0043 - Wir stoppten den Bandenkrieg
wollten. Aber bei denen beißt man auf Granit. Die sind stur wie ein Sherman-Panzer. Und wenn ich sie recht beurteile, sind sie aus einem Holz, aus dem heute nur noch selten die Gangster geschnitzt sind.«
Mister High nickte.
»Das wußte ich schon vorher. Sie stammen aus den schlimmsten Zeiten des amerikanischen Gangstertums. Wie sie es fertigbrachten, sich bis in unsere Zeit hineinzuretten, mag der Himmel wissen. Aber allein die Tatsache, daß sie heute noch leben, spricht Bände für ihre Härte und auch für ihre Raffinesse. Deshalb hatte ich doch Verstärkung beantragt, wenn sie mir auch leider abgelehnt wurde. Ich bin einigermaßen sicher, daß es zu einem regelrechten Bandenkrieg kommen wird, wie es nur in den Zeiten Al Capones der Fall war. Und dann werdet ihr erfahren, daß eure älteren Kollegen nicht übertrieben haben, wenn sie von diesen Zeiten als von den härtesten Tagen der amerikanischen Bundespolizei sprachen. Ich wage nur mit Entsetzen an die damaligen Verlustziffern zu denken.«
»Das schlimmste ist«, warf Phil ein, »daß wir nichts Vorbeugendes unternehmen können! Wir haben nichts vorliegen gegen Guy Lodgers und auch absolut nichts gegen Less Moor, ebensowenig wie gegen Bob Carly, von dem wir leider noch nicht einmal seinen Schlupfwinkel kennen. Nach amerikanischem Recht können wir so lange nichts gegen diese drei gefährlichen Leute unternehmen, bis sie uns handgreifliche Beweise gegen sich selbst geliefert haben. Ihre früheren Strafen haben sie verbüßt, deswegen können wir ihnen auch nichts am Zeug flicken.«
»Und daß sie alle drei oder einer oder zwei von ihnen hinter den beiden Schießereien stecken, die in Caughs Haus stattgefunden haben, das können wir ihnen nicht beweisen«, ergänzte ich.
Mister High nickte ernst.
»Wir können nur abwarten und versuchen, uns so gut wie möglich auf das vorzubereiten, was aller Wahrscheinlichkeit nach eintreffen wird. Ich habe heute die Akten über die drei Burschen aus Washington mit dem Kurierflugzeug geschickt bekommen. Ihr könnt sie nachher mitnehmen. Sie werden euch nicht viel nützen, denn es ist nur von den Dingen die Rede, wofür sie bereits abgeurteilt worden sind. Aber sie werden euch einiges über die Charaktere dieser drei verraten. Nach meinei Meinung werden alle drei nach dem gleichen Plan handeln: Zuerst müssen sie die beiden Konkurrenten ausschalten, denn sie hätten keine Ruhe, wenn einer von ihnen an das Geld käme und die anderen beiden lebten noch. Sie werden also alle drei bestrebt sein, ihre Streitmacht zu vergrößern, um schließlich damit das Home der beiden Gegner auszuheben und vor allem die beiden Konkurrenten dabei ein für allemal auszuschalten. Das Mädchen mit dem Geld kann ihnen dabei nicht entgehen. Man wird sie ständig beobachten und ihr folgen, wohin sie auch gehen mag. Die ersten beiden Schießereien waren nur harmlose Gefechte im Vergleich zu dem, was noch kommen wird. Wahrscheinlich versuchten sie nur einmal, ob es leicht sei, an das Mädchen heranzukommen. Wenn ich sie richtig einschätze, werden sie jetzt das Mädchen vorläufig in Ruhe lassen, bis sie den Kampf untereinander ausgetragen haben.«
Mister High schwieg einen Augenblick, dann fuhr er fort:
»Ich hatte heute nachmittag eine kurze Besprechung mit dem Leiter der City Police und mit dem Chef der State Police. Sie haben mir alle erdenkliche Hilfe zugesagt. Wenn es soweit ist, wird New York einen Großeinsatz sämtlicher drei Polizeiorganisationen erleben, wie er vermutlich noch nicht dagewesen ist!«
***
Well, die nächsten vier Tage verliefen in völliger Ruhe. Aber wir waren uns durchaus darüber im klaren, daß es die Ruhe ' vor dem Sturm war. Uns störte am meisten, daß wir nicht wußten, wann der Sturm einsetzen würde. Daß er kommen würde, zeigten uns die Ermittlungen, die wir in diesen ruhigen Tagen anstellten.
Es ist ein offenes Geheimnis, daß das FBI in allen Kreisen und in allen Schichten der Bevölkerung seine Verbindungsmänner sitzen hat. Meistens sind es recht harmlose Leute, die nichts anderes zu tun haben, als weiter ihr gewöhnliches Leben zu leben. Aber manchmal'melden wir uns unter Anwendung aller möglichen Vorsichtsmaßnahmen bei ihnen und holen uns von ihnen eine scheinbar unbedeutende Auskunft: Wann der Nachbar Smith gestern abend nach Hause gekommen ist oder was für eine Schuhgröße der Arbeitskollege Miller hat. Und meistens erfahren wir dann eine Kleinigkeit, die ein neues Glied der langen Kette
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