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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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von den drei anderen Seiten. Sand knirschte unter Chonjackis Schuhen, ein Zweig raschelte. Aber die Frau bewegte sich nicht, obwohl sie die Augen geöffnet hatte. Ob sie vielleicht unter Rauschgift stand?
    Monster Chonjacki blieb vor ihr stehen.
    »Hallo, Süße«, sagte er, »wie wär’s denn mit uns beiden?«
    Die Frau schaute ihn an. In ihren Augen tanzten glimmende Funken. Der Blick ließ den Straßenräuber frösteln, aber das schob er auf die Kühle der Nacht. Mit einer fließenden Bewegung erhob sich die Frau. Obwohl sie sehen mußte, daß sie umzingelt war, zeigte sie nicht die Spur von Angst.
    Monster Chonjacki grinste sie an. Aber das Grinsen verging ihm jäh, als sein vermeintliches Opfer spitze Vampirzähne bleckte und unvermittelt auf ihn lossprang. Ein stählerner Griff und der dämonische Blick lähmten den Straßenräuber.
    Die spitzen Zähne näherten sich seinem Hals. Bevor seine Kumpane ihm zu Hilfe eilen konnten, ertönte ein schriller Schrei. Hinter dem Obelisken schoß eine riesige Fledermaus mit rotglühenden Augen hervor und attackierte sie. Sie riß Frozen Pete nieder.
    Freddie und Zwinker Ed flohen, wie von Furien gehetzt. Messer und Schlagring hatten ihnen nichts genutzt. Als Zwinker Ed sich umschaute, sah er, wie die Frau am Hals Monster Chonjackis hing. Und über Frozen Pete hatte sich ein Mann niedergebeugt, sein schwarzer Umhang verdeckte den am Boden Liegenden fast.
    Nur Zwinker Ed schaffte es bis auf die Fifth Avenue. Die Vampir-Fledermaus erwischte auch Freddie, bevor der Mugger den Park verlassen konnte. Zwinker Ed rannte, was er konnte, und zum ersten Mal in seinem Leben betrat er freiwillig ein Polizeirevier.
    Stotternd brachte er seine Meldung vor. Der Sergeant vom Dienst hörte sich nur die ersten Sätze an.
    »Abführen«, sagte er dann. »In die Ausnüchterungszelle mit dem Kerl. Daß einer im Delirium weiße Mäuse sieht, habe ich schon erlebt. Aber Vampire nee.«
    ***
    Daisy White und Jenny Brooks verdienten ihren Lebensunterhalt als Straßendirnen. Sie hatten ihren Standplatz in der Pearl Street, nicht weit von der Kreuzung Fulton Street entfernt. Es war eine miese Gegend, die Kundschaft war entsprechend. Doch Daisy und Jenny hatten das, was man den Lenz des Lebens nannte, schon eine ganze Weile hinter sich.
    Darüber konnte auch die dicke Puder und Schminkschicht auf ihren Gesichtern nur bei sehr schummrigem Licht noch einigermaßen hinwegtäuschen. Oder der Genuß von wenigstens einer halben Flasche Brandy. An ihren letzten nüchternen Kunden erinnerten sich Daisy und Jenny beide nicht mehr.
    Sie standen vor einer Plakatwand mit einer Reklame für Stock Vermouth. In dieser Gegend völlig fehl am Platz, denn wenn hier einer Wermut trank, dann nur die allerbilligste Sorte.
    Daisy war eine Mulattin mit strähnigem, blondgefärbtem Haar. Man konnte sie eher als knochig bezeichnen. Jenny schleppte dafür einiges Übergewicht mit sich herum. Sie war eine Weiße, eine Kraushaarfrisur türmte sich über ihrem runden Gesicht, das an einen mißvergnügten Mops erinnerte. Beide Frauen trugen trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit kurze Röcke und billige Pelzjacken. Sie hielten sich an ihren Handtaschen fest und rauchten eine Zigarette nach der andern.
    Von Zeit zu Zeit verschwanden sie hinter der Plakatwand und nahmen einen Schluck aus der Thermosflasche, deren heißer Tee tüchtig mit Rum versetzt war.
    Von einer nahen Bar schwankten zwei Betrunkene herbei. Sie hatten jeder den Arm um die Schultern des andern gelegt, um einigermaßen das Gleichgewicht zu halten.
    »Na, Jungs?« fragten Daisy und Jenny synchron.
    Die »Jungs« wollten nichts von ihnen wissen. Daisy und Jenny hätten ihnen gern die Taschen geleert, aber sie konnten schlecht auf der Straße über sie herfallen. Doch da näherte sich schon wieder ein Mann. Eine hochgewachsene, auffallende Erscheinung mit schwarzem Umhang. Sein Gesicht war bleich und asketisch.
    Vor den beiden Frauen blieb er stehen.
    »Naaa?« fragte Daisy gedehnt und lächelte, wie sie glaubte, verlockend.
    Es rieselte kalt durch ihre Adern, als sie in die Augen des Fremden sah. Tief in Höhlen liegende Augen mit glimmenden Punkten darin. Die Mulattin Daisy war ohnehin eine labile Person von niederem Niveau. Binnen Sekunden hatte Montague sie willenlos gemacht.
    Jenny fröstelte. Der hagere Fremde packte sie an beiden Armen. Die Zigarette fiel ihr aus dem Mund. Jennys Mopsgesicht verzog sich zu einer Grimasse der Verblüffung und Angst. Dann war es

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