0044 - Das Trio des Teufels
flog seine Faust heran.
Ich zog genau im richtigen Moment den Kopf ein.
Der Luftzug der über mich hinwegzischenden Faust erfaßte noch meine Haarspitzen, dann aber krachte die Hand gegen die Wand.
Harry Hart heulte auf wie eine alte Sirene. Er taumelte zurück und hielt seine Faust.
Ich folgte ihm.
»Gib auf«, riet ich dem Sportlehrer, »du hast keine Chance mehr. Ich bin besser.«
Er schüttelte den Kopf. War stur wie ein Bulle, der ein rotes Tuch gesehen hatte.
Dann tat er etwas für mich Unverständliches. Er warf sich auf dem Absatz herum, sprintete in Richtung Tür, machte plötzlich kehrt und hetzte auf den Luftschacht zu.
Ich hatte ihn verfolgt, fiel auf den Trick rein, konnte nicht so rasch stoppen und prallte gegen den Tank.
Wieder dröhnte es durch den Keller.
Als ich mich umdrehte, sah ich Hart am Schacht stehen. Er hatte die Arme erhoben, seine Hände verschwanden in der Öffnung, und ich nahm an, daß er damit die Sprossen einer Steigleiter umklammerte.
Ich hatte mich nicht getäuscht.
Als ich bei ihm war, wollte er soeben das linke Bein anziehen. Meine Hand schnappte zu, und fünf Finger umklammerten seinen Knöchel.
Hart fluchte.
»Mach endlich Schluß!« forderte ich ihn auf.
Er dachte nicht daran, sondern trat mit dem anderen Bein nach mir. Fast hätte mich die Schuhspitze an der Stirn getroffen. Jetzt war ich es leid. Mit einem gewaltigen Ruck zog ich den Kerl zu mir herunter.
Hart schrie auf und prallte neben mir zu Boden.
»Das hätten Sie sich ersparen können«, sagte ich.
Er fauchte mich an wie ein Raubtier. Noch immer war die Kraft des Satans in ihm nicht gebrochen.
Dann aber zeigte ich ihm das Kreuz.
Plötzlich zuckte er wie unter einem Stromstoß zusammen. »Sieh her«, sagte ich. »Sieh es dir genau an. Damit werde ich dir den Satan aus dem Leib treiben.«
Harry Hart keuchte. Er rutschte zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Abwehrend streckte er einen Arm vor und schloß dazu noch die Augen, um das Kreuz nicht ansehen zu müssen.
Es nützte ihm nichts.
Ich riß seine Hand zur Seite und näherte das Kreuz seinem Gesicht. Die magischen Strahlen wurden stärker, sie erreichten sein Inneres und kämpften gegen den bösen Einfluß an. Der Körper des Mannes bäumte sich auf. Wie eine Sehne bog er sich durch. Und plötzlich fiel er zusammen. Auf dem Rücken blieb er liegen, die Augen halb geschlossen.
Das Kreuz hatte ihn besiegt. Harry Hart war wieder ein normaler Mensch.
Ein Mensch, mit dem man reden konnte.
In seinen Augen sah ich das gleiche Nichtverstehen wie zuvor bei den Mädchen.
Aber er erkannte mich. »Sinclair«, ächzte er. »Was – was, zum Henker, tun Sie hier?«
»Das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen vielleicht später erzählen werde. Vorher jedoch habe ich einige Fragen an Sie, Herr Hart.«
Er schluckte und holte tief Luft. Mit der rechten Hand strich er sich über das schweißnasse Gesicht. Dabei schaute er auf seine Knöchel, die zwar dick angeschwollen, zum Glück aber nicht gebrochen waren.
»Okay, Sinclair, was wollen Sie wissen?«
Ich stellte meine Fragen, und die Antworten, die er mir gab, überraschten mich mehr und mehr…
***
Das Gasthaus trug den schönen Namen »Zur schönen Aussicht«. Es lag mitten im Dorf, und die Aussicht endete am Dach des gegenüberliegenden Gebäudes.
Schaute man allerdings aus den Zimmern, die nach hinten lagen, so glitt der Blick über weite Felder, grüne Wiesen und dichte Wälder, bis hin zum Horizont, wo Enthusiasten immer das Meer schimmern sehen.
Doch meistens erst nach dem zehnten Korn.
Und Korn wurde viel getrunken. Es gab ihn sogar farbig. Rot, grün und blau.
Einen normalen Korn bot der Wirt zur Begrüßung an. Kommissar Mallmann und Suko – sie hatten hier ihre Zimmer gemietet – nahmen dankbar an. Mallmann kippte den Schnaps in die Kehle, während Suko doch mehr nippte und dabei das Gesicht etwas verzog.
Er war kein Freund von harten Getränken.
Die Zimmer erreichte man von einem kleinen Flur aus. Man brauchte nicht erst durch die Gaststätte zu gehen. Mallmanns und Sukos Räume lagen oben in der ersten Etage. Wegen der guten Aussicht. Doch die kümmerte den Kommissar nicht. Ihm kam es darauf an, daß die Zimmer sauber waren.
Und das konnte er schon nach einer ersten Inspektion bestätigen. Es gab zwar nur eine Etagendusche und nur ein Etagenklo, aber Waschbecken und Spiegel im Zimmer blitzten.
Auch Suko war zufrieden.
Die beiden wollten ein wenig ausruhen und
Weitere Kostenlose Bücher