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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Pfleger blieben im Hintergrund.
    Die Tür war abgeschlossen, und ich hatte mir ausbedungen, daß wir nicht gestört werden durften.
    Dr. Lorrimer räusperte sich.
    »Äh ja, Mister Sinclair. Dann zeigen Sie uns mal Ihre Weisheit. Einen Exorzisten habe ich auch noch nicht bei der Arbeit erlebt.«
    »Ich bin kein Exorzist, Dr. Lorrimer. Ich kenne lediglich einige unorthodoxe Methoden, um einen Besessenen zu heilen.«
    »Wir sind mächtig gespannt!«
    Ich bat um Ruhe. Dann holte ich mein silbernes Kreuz und die gnostische Gemme aus der Tasche und hielt beides über Frank Harpers Gesicht. Ich zitierte den Schlüssel Salomonis, eine starke Beschwörungsformel dämonischer Wesen, und begann mit den ersten Austreibungssprüchen.
    Die gnostische Gemme vibrierte in meiner Hand, ich steckte sie weg. Das Kreuz aber umgab eine silbrige Aura, immer heller strahlte sein Schein.
    Frank Harper keuchte. Der Schweiß trat ihm in dicken Perlen aufs Gesicht, so als werde es ausgewrungen. Sein Atem ging immer schneller, er hechelte. Er kniff die Augen zu und knirschte mit den Zähnen.
    »Du bezwingst… mich nicht, John Sinclair!« stieß er mit fremder Stimme hervor. »Verflucht sollst du sein, der Spuk wird dich holen. Der Schwarze Tod, Myxin, der Magier, der Dunkle Donn!«
    Bis auf letzteren waren es alles alte Bekannte aus den Dimensionen des Grauens.
    »Sieh das Kreuz an, Frank Harper!« rief ich. »Schau es an! Im Namen des Lichtes und des Guten, bei allen heilen und ordnenden Kräften des Universums! Beim Allerhöchsten, schau es an!«
    Da riß Frank Harper die Augen auf. Sein ganzer Körper begann zu zucken, plötzlich war sein Gesicht rot Übergossen. Er schwitzte Blut. Die beobachtenden Ärzte schrien entsetzt auf, sie wollten zum Krankenbett.
    Aber Suko drängte sie energisch zurück.
    »Nicht«, hörte ich ihn im Flüsterton mahnen. »Sie dürfen sich jetzt nicht einmischen, es könnte Frank Harpers Tod sein oder ihn für immer in den Wahnsinn schleudern!«
    Wenn Dr. Lorrimer vorher geahnt hätte, was geschehen könnte, hätte er meiner Beschwörung nie zugestimmt. Aber jetzt lag das Gesetz des Handelns bei mir, die Ärzte waren nur Zuschauer und Statisten.
    Ich rief die stärkste Bannformel, die ich kannte, in Chaldäisch, Latein und in modernem Englisch.
    »Fahr aus, böser Geist!« fügte ich hinzu. »Dämon aus dem Jenseits, gib diesen armen Menschen frei! Niemals mehr sollst du dich seiner bemächtigen, niemals mehr ihn schrecken oder beeinflussen! Beim silbernen Kreuz, beim Licht des Tages, bei der natürlichen Ordnung aller Ding, fahr aus! Fahr aus! Fahr aus!«
    Ein Kreischen und Heulen gellte auf, aus anderen Dimensionen kam es. Plötzlich waren Schatten und Rauch im Zimmer. Dämonische Fratzen manifestierten sich, geisterhafte Krallenhände griffen nach uns. Geschrei und Gewimmer wie von einem Heer von Verdammten ertönte.
    Die Ärzte zitterten; den zwei Pflegern schlotterten die Knie. Selbst Suko schaute sich irritiert um. Ich aber reckte das silberne Kreuz mit den geheimnisvollen Linien und Hieroglyphenzeichen mit beiden Händen hoch empor.
    Da entfuhr Frank Harper ein Schrei, den man im ganzen Gebäude hören mußte. Und mit diesem Schrei entwich etwas Dunkles aus seiner Kehle und aus seinem Innern. Seltsame Funken tanzten darin.
    Modergeruch wehte mich an, ich spürte eine eisige Kälte. Da war eine Bewegung in der Luft, als rühre sich etwas Unsichtbares. Das silberne Kreuz strahlte so grell wie eine Halogenlampe.
    Und dann war alles vorüber, von einer Sekunde zur anderen herrschte eine völlige Stille. Die Luft roch würzig nach Ozon, das Kreuz glänzte nur noch matt, und Frank Harper lag ruhig und entspannt auf seinem Bett.
    Auf seinem Gesicht war kein Blut mehr zu sehen. Ein Lächeln überzog es, es schien von innen heraus zu strahlen. Er atmete tief und ruhig. Tageslicht fiel durch die Rolladenlamellen herein.
    »Du hast es geschafft, John«, sagte Suko.
    Und Frank Harper meinte: »Ich fühle mich so wohl wie noch nie in meinem ganzen Leben. Wer Sie auch immer sind, Mister, das werde ich Ihnen nicht vergessen.«
    »Sie haben doch vorhin meinen Namen genannt, Frank?« fragte ich.
    »Ich? Niemals! Was ist überhaupt geschehen, ich erinnere mich an gar nichts mehr. Wo bin ich hier eigentlich?«
    ***
    In den Kellerräumen des Wolkenkratzers hatte sich einiges verändert, seit Montague Harper und Asenath wiedererweckt worden waren. Das elektrische Licht war abgeschaltet worden. Vampirische Diener und Vampire

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