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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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auch um sie geschehen, der hypnotische Blick des Vampirs überwältigte sie fast ebenso schnell wie ihre Freundin.
    Montague neigte knapp den Kopf und dirigierte die beiden »Damen« hinter die Plakatwand.
    ***
    Jimmy Davies war ein sehr solider, fleißiger und strebsamer junger Mann. Er studierte an der University of New York Finanzwissenschaft und hatte vor, einmal in der Börsenbranche ein ganz Großer zu werden. Davis hatte ein Gehirn wie ein Computer. Ablenkungen kannte er nicht.
    Auch diesmal saß er bis spät in der Nacht über seinen Büchern. Auf die Idee, mal zu bummeln wie seine Kommilitonen, wäre er nie gekommen. Jimmy Davies bewohnte eine 2-Zimmer-Wohnung im achten Stock eines alten Apartmenthauses in der 15. Straße West in Manhattan, am Rande von Greenwich Village.
    Er kannte so gut wie alle wichtigen Börsenkurse von der vergangenen Woche auswendig. Doch wieviel ein Drink in der meistbesuchtesten Diskothek des Village kostete, das hätte er nicht sagen können. Was die neuesten Modetänze anbetraf, so hatte er auch keine Ahnung. Girls interessierten ihn wenig, was bei einem gesunden jungen Mann von 22 Jahren nicht gerade die Regel war.
    Jimmy, ein mittelgroßer, schlanker Bursche mit dunkelblondem Stoppelhaar, berechnete gerade den Dow-Jones-Index einiger führender Papiere der Effektenbörse. Er hatte sich nicht die einfachsten ausgesucht.
    Er fuhr sich mit der Hand über das Borstenhaar, als es an die Fensterscheibe klopfte. Zunächst dachte Jimmy, er hätte sich getäuscht, immerhin wohnte er im fünften Stock. Doch das Pochen wiederholte sich.
    Jimmy Davies krauste die Stirn und rieb mit dem Zeigefinger an der Nase. Dann entschloß er sich, der Sache auf den Grund zu gehen. Er legte den Füllfederhalter hin, nicht ohne ihn ordentlich zugeschraubt zu haben, und trat ans Fenster.
    Die Feuerleiter führte neben dem Fenster vorbei, der Hinterhof, der unten lag, war dunkel. Jimmy öffnete das Fenster. Er staunte nicht schlecht, als er ein Mädchen mit kastanienbraunem Haar und gelbem Strickpulli auf der Feuerleiter stehen sah.
    Im Widerschein der Lichtglocke, die über Manhattan stand, konnte Jimmy das Girl ziemlich deutlich erkennen.
    »Was suchen Sie denn auf der Feuerleiter, Miß?« fragte er verblüfft.
    Das Girl hatte eine aufregende Figur, doch Jimmy war in Gedanken noch ganz mit seinem Dow-Jones-Index beschäftigt und bemerkte das kaum. Die Nase des Mädchens war etwas spitz, und es hatte Aknepusteln im Gesicht.
    »Ich will zu dir«, flüsterte das Girl. »Laß mich ein, mein Geliebter, und empfange meinen Kuß!«
    »Nichts da, wir schreiben morgen eine Klausur, die sehr wichtig für die Zwischenprüfung ist. Da muß ich noch eine Menge lernen. Wie kommen Sie überhaupt auf die Feuerleiter? Sind Sie aus einem Fenster gestiegen?«
    Die Frage war berechtigt, die Feuerleiter endete nämlich zweieinhalb Meter über dem Boden. Im Falle eines Brandes mußte jemand, der die Feuerleiter hinunterstieg, das letzte Teilstück ausklinken und herablassen.
    »Meine vampirischen Schwingen haben mich durch die Nacht getragen«, flüsterte das Mädchen. »Ich sah das Licht deines Fensters, ich witterte dein warmes Blut. Auch du sollst einer der Auserwählten werden und zu uns gehören.«
    »Haben Sie getrunken?« fragte Jimmy Davies. »Gehen Sie nur wieder hin, wo Sie hergekommen sind, Miß. Ich kann keine Zeit für Sie erübrigen. Ich bin angehender Diplomkaufmann und Börsenmakler, dieser Unsinn mit Vampirschwingen und Blut verfängt bei mir nicht.«
    Das Mädchen war niemand anders als Agnes Lakehurst, die Montague Harpers Biß in einen Vampir verwandelt hatte. Agnes durfte sich noch in der gleichen Nacht ihr erstes Opfer holen. Sie schwang sich geschmeidig von der Feuerleiter auf die Fensterbank und schwenkte die Beine ins Innere des Zimmers.
    Ihre Augen, in denen helle Lichtpünktchen tanzten, fixierten Jimmy Davies. Der junge Mann wich etwas zurück.
    »Wie schön und glatt dein Hals ist«, flüsterte Agnes Lakehurst. »Wie deine Schlagader pocht. Komm, komm her zu mir!«
    »Sie müssen betrunken sein. Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen. Verlassen Sie auf der Stelle meine Wohnung, sonst verständige ich den Hausmeister! Also, das ist doch eine Zumutung, nicht mal in Ruhe studieren kann man!«
    Agnes bleckte die Vampirzähne. Jimmy Davis’ Augen wurden groß und rund.
    »Was ist das? So bleiben Sie mir doch vom Hals, Sie… Sie… Hilfe, Hilfe! Mammy!«
    Jimmy stieß mit dem Rücken gegen

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