0044 - Das Trio des Teufels
kamen näher.
Ich wich etwas zurück.
Sie gingen weiter.
»Ja, holt ihn euch!« feuerte Harry Hart seine Geschöpfe an. »Er ist ein Feind des Teufels. Er hat hundertmal den Tod verdient!«
Ich warf einen raschen Blick auf Jane Collins. Es ging ihr immer noch mies, aber sie bemühte sich, auf die Füße zu gelangen. Ich streckte ihr meine Hand entgegen.
Jane ergriff sie und zog sich hoch.
Wie konnten wir uns wehren?
Fliehen? Eine Möglichkeit. Aber damit hatten wir die Mädchen nicht besiegt. Sie würden die anderen Schülerinnen, die normalen, ebenfalls in den Strudel mit hineinreißen.
Was also dann?
Noch drei Meter trennten uns.
Schweiß bedeckte meine Stirn. Bis Jane Collins plötzlich die rettende Idee hatte.
»Das Kreuz, John! Nimm dein Kreuz!«
Das war die Lösung! Ich selbst hatte im Moment nicht daran gedacht. Ich sprang so weit zurück, daß ich fast die Tür im Rücken spürte. Jane Collins zog inzwischen die eine Hälfte auf und stand schon halb im Treppenhaus.
Ich aber nahm das Kreuz mit den teilweise enträtselten Zeichen von meiner Brust und hielt es den Mädchen entgegen.
Zuerst geschah nichts.
Sie gingen weiter.
Einen Schritt – den zweiten…
Ich hatte schon Angst, daß das Kreuz diesmal versagte, doch dann geschah das, worauf ich hoffte.
Die Mädchen blieben stehen.
Abrupt, als wären sie gegen eine Wand geprallt.
Ich fühlte, wie sich das Metall in meiner Hand erwärmte, wie die Kräfte des Guten aktiviert wurden und ihre unsichtbaren Strahlen aussandten, und wie diese auf die irregeleiteten Menschen trafen.
Sie wirkten wie ein Schock.
Allerdings wie ein positiver.
Der starre Ausdruck in den Augen verschwand. Klar schimmerten wieder die Pupillen.
Ich lächelte in dem Bewußtsein, es geschafft und eine vorläufige Gefahr gebannt zu haben.
Die Schülerinnen schauten sich gegenseitig an. Erste Worte wurden gesprochen.
»Was ist los? Wie kommen wir hierher?«
Ratlosigkeit, Unverständnis, wohin man schaute.
Jane Collins schloß die Tür. Allerdings von innen. Die Detektivin kehrte wieder zurück. Auch auf ihrem Gesicht las ich die Erleichterung.
Auch Helga und ihre rothaarige Freundin waren wieder zu normalen jungen Menschen geworden.
Wir hatten alle aus den Klauen des Teufels entrissen. Und das wußte auch Harry Hart.
Er schrie einen wilden Fluch.
»Verdammt sollst du sein, Sinclair!« brüllte er, daß es laut durch die Schwimmhalle dröhnte. »Ich werde noch mit dir abrechnen. Wir treffen uns wieder!«
Der Sportlehrer stand auf dem gegenüberliegenden Rand des Beckens. Er tobte und brüllte, aber dann warf er sich herum und wollte verschwinden.
So hatten wir nicht gewettet.
»Gib du auf die Mädchen acht!« rief ich Jane Collins zu und nahm die Verfolgung auf.
Ich wartete die Antwort der Detektivin nicht ab und rannte so schnell es ging um das Becken herum. Die Tür, die Hart aufgerissen hatte, führte in eine Sauna.
Ich gelangte in einen kleinen Umkleideraum und schaute in eine Schwitzkabine.
Übereinanderliegende Holzbänke dekorierten die Wand. Einen Ausgang entdeckte ich nicht.
Dafür in dem kleinen Vorraum, in dem ich mich befand. Es war nur eine schmale Tür und meiner Meinung nach Harts einzige Fluchtmöglichkeit. Ich riß die Tür auf und gelangte in einen schmalen Kellergang, der durch mehrere an der Decke hängende Glühbirnen spärlich erhellt wurde.
Unter der Decke liefen armdicke Rohre entlang. Spinnweben glitzerten zwischen Stein und Metall.
Ich schaute den Gang entlang. Wohin war der Kerl verschwunden? Hatte er sich versteckt, lauerte er auf mich, um mir eine Falle zu stellen und hinterrücks zuschlagen zu können?
Ich hielt meine Beretta weiterhin fest umklammert. Hier unten war es grabesstill. Stimmen aus dem Schwimmbad waren nicht zu hören. Nur das Tropfen von Wasser drang an meine Ohren.
Die Hälfte des Gangs hatte ich hinter mich gebracht, als ich das Schlagen einer Tür hörte.
Ich blieb stehen.
Das Geräusch war von vorn erklungen. Dort irgendwo mußte mein ›Freund‹ lauern.
Langsam ging ich weiter, setzte Fuß vor Fuß, tauchte, da eine Glühbirne an der Decke defekt war, in eine Schatteninsel ein, durchquerte sie und schlich weiter.
Das silberne Kreuz baumelte jetzt vor meiner Brust.
Seit ich wußte, was die eingravierten Zeichen zu bedeuten hatten, war mir wohler. Das Kreuz war uralt, und sein Weg, den man eigentlich nur als Legende bezeichnen konnte, führte weit zurück. Angeblich sollte das Kreuz von den Erzengeln
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