0043 - Der Vampir von Manhattan
und Linda Maitland blieben noch eine Weile. Ich machte auf Optimismus und redete ihnen Mut zu. Als die beiden Girls uns verließen, gab ich ihnen ein silbernes Kreuz mit. Laurie sagte, sie hätte noch einige Knoblauchzehen zu Hause im Küchenschrank.
»Manchmal koche ich nach Balkanart«, sagte sie. »Dazu gehört tüchtig Knoblauch ins Essen.«
»Deshalb bist du auch noch unverheiratet«, frotzelte ich. »Ich bin zwar kein Vampir, aber eine Frau mit Knoblauchatem schlägt auch mich in die Flucht.«
»Knoblauch ist gesund«, verteidigte Laurie ihr Speisegewürz und Naturheilmittel. »IIja Rogoff, der älteste Mann der Welt, ißt es täglich. Er ist, glaube ich, hundertfünfzig.«
»So genau weiß ich das nicht«, antwortete ich. »Auf jeden Fall muß er ein schöner alter Stinkadores sein. Bleibt anständig, Mädchen.«
»Wenn du nicht in der Nähe bist, immer, John.«
Dann waren sie draußen. Ich telefonierte mit der Rezeption. Wie ich vermutet hatte, gab es einen Hotelarzt, der jederzeit in Anspruch genommen werden konnte. Meine rechte Hand schmerzte sehr. Ich wußte nicht, ob Vampirkrallen eine Infektion verursachen konnte, aber ich wollte auf alle Fälle vorbeugen.
Suko sollte seine Kratzer ebenfalls mit Jodtinktur bepinseln lassen. Eine Tetanusspritze und eine Schmerztablette konnten nichts schaden. Mein Magen meldete sich, denn seit wir das Flugzeug verlassen hatten, hatten wir nichts mehr gegessen.
Aber ich beschloß, mal was für die schlanke Linie zu tun und aufs morgige Frühstück zu warten.
***
Richmond, einer der fünf Stadteile von New York City, liegt auf Staten Island. Hier gibt es nur wenige Hochhäuser, sondern hauptsächlich Apartmenthäuser, Villen und einige historische Gebäude.
Wobei in den USA ein Haus aus der Zeit vor der 1776 erfolgten Unabhängigkeitserklärung bereits als uralt gilt. Die private Nervenklinik, in die Frank Harper vor nunmehr acht Tagen eingeliefert worden war, stand am Huguenot Park.
Eine Mauer umgab die vier Gebäudetrakte, deren Fenster meistenteils vergittert waren. Ein parkartiger Garten mit altem Baumbestand erstreckte sich rundum.
Ich stellte den Chevrolet Camaro LT, den ich beim Hertz-Autoverleih gemietet hatte, vor dem Verwaltungsgebäude ab. Der metallicrote Wagen hatte einen 5,7-Liter-Motor, 175 PS steckten unter der Haube. Für meinen Geschmack wies er zuviel Chrom und Blech auf und war zu weich gefedert.
Suko saß neben mir. Auf dem Rücksitz hatten die allzeit bereite und neugierige Laurie Ball und Linda Maitland Platz genommen. Die beiden Mädchen hatten in Lauries Apartment eine ungestörte Nacht verbracht.
Es war jetzt früher Nachmittag. Am Vormittag hatte ich mir in einem Waffengeschäft eine neue Beretta besorgt und Captain Don Hamilton aufgesucht. Über den Captain, der sich eingehend informiert hatte, war ich auf einen gewissen Edward T. Ballone gestoßen, in einschlägigen Kreisen als Zwinker Ed bekannt.
Von Ballone hörte ich eine wüste Story über einen Vampirüberfall im Central Park, dem seine Kumpane Monster Chonjacki, Frozen Pete und Freddie zum Opfer gefallen sein sollten. Ich glaubte Zwinker Ed, der zur Drogenentwöhnung nach Rikers Island, einer Insel im East River auf der Ostseite von Manhattan, gebracht wurde.
Weiterhelfen konnte Zwinker Ed uns allerdings nicht.
Captain Hamilton wollte sich direkt an den Commissioner, den Leiter der New Yorker Stadtpolizei, wenden. Intern sollte eine vorsichtige Vampirwarnung an die New York Cops ausgegeben werden. Strenge Geheimhaltung mußte sein, sonst hätte es eine Massenpanik gegeben. Ich sah schon die dicken Schlagzeilen vor meinem geistigen Auge: Vampire bedrohen New York City.
Laurie Ball hatte sich schweren Herzens bereit erklärt, zunächst auf eine Veröffentlichung der Informationen, die sie erhielt, zu verzichten. Die junge Journalistin wollte natürlich Karriere machen. Sie blieb am Ball, das hieß in diesem Fall in meiner Nähe, und sie hoffte, später in abgeschwächter Form einiges in die Zeitung bringen zu können.
Über das Horror-Taxi von New York und die damaligen Vorgänge hatte sie eine packende Reportage geschrieben. Allerdings nicht die volle Wahrheit.
Zunächst hatte ich nicht gewollt, daß die beiden Girls uns begleiteten, aber dann stimmte ich doch zu. Linda Maitland war mit Frank Harper eng befreundet. Wenn sie uns begleitete, würde der junge Mann uns eher vertrauen, als wenn Suko und ich allein antanzten.
Der Hotelarzt hatte meine Hand und Sukos
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