0043 - Der Vampir von Manhattan
mit dem Springmesser. »Wir schlagen sie zusammen und räumen ihnen die Taschen aus.«
»Mann, du bist vielleicht beknackt!« brummte Monster Chonjacki. Er warf die leere Flasche weit weg. »Die Neger haben selbst keinen müden Dollar einstecken. Und wenn du dir einen vornimmst, hast du im Nu eine halbe Hundertschaft am Hals. Überlegt euch was Vernünftiges.«
»Wir könnten einbrechen«, meinte Frozen Pete.
»Aber wo? So etwas muß ausbaldowert sein. Weiß einer was?«
Keiner meldete sich. Monster Chonjacki spie aus.
»Also auch nichts.«
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Ich kenne da einen Spielklub in der 104. Straße Ost«, meldete sich Zwinker Ed dann. »Ist in einem Hinterhofbau, da passen nicht mehr als fünfzehn, zwanzig Leute rein. Den könnten wir ausnehmen.«
»Meinst du etwa den von dem krummen Iren?« wollte Chonjacki wissen. »Gallagher heißt er, glaube ich.«
»Genau den.«
»Vergiß es. Gallagher zahlt Schutzgebühren an die Mafia. Und lebensmüde bin ich nicht.«
»Vielleicht finden wir in der U-Bahn was«, meinte Freddie.
»Um diese Zeit? Da müssen wir noch aufpassen, daß wir selbst nicht überfallen werden. Ich sehe es schon, die Lage ist beschissen. Ich sollte in eine Gang eintreten, dann wäre ich weg von der Straße und von euch Pennern.«
»Warum tust es denn nicht, Monster?« fragte Frozen Pete.
»Die nehmen heute auch nicht mehr jeden, bloß weil er kriminell ist. Da mußt du schon was auf dem Kasten haben. Wir leben im Zeitalter der Spezialisten. Mein Vetter Ben zum Beispiel, der ist fein heraus. Er ist Safeknacker und Fachmann für Alarmanlagen. Aber was glaubst du, was er büffeln und üben mußte, bis er eine Spitzenkraft in seinem Metier war? Da ist ein Hochschulstudium nichts dagegen. Was Alarmanlagen angeht, so steckt Ben jeden Elektronik-Ingenieur glatt in die Tasche. Ben ist längst soweit, daß er nur noch bei ganz großen Coups selber aktiv wird. Sonst macht er lediglich die Planung und schickt seine Handlanger, die er angelernt hat, mit genauen Instruktionen los. Und dafür kassiert er noch ein Schweinegeld. So muß man es anfangen.«
Monster Chonjacki schwieg eine Weile.
»Aber wenn unsereiner heute zur Mafia oder zu einem der großen Bosse geht und sagt, daß er zuschlagen und mit einer Kanone umgehen kann, dann wird er doch bloß ausgelacht. Das Leben ist hart, wenn man nichts gelernt hat, Freunde.«
Die vier Mugger befanden sich in der Höhe der 79. Straße, in der Nähe des Obelisken, der Kleopatras Nadel hieß. Ein paar Bänke standen beim Obelisken, kahle Büsche umgaben das Geviert. Freddie blieb plötzlich stehen.
»Mann!« zischte er halblaut. »Da wird doch glatt der Hund in der Pfanne verrückt. Seht mal dort, da sitzt ein Weib auf der Bank. Um diese Zeit mutterseelenallein im Central Park.«
Er deutete, die andern schauten in die Richtung. In der Dunkelheit erkannten sie ziemlich undeutlich eine Gestalt, die wie eine Frau mit rotem Kleid aussah. Sie blieben stehen.
»Das gibt es nicht«, sagte der mißtrauische Frozen Pete. »Das ist keine Pennerin. Vielleicht ein Lockvogel von irgendeiner Bande?«
»Idiot!« fuhr Chonjacki ihn mit gedämpfter Stimme an. »Wen sollte sie denn wohl nachts im Central Park anlocken wollen? Vielleicht ist sie betrunken und hat sich verlaufen. Oder ausgeflippt, oder was weiß ich was.«
»Da stimmt was nicht«, beharrte Frozen Pete auf seiner Meinung.
»Das werden wir feststellen. Weshalb sollen wir nicht auch mal Glück haben? Mit der Puppe können wir uns die Zeit vertreiben.«
»Solche wie wir haben kein Glück«, sagte Frozen Pete.
Aber die anderen hörten nicht auf ihn. Sie schlichen sich näher heran. Pete folgte ihnen, weil er nicht allein bleiben wollte. Jetzt sahen die Männer die Gestalt deutlicher. Es war tatsächlich eine Frau, schwarzhaarig, jung und hübsch, mit einem tiefausgeschnittenen, langen roten Kleid.
»Mann, was für eine Wuchtbrumme!« flüsterte Monster Chonjacki. »Los, verteilt euch, wir kommen von allen Seiten. Sie ist tatsächlich allein, keiner in der Nähe. Sitzt da wie am hellen Tag, wenn der nächste Polizist gerade um die Ecke steht. Auf so eine Puppe bin ich schon lange scharf.«
Er ließ den andern, die zu beiden Seiten wegeilten, einen Vorsprung, bevor er die Fläche zwischen den kahlen Gebüschen betrat. Kleopatras Nadel warf einen langen, tiefschwarzen Schatten. Die Frau wandte Monster Chonjacki die linke Seite zu.
Der Straßenräuber trat näher. Seine Kumpane kamen
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