glitt sein Blick umher – aber er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Ein Geröllfeld stieg an bis zu einem schmalen Grat. Felsblöcke türmten sich, in einiger Entfernung war der Dampf über irgendeiner heißen Quelle zu sehen. Das Singen des scharfen, trockenen Windes bildete das einzige Geräusch. Als ob die Hölle die unheimlichen Fabelwesen verschlungen hätte, dachte der Professor.
    Oder als ob sie irgendwo lauerten, warteten, die Menschen in die Falle locken wollten…
    »Na, dann los«, sagte Bill mit leicht gezwungener Forschheit. »Nur gut, dass ich im alten New York manchmal auf Entenjagd gegangen bin.«
    »Ich wünschte, es wären Enten«, murmelte Nicole. »Jedenfalls kann ich mir jetzt vorstellen, auf welche Art die Verletzungen von Charles Maruth und Patricia Niles entstanden sind.«
    »Und auf welche Art hier manchmal Menschen verschwinden«, setzte Zamorra hinzu. Er war bereits ausgestiegen, half Nicole aus dem Wagen. Auch Bill kletterte ins Freie, holte die drei Jagdwaffen vom Rücksitz und reichte zwei davon weiter. Nicole hob den Karabiner prüfend an die Wange, setzte ihn wieder ab und zuckte die Schultern.
    »Wenn es hart auf hart geht, werde ich vermutlich doch die Astra nehmen«, meinte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit dem Ding hier irgendetwas treffe.«
    »Es sind nur sechs. Und sie sind groß genug.«
    »Und wenn es inzwischen mehr als sechs geworden

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