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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Monstrum den mächtigen Schädel, der Rachen klaffte auf, und die roten, tückischen Augen suchten die Opfer.
    Zamorra handelte blitzartig.
    Er packte Bills Arm, versetzte seinem Freund einen Stoß und schleuderte ihn mit aller Kraft in die Felsspalte hinein. Mit dem nächsten Atemzug schnellte er selbst vorwärts, erreichte den schwarzen Riss im Gestein mit einem langen Hechtsprung. Sein Fuß verhakte sich irgendwo, er taumelte in den Schatten und prallte mit Bill zusammen. Beide verloren sie das Gleichgewicht, rutschten über abschüssigen Boden, tiefer in die natürliche Höhle hinein, und erst nach drei, vier Meter bremste die Felswand ihre Körper.
    Zamorra warf sich herum. Der mächtige Leib des Tyrannosaurus verdunkelte die Felsspalte, deutlich war die grünbraune Schuppenhaut zu sehen. Wolken von fauligem Dunst quollen aus dem klaffenden Kiefer, der sich vergeblich auf die schon sicher geglaubte Beute zuzuschieben versuchte. Das urwelthafte Brüllen fing sich zwischen den engen Wänden, legte sich betäubend über die Ohren der beiden Männer und ließ eine Wolke von Staub und kleinen Steinchen auf sie herabregnen.
    »Zamorra!«, schrie Bill – und in der gleichen Sekunde bemerkte auch der Professor, wie eins der verkümmerten Vordergliedmaßen der Bestie über ihnen in dem Spalt herumtastete.
    Mit einer raschen Bewegung nahm er das Amulett vom Hals und schloss die Faust darum. Sein Blick hing an der grässlichen zweifingrigen Klaue. Seine Muskeln spannten sich, er machte einen halben Schritt nach vorn – und dann schlug er blitzschnell zu und traf die schimmernde Schuppenhaut knapp über den spitzen Krallen.
    Nichts geschah.
    Die Bestie schien die Berührung des Amuletts überhaupt nicht zu spüren. Sie war ein Tier der Urzeit, lebendig, in dieser Welt zu Hause – und wenn überhaupt, dann würde man sie nur mit ganz normalen Waffen töten können.
    Die Pranke tastete weiter, schlug unruhig gegen die Felsen. Zamorra wich zurück. Mit einem Seufzer der Erleichterung stellte er fest, dass das Untier sie nicht erreichen konnte, dass gut ein halber Meter an ihrer Reichweite fehlte. Bill Fleming wischte sich den Schweiß von der Stirn – und fast gleichzeitig mit seinem Freund legte er den Kopf in den Nacken, um mit den Augen dem Verlauf der Felsspalte zu folgen.
    Sie führte nach oben.
    Etwa dreißig, fünfunddreißig Meter stieg sie an, ohne sich zu verbreitern, und endete auf dem Hochplateau. Zamorra und Bill wechselten einen Blick. Sie hatten beiden den gleichen Gedanken.
    »Kaminklettern«, sagte der Historiker leise.
    »Es könnte klappen. Jedenfalls ist es unsere einzige Chance. Ich glaube nicht, dass der Tyrannosaurus in der Lage ist, das Hochplateau zu erreichen, ohne zumindest einen längeren Umweg zu machen.«
    »Und die Flugechsen? Die anderen Bestien, die es in der – in diesem Albtraum vielleicht noch gibt?«
    Bill scheute sich auch jetzt noch, dass Wort »Urzeit« oder »Kreidezeit« auszusprechen – es ging einfach über sein Begriffsvermögen.
    Wenn sie dieses Abenteuer durch irgendeinen hilfreichen Zufall heil überstanden, würde er es vermutlich zur Vision erklären, zur Einbildung. Unter anderen Umständen hätte Zamorra vielleicht gelächelt, aber jetzt war er dazu nicht in der Lage.
    Der Gedanke an Nicole brannte in ihm.
    Er glaubte zu spüren, dass sie sich nicht in der Nähe aufhielt. Mit glasklarer Schärfe erinnerte er sich daran, dass er sie hinter sich geschoben hatte, kurz bevor der Boden unter seinen Füßen wegbrach.
    Vermutlich war sie als einzige nicht abgestürzt, hatte die unheimliche Reise durch Jahrmillionen nicht mitgemacht. Aber sie war in Gefahr, sie war schutzlos den dämonischen Mächten ausgeliefert, die in der Höhle herrschten – und fast hätte Zamorra gewünscht, sie hier bei sich zu haben. Ein neues urwelthaftes Brüllen unterbrach seine Gedanken. Wütend peitschte der Tyrannosaurus mit dem Schwanz, seine Kiefer schnappten, die Krallen kratzten über die Felsen. Zwei, drei einzelne Steine polterten herab – und Zamorra wurde klar, dass sie hier noch weniger sicher waren, als er geglaubt hatte.
    Er wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.
    Und er hatte Mühe, die Panik zu beherrschen, die ihn zu überfallen drohte…
    ***
    »Sie werden sterben«, flüsterte der Alte vom Meer. »Wenn der Tyrannosaurus sie nicht holt, dann irgendein anderer meiner Lieblinge. Sie werden sterben, sterben…«
    Nicole hielt den Atem an.
    Der geheimnisvolle Bann war von ihr

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