0044 - Das Trio des Teufels
nach außen hin.
Und in dieses Muster an Sauberkeit war nun ein dreifacher Mörder eingebrochen.
Der Kommissar fragte sich, was wohl hinter den Stirnen der Menschen vor sich ging, was sie dachten, ob sie sich vielleicht gegenseitig verdächtigten, die Morde begangen zu haben. Mallmann bestellte ein Bier.
Suko wollte Mineralwasser nehmen, doch auf Anraten des Wirts bestellte auch er sich den Gerstensaft.
»Zu unserem Essen schmeckt Bier wirklich besser«, sagte Hansen.
Eine dralle Bedienung mit blonden, dicken Zöpfen brachte das Essen.
Es gab Grünkohl und Mettwurst, dazu noch Speck und Kasseler. Ein wahrer Leckerbissen für die meisten Deutschen. Und die Bratkartoffeln waren auch nicht zu verachten.
Suko hatte so etwas noch nie gegessen. »Was ist das denn?« fragte er und zeigte auf die dampfenden Schüsseln.
Will Mallmann rieb sich die Hände und erklärte es. »Schmeckt das denn?«
»Besser als eure chinesische Frühlingsrolle«, erwiderte der Kommissar.
»Na, dann wollen wir mal.«
Mallmann und Suko legten sich die feinen Sachen auf den Teller. Der Kommissar nahm erst einen großen Schluck Bier. Dann begann er zu essen. Es beobachtete Suko dabei ganz genau und sah, wie sich das Gesicht des Chinesen immer mehr verklärte.
»Das ist ein Essen«, schwärmte er. Suko schmeckte es so gut, daß er Nachschlag bestellte.
Das freute natürlich den Wirt. Sogar seine Frau kam aus der Küche. Sie stellte sich als die Köchin des Grünkohls vor. Mallmann schlug auf seinen Bauch und ließ sich erschöpft auf dem Holzstuhl zurücksinken. »Sagenhaft«, stöhnte er, »aber jetzt bin ich so satt, daß nichts mehr hineinpaßt. Beim besten Willen nicht.«
Suko aß noch immer. Er hatte sich auch schon ein großes Glas Bier nachbestellt. »Ein Mann muß essen«, sagte er. »Wer weiß, wann wir wieder etwas kriegen.«
Die Wirtin lachte. »Da haben Sie recht. Essen Sie nur, so lange es Ihnen schmeckt.«
Sie verstand Sukos holpriges Deutsch.
Als die Wirtin in die Küche verschwand und die Tür hinter sich zudrückte, betrat ein Mann das Lokal, dessen Mittagspause soeben begonnen hatte.
Der Mann war Karl, der Lebensmittelfahrer. Er ging sofort zur Theke und erhielt einen Korn und ein Bier. »He, Karl«, sagte der Wirt. »Auch wieder hier?«
Karl nickte und kippte den Korn.
»Noch einen«, verlangte er.
Hansen bekam große Augen. »Was ist denn los mit dir, Karl? Du nimmst den zweiten doch immer erst nach dem Essen. Ist was passiert?«
Karl nickte. »Das kann man wohl sagen.«
»Erzähle.« Der Wirt stellte den Korn hin und beugte sich neugierig nach vorn.
Auch die anderen Gäste an der Theke warteten gespannt darauf, was Karl zu berichten hatte. Er fühlte sich als Mittelpunkt, ließ sich auch nicht lange bitten und fing an.
»Ich glaube, ich weiß, wer der Mörder ist!«
Seine Worte schlugen ein wie eine Bombe.
In der Gaststätte wurde es ruhig.
Will Mallmann horchte ebenfalls auf, und Suko ließ sein Besteck sinken.
Der Wirt lachte gekünstelt. »Du machst doch einen schlechten Witz, mein Lieber?«
»Nein.« Stur schüttelte Karl den Kopf. »Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen.«
»Und was war das?«
Karl nahm erst einmal einen langen Schluck von dem Bier und wischte sich den Schaum von den Lippen. Ein paar Reste blieben noch in seinem Oberlippenbart kleben, doch das störte ihn nicht. Er blies seine Wangen auf und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber das sage ich der Polizei. Nur der.«
Die Gäste waren enttäuscht. Erste Rufe wurden laut. »Karl, mach keinen Mist, Mensch!« Oder: »Karl, sei doch kein Frosch. Stellst dich an wie eine Jungfrau!« Ein anderer meinte: »Ist doch egal, Karl.«
Karl blieb stur. Er stellte sich aufrecht hin, rollte mit den Augen und ließ seine Schnurrbartenden zittern. »Kameraden, ich spreche nur mit der Polizei.« Dabei hob er gewichtig den rechten Finger, um seinen Worten die nötige Unterstreichung zu geben.
Der Lebensmittelfahrer trank den zweiten Korn und sein Bier und sagte laut und deutlich: »Zahlen!«
Hansen kassierte.
Stolz wie ein König drehte sich Karl um und wollte das Lokal verlassen. Kommissar Mallmann hatte die gesamte Zeit über mit Interesse seinen Ausführungen zugehört. Er mochte diesen Burschen. Karl gehörte zu den Typen, wie sie die Gegend hier schuf. Und bevor er zur Dorfpolizei lief, wollte Mallmann ihn sich vornehmen.
»Einen Moment bitte, der Herr!« rief der Kommissar und erhob sich von seinem Platz.
Karl blieb stehen.
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