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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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andere. Er hatte eine wulstige Narbe über dem linken Auge. »Keine Spuren von Semjon Muratow.«
    Vitali blieb stehen. Er reckte sich und legte die Hände auf seinen Rücken. Es war seine liebste Stellung. Und er wippte von den Fersen zu den Zehen. Auch das machte er gern. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er die beiden Männer an.
    »Ihr Idioten!«, schrie er. »Habe ich von euch verlangt, ihr sollt mir erzählen, wo Semjon Muratow nicht ist? Ich will von euch wissen, wo der Junge steckt. Wo er nicht ist, das weiß ich selbst!«
    »Wir haben das ganze Gebiet rund um Nowosibirsk durchgekämmt, Genosse Oberst«, sagte der mit der Narbe.
    Das war ein hartes Stück Arbeit gewesen und er war der Meinung, dass er sich dessen nicht zu schämen brauchte. Sie hatten zwar keine Spur von Semjon gefunden, aber sie hatten geschuftet wie die Tiere.
    Mehr konnte Vitali doch nicht von ihnen verlangen.
    »Versager seid ihr, alle beide!«, knurrte Vitali. Er schaute die Männer verächtlich an. Sie widersprachen ihm nicht. Einem Oberst zu widersprechen kam einer kleinen Revolution gleich. Wer konnte sich die schon leisten.
    »Wir haben uns die größte Mühe gegeben, Genosse Oberst«, sagte der mit den vorstehenden Schneidezähnen.
    »Und nichts ist dabei herausgekommen!«, nickte Vitali gereizt. Er warf die abgerauchte Papirossa in den Aschenbecher. Sie qualmte dort weiter. Niemand kümmerte sich um sie.
    Kyrill Vitali begab sich zum Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Menschen gingen ihres Weges. Autos fuhren. Und dazwischen – irgendwo – konnte Semjon Muratow stecken. Es war zum Schreien.
    Plötzlich senkte sich ein Schleier über Vitalis Augen. Es war ihm nicht gut. Eine heiße Welle schoss ihm in den Kopf und machte ihn schwindelig. Er klammerte sich an den Vorhang. Da er keine Luft bekam, riss er sich den Hemdkragen auf und fuhr sich mit der Linken über die Stirn, die sich mit einemmal mit dicken Schweißperlen bedeckt hatte. Was war das? Das Herz? Hatte er zuviel getrunken, als er unten in der Hotelbar mit Zamorra zusammen gesessen hatte?
    Unsinn! Zuviel hatte er noch niemals getrunken. Dieses Wort gab es beim Trinken einfach nicht für ihn.
    Wie durch Daunenkissen, die auf seinen Ohren lagen, hörte er die Männer reden.
    Der mit den Hasenzähnen sagte: »Wir haben von einem Haus erfahren, in dem es spuken soll, Genosse Oberst. Die Leute in dieser Gegend sind ganz hysterisch. Das Haus gehörte einem Ehepaar namens Dagorski. Der Mann erlitt einen tödlichen Arbeitsunfall, und die Frau starb in der darauf folgenden Nacht. Ebenfalls durch Unfall, wie die Miliz sagt. Doch die Leute sind der Meinung, dass es beide Male kein Unfall war. Das Ehepaar Dagorski soll von einem Gespenst umgebracht worden sein…«
    Vitali erfuhr die ganze Geschichte. Er hörte sie sich interessiert an, während er wütend gegen diesen schrecklichen Druck in seinem Kopf ankämpfte, der seinen Blick trübte und sein Gehör schwächte.
    Er konnte sich nicht erklären, was es war. So übel hatte er sich noch nie gefühlt. Während er zuhörte, was ihm seine Männer über die weiße Frau berichteten, versuchte er zu ergründen, worauf seine plötzliche Übelkeit zurückzuführen war.
    Und dann geschah etwas Sonderbares.
    Plötzlich schaltete sein Bewusstsein völlig ab. Er hörte niemanden mehr reden, konnte nicht mehr auf die Straße hinuntersehen, seine Augen nahmen eine ganz andere Umgebung wahr.
    Er hatte tiefschwarze Wände um sich. Ein unruhiges Licht zuckte daran hoch. Kerzenlicht. In silbernen Ständern standen bleiche Talgkerzen – zu Hunderten. Und dazwischen stand eine große schwarze Kiste. Nein, keine Kiste. Ein Sarg!
    Etwas drängte ihn, auf den Sarg zuzugehen. Es war eine schaurige Vision. Von irgendwoher vernahm Kyrill Vitali mit einemmal disharmonische Klänge, die ihm die Gänsehaut über den Rücken trieben. Sein Herz hämmerte wie verrückt in seiner Brust, als er sich dem geschlossenen Sarg näherte. Ein schlimmes Omen! pochte es zwischen seinen Schläfen. Das musste die Stimme sein, die Wachen und Träumen miteinander verband. Zitternd näherte er sich dem schwarzen Sarg. Er konnte nicht anders. Gern hätte er sich herumgeworfen, um fortzugehen. Aber das war ihm nicht möglich. Zum ersten Mal im Leben hatte Kyrill Vitali vor etwas Angst.
    Nun stand er knapp am Sarg.
    Etwas Schreckliches befand sich darin, das fühlte er. Etwas, das an Grauen nicht zu überbieten war. Entsetzt stellte er fest, dass er seine Hand

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