0043 - Wir stoppten den Bandenkrieg
besten Erfahrungen gemacht. Nur ein Gesicht, das man bis in die letzte Einzelheit hinein kennt, kann man vielleicht auch erkennen, wenn es plötzlich von einem Bart entstellt oder von einer anderen Frisur verändert wird.
Nachdem wir uns Less Moor alias Rean Seat auf diese Weise ›einverleibt‹ hatten, machten wir das gleiche mit den beiden anderen. Als wir diese Arbeit beendet hatten, war es genau zwölf Uhr mittags. Wir steckten uns eine Zigarette an und erholten uns erst einmal von unserem anstrengenden Gedächtnistraining.
Nach ein paar Minuten klopfte es an unsere Tür. Wir riefen unser »Come in!« und sahen, wie Rex Carson in unser Office kam.
Carson ist einer der ganz wenigen FBI-Beamten, die es im Dienst auf ein Alter von knapp sechzig Jahren gebracht haben. Dafür durfte man seinen Körper im unbekleideten Zustand allerdings nicht betrachten, wenn man ein empfindsames Gemüt hatte. Carson war in seinen langen Leben mindestens ein dutzendmal jämmerlich zusammengeschossen und unzählige Male von einer Übermacht von Gangstern halbtot geschlagen worden. Es gab faktisch keine zwanzig Zentimeter Haut an seinem trainierten Körper, der nicht irgendwelche Narben aufwies. Jetzt wurde Carson mit Rücksicht auf sein Alter nur noch für garantiert ungefährliche Aufgaben verwendet, womit er zwar nicht einverstanden war, woran er aber auch nichts ändern konnte.
Eine dieser ungefährlichen Aufgaben bestand darin, vom New Yorker Hauptpostamt die täglich eintreffende Post aus einem Schließfach zu holen. Das Schließfach lief unter der Firmenbezeichnung ›Bruligh‘s Credit Institution‹, und nicht einmal die Postbeamten wußten, daß es in Wirklichkeit nur die Deckadresse eines FBI-Schließfaches war.
Weil diese Deckadresse auf den Namen eines gar nicht existierenden Kreditinstitutes lautete, hatten die über diese Deckadresse eingehenden Briefe unserer Verbindungsleute den -Spitznamen ›Bettelbriefe‹ erhalten, und darauf bezog sich Carson, als er unser Office betrat.
»Morgen, ihr gepuderten Klammerbeutel«, brummte er in seiner üblichen burschikos-ironischen Art. »Ich hab ‘nen Bettelbrief für euch! Da, studiert ihn gefälligst, ihr Faulpelze!«
Er warf den Brief auf meinen Schreibtisch und verließ knurrig unser Office wieder. Ich besah mir das Schreiben. Es trug die Anschrift:
,C & D. Burligh‘s Credit Institution, Box 1432, Main Post Office, New York, N. Y.‘
Die beiden ersten Buchstaben bedeuteten eigentlich .Cotton und Decker, woran Carson erkennen konnte, wer von unserem FBI-Distrikt den Brief erhalten sollte Ich riß den Umschlag auf, zog den Bogen heraus und las:
,No. 12 an C & D: GL 547—92 RS 134—136 BC x—x.‘
Das war der ganze Text. Entschlüsselt hieß es:
,Verbindungsmann Nummer zwölf an die G-men Cotton und Decker: Die gesuchten Personen: Guy Lodgers, Rean Seat und Bob Carly wohnen wie folgt: Guy Lodgers Hausnummer 547 in der 92. Straße, Rean Seat 143 in der 136. Straße, Bob Carlys Wohnung ist noch unbekannt.'
»Na, immerhin zwei«, meinte Phil. »Ich denke, wir sollten ihnen einfach heute nachmittag auf die Bude rücken und ihnen unseren Standpunkt klarmachen.«
»Es wird nicht viel nützen bei diesen Gewaltverbrechern, aber wir können es immerhin versuchen«, stimmte ich zu. »Gehen wir also jetzt erst einmal essen, und wagen wir uns dann in die Höhlen zweier Löwen. Bin sehr gespannt, was sie für Gesichter machen werden.«
»Wenn ich mich nicht sehr in den Burschen täusche«, sagte Phil grinsend, »dann besteht durchaus die Möglichkeit, daß sie uns mit einem allerliebsten Blumenstrauß feierlich willkommen heißen werden.«
Unter Blumenstrauß versteht Phil neuerdings die Salve aus einer niedlichen Maschinenpistole. Ich gestehe, daß ich für solche Blumen herzlich wenig übrig habe.
***
Wir saßen noch in der Kantine beim Essen, als uns der Kantinenwirt plötzlich anrief'.
»Jerry und Phil!«, »Ja, was ist los?« erwiderte Phil kauend.
»Ihr sollt runterkommen zum Chef! Sofort!«
»Nicht einmal mehr in Ruhe essen kann man!« schimpfte Phil und warf seine Serviette auf den Tisch.
Wir schoben die Stühle zurück und verließen schnell die Kantine. Der Lift brachte unk hinab. Wir hielten uns gar nicht erst mit Anklopfen auf, sondern stürmten sofort in Mister Highs Zimmer.
Er stand an seinem Schreibtisch und hielt den Telefonhörer ans Ohr gepreßt. Als er uns erblickte, deckte er die Hand über die Sprechmuschel und rief uns zu:
»In Caughs Haus
Weitere Kostenlose Bücher