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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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war und dass es keine Rettung mehr für sie gab.
    Der Spiegel nahm sie auf.
    Wie Quecksilber teilte sich die gleißende Fläche, sog den stürzenden Körper in sich hinein, schloss sich wieder mit einem leisen, glucksenden Schmatzen. Noch einmal tauchte Nicoles Hand aus der geisterhaften Masse empor, verzweifelt und vergeblich nach einem Halt suchend, dann war die junge Frau endgültig in der unergründlichen Tiefe des Spiegels verschwunden.
    Dass der weißbärtige Alte mit einem raschen Schritt an den Rand des Kraters trat, seinen Stab hoch in die Luft schwang und mit lauter Stimme Beschwörungen in einer fremden Sprache hervorstieß, konnte sie nicht mehr hören…
    ***
    »Uaaaaauuu…«
    Dröhnend, lang gezogen, in grässlicher Lautstärke hallte das Gebrüll des Monsters zwischen den Felswänden. Der schwere Schädel bewegte sich, in verbissener, vergeblicher Wut versuchten die kurzen, verkümmerten Klauen, die Beute aus dem Felsspalt herauszukratzen. Blut rann über die braune Schuppenhaut und befleckte den schwarzen Basalt. Und immer wieder klafften die Kiefer auseinander, kam dieser grässliche Wutschrei tief aus der Kehle: »Uuaauu… Uaaa … Uuuaaaaaa …«
    Zamorra presste sich mit Rücken und Handflächen gegen den rauen Stein. Die Fußsohlen stemmte er an die Wand gegenüber. In einem rhythmischen, fast tänzerischen Wechsel bewegte er die Füße an den Felsen aufwärts, schob seinen Oberkörper mit den Händen nach, drückte erneut Schultern und Rücken zurück und bewegte wieder die Beine. Es wirkte geschmeidig, sah erstaunlich einfach aus – aber über das Gesicht des Professors rann der Schweiß in glitzernden Bahnen, und seine Lippen hatten sich zu einem harten Strich zusammengepresst.
    Über ihm rang Bill Fleming mit letzter Kraft nach Atem. Seine Muskeln zitterten. Immer wieder rutschte er um eine Winzigkeit ab, und Zamorra war froh, dass er als letzter in den Kamin eingestiegen war. Der Professor hatte noch vor kurzem in Rumänien eine mörderische Kamintour hinter sich gebracht. Er fühlte sich in der Lage, seinen Freund notfalls zu stützen, ihm von unten ein paar Hilfen zu geben – aber zum Glück erwies sich das als unnötig.
    Der monströse Schädel des Untiers blieb unter ihnen zurück.
    So hoch es sich auch emporreckte – es konnte sie jetzt nicht mehr erreichen. Brüllend vor Enttäuschung zog es sich ein Stück von dem Felsspalt zurück. Wütend funkelten die kleinen roten Knopfaugen, beobachteten nur noch, ohne weiter zu versuchen, die Opfer mit den mörderischen Krallen zu erwischen – und diese Tatsache gab auch Bill neuen Auftrieb.
    Seine Bewegungen wurden noch einmal schneller, sicherer. Keuchend arbeitete er sich weiter. Seine Hände erreichten die Kante des Felsenkamins, mit einem letzten Ruck schob er seinen Körper höher, und dann rollte er ächzend auf das Plateau und blieb reglos, erschöpft und nach Atem ringend in der Sonne liegen.
    Ein paar Sekunden später verharrte Zamorra neben ihm.
    Auch der Professor spürte die Anstrengung, fühlte sich todmüde und ausgebrannt. Nach einem kurzen, sichernden Blick in die Runde ließ er sich ebenfalls zurücksinken, und für einen Moment genossen die beiden Männer einfach das Gefühl, ihre schmerzenden Muskeln entspannen zu können.
    Schon nach einer knappen Minute taumelte Zamorra wieder hoch.
    Unter ihnen im Tal brüllte immer noch der Tyrannosaurus. Die Luft schien zu zittern. Zamorra wusste, dass sie noch längst nicht in Sicherheit waren, und auch Bills Bewusstsein wurde wieder empfänglich für die Gefahr.
    Er kam ebenfalls auf die Beine.
    Mit zwei Schritten erreichte er den Rand des Plateaus. Seine Augen glitten über die Landschaft, über das grüne Tal, das er von hier aus in seiner ganzen Länge überblicken konnte – und im nächsten Moment sog er scharf die Luft durch die Zähne.
    »Sieh dir das an!«, flüsterte er atemlos. Und es klang fasziniert – nicht einmal besonders entsetzt und angstvoll.
    Zamorra trat neben ihn, kniff die Augen zusammen.
    Reglos verharrte er. Ungläubig ließ er den Blick schweifen – und fühlte ebenfalls, wie ihn dieses majestätische, noch von keines Menschen Auge geschaute Bild erregte.
    Eine prähistorische Landschaft dehnte sich unter ihnen.
    Grüne Auen, Seen mit sumpfigen Ufern, dichter, verfilzter, fremdartiger Wald. Eine Landschaft, die Wärme atmete, Feuchtigkeit, fruchtbares, drängendes Leben – und die bewohnt wurde von einer Vielzahl von Tieren, die man erst auf den

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