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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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leiden sehen. Ihr hättet sehen sollen, wie sie sich sofort an mein Versprechen klammerte, wie sie sich daran aufrichtete, wie ihre Augen wieder zu leuchten anfingen. Ich sagte ihr, sie würde ihren Semjon kriegen. Wie, das wisse ich noch nicht, aber ich würde es irgendwie möglich machen. Sie fiel mir um den Hals und küsste mich. Sie war auf einmal so verflucht glücklich, dass es mir eiskalt über den Rücken rieselte, weil ich begriff, dass ich mein Versprechen niemals einhalten können würde. Was würde dann aber geschehen? Ich würde sie eine Zeitlang hinhalten können. Doch schließlich wird sie die Wahrheit erkennen, nämlich, dass ich gar nicht in der Lage bin, ihr zu helfen. Daran wird sie zerbrechen. Ich weiß es heute schon. Und sie wird sich erneut umzubringen versuchen. Und beim zweiten Mal wird es ihr gelingen, denn beim zweiten Mal wird sie vorsichtiger ans Werk gehen. Und plötzlich hatte ich eine Idee. Mit einemmal begann auch ich mich an einen Strohhalm zu klammern, und dieser Strohhalm warst du, Zamorra!«
    Der Professor riss verwirrt die Augen auf. »Ich? Wie konnte ich für dich zum Strohhalm werden, Bill?«
    »Mir fiel ein, dass dich die Russen nach Nowosibirsk eingeladen haben…«
    »Das stimmt. Ich darf fünf Tage lang in Sibirien bleiben. Aber man legte mir nahe, ohne meine Sekretärin zu kommen.«
    »Jedenfalls bist du dort, wo Semjon Muratow sich aufhält«, sagte Bill Fleming aufgeregt. Und er goss sich wieder Wodka in seinen trockenen Hals.
    »Und?«, fragte Zamorra abwartend.
    »Begreifst du denn nicht?«
    »Ich fürchte – nein, Bill.«
    »Der Junge kriegt keine Ausreisegenehmigung… Jessica Martin geht daran ganz langsam zugrunde! Sie wird sterben, das steht heute schon fest, Zamorra. Wenn sie Semjon nicht kriegt, lebt sie höchstens noch einen Monat. Niemand wird ihren Tod verhindern können. Ist das nicht grauenvoll? Zusehen zu müssen, wie so ein junges Leben verwelkt, nur weil die Russen auf stur schalten! Warum, zum Teufel, lassen sie den Jungen denn nicht ziehen? Weshalb muss er bleiben? Was haben sie denn davon, wenn sie ihn zwingen, in Russland zu bleiben?«
    »Sie haben seine Arbeitskraft«, sagte Zamorra. »Und die brauchen sie.«
    »Er wird zum Saboteur werden.«
    »Dann werden sie ihn einsperren.«
    »Damit gewinnen sie doch nichts. Wenn sie ihn einsperren, geht ihnen seine Arbeitskraft doch ebenfalls verloren.«
    »Nicht, wenn er zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt wird«, widersprach Zamorra seinem Freund.
    Fleming knallte seine Faust verzweifelt auf den Tisch. »Was ist das nur für ein hartherziges Land! Warum lässt man zwei Menschen, die vom Schicksal füreinander bestimmt sind, nicht zusammenkommen? Warum stürzt man sie ins Unglück? Kannst du mir das plausibel erklären?«
    Zamorra nahm sich nun ebenfalls seufzend einen Schnaps. Er hob langsam die Schultern und sagte: »Nein, Bill. Das kann ich dir nicht erklären.«
    Schweigen. Mehrere Minuten lang. Dann sagte Fleming heiser:
    »Zamorra… Ich weiß, es liegt überhaupt nicht auf deiner Linie. Du bist Professor der Parapsychologie. Du bist ein Dämonenjäger. Du bereist alle Länder dieser Erde, um den Untertanen des Höllenfürsten den Kampf anzusagen und sie zu vernichten. Um deine Erfolge ranken sich bereits Legenden. Du bist der besessenste Geisterjäger, den ich kenne. Und trotzdem trete ich heute an dich mit einer ganz und gar außergewöhnlichen Bitte heran: Hilf Jessica. Semjon Muratow bekommt keine Ausreisegenehmigung. Also muss ihn jemand aus Russland herausholen, verstehst du? Ich könnte mir keinen Mann vorstellen, der dazu fähiger wäre als du. Keine Geister, Zamorra. Kein Spuk. Und trotzdem ein verdammt gefährlicher Job. Der Zufall will es, dass du in den nächsten Tagen in dieser Gegend zu tun hast. Man wird also keinerlei Verdacht schöpfen, wenn du dich zwischen Nowosibirsk und Akademgorod ein bisschen umsiehst …«
    »Die Russen sind ein misstrauisches Volk«, sagte Zamorra mit erhobenem Zeigefinger.
    »Das weiß ich.«
    »Sie wollen haargenau von jedem Schritt informiert werden, den ein Fremder in ihrem Land tut.«
    »Herrgott, Zamorra, sag endlich ja. Sag, dass du der kleinen verzweifelten Jessica helfen wirst. Was sollen diese vielen Einwände? Ich weiß, dass du alle Schwierigkeiten meistern kannst, wenn du nur wirklich willst. Und ich weiß auch, dass dich eine Aufgabe um so mehr reizt, je schwieriger sie ist. Nun, Zamorra. Diese Aufgabe scheint mir die schwierigste zu sein,

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