0044 - Das Trio des Teufels
Sein rundes Gesicht zeigte Überraschung. Er wirkte in diesem Moment wie ein großer Teddybär und deutete dabei auf seine Brust. »Meinen Sie mich, mein Herr?«
Mallmann lächelte. »Ja. Ich möchte, daß Sie sich für ein paar Minuten zu uns setzen.«
Karl schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich muß weg.«
Will ging auf Karl zu und flüsterte ihm ins Ohr: »Die Polizei sind wir.« Er wollte nicht, daß die anderen das Gespräch mitbekamen, sie waren sowieso schon neugierig genug.
Karl zögerte noch, doch Mallmanns zwingender Blick beseitigte seine Zweifel.
Er setzte sich zu Will und Suko an den Tisch.
Der Kommissar stellte seinen Kollegen und sich vor. »Und wie heißen Sie?« erkundigte er sich.
Karl knetete seine leicht gerötete Nase. »Ich heiße einfach nur Karl. Sagen Sie Karl zu mir, so nennen mich hier alle.«
»Okay, also Karl.«
Will Mallmann holte seinen Ausweis hervor und zeigte ihn Karl, um dessen Zweifel auszuräumen.
»Möchten Sie ein Bier?« fragte Will.
Karl schmunzelte. »Ein Körnchen auch.«
Er erhielt beides. Nachdem er seine Filterlose angezündet und einen Schluck getrunken hatte, fragte er: »Was wollen Sie von mir wissen?«
Mallmann sah den Burschen ernst an. »Mein Kollege und ich sind hier, um diesen dreifachen Mord aufzuklären. Wie wir vorhin hörten, haben Sie etwas entdeckt. Was war das genau?«
Karl zog die Nase hoch und nahm noch einen Schluck. Dann berichtete er ausführlich von seinem Besuch bei den alten Frauen.
»Und als ich dann in die Küche kam, sah ich das Messer mit der blutigen Klinge. Damit haben die Weiber sicherlich die armen Geschöpfe umgebracht.«
»Aber die Frauen sitzen im Rollstuhl«, gab der Kommissar zu bedenken.
»Trau schau wem«, erwiderte Karl philosophisch. »Dieses Haus ist mir sowieso nicht geheuer.«
»Nicht?« Will runzelte die hohe Denkerstirn.
»Ja. Man erzählt sich schlimme Geschichten über das Gemäuer. Der Platz, auf dem das Haus steht, ist verflucht. Vor einigen hundert Jahren, kurz nachdem der Dreißigjährige Krieg zu Ende war, haben dort, wo das Haus steht, die letzten Hexenverbrennungen stattgefunden. Die haben da drei Scheiterhaufen aufgestellt. Sie können das noch in der Kirchenchronik nachlesen. Kurz bevor die Hexen starben, haben sie noch einige Flüche ausgestoßen und gesagt, daß dieser Platz ein Areal des Teufels wäre und daß der Satan sich so etwas nicht ohne weiteres gefallen lassen würde. Irgendwann würde er sich rächen.«
Suko mischte sich ein. Er kam wieder auf die Frauen zu sprechen. »Was sind das denn für Typen?«
Karl nahm einen Schluck. Er trank das Bier wie ein Profi. »Das sind uralte Weiber. Manche sagen, die seien erst achtzig, andere wiederum schätzen sie auf mindestens hundert Jahre. Aber was Genaues weiß niemand. Soweit ich mich jedoch erinnern kann, haben sie schon immer in dem verfallenen Haus gewohnt.«
»Haben Sie noch andere Hinweise auf die Morde entdeckt?« wollte Mallmann wissen.
»Nein – aber reicht das nicht?«
»Da haben Sie recht, Karl.«
»Können Sie uns zu diesem Haus bringen?« fragte Suko.
»Nein!« Die Antwort kam spontan, und Karl bestellte sich auf den Schreck, den diese Frage bei ihm ausgelöst hatte, noch einen Korn. »Da fahre ich vorerst nicht wieder hin.«
Will Mallmann lächelte. Er konnte Karl verstehen. »Würden Sie uns denn den Weg erklären?«
»Das kann ich machen.«
Karl erklärte in seiner etwas langatmigen Art den beiden Männern, wie sie das Haus erreichen konnten. Dann fragte er: »Wollen Sie denn jetzt dorthin?«
»Vielleicht später.«
»Dann kann ich gehen?«
»Ja, Karl.« Will Mallmann legte seine Hand auf Karls angewinkelten Arm. »Und zu keinem ein Wort über unser Gespräch. Auch nicht zur örtlichen Polizei.«
Karl legte seine Hand auf die Brust. »Ehrenwort!«
Mallmann lächelte. »Okay, schon gut.«
Karl stand auf und schritt davon. Sein Gang war schon leicht onduliert. Die Körnchen klebten ihm in den Knochen. Aber er brauchte heute nicht mehr zu fahren. Er konnte sich an diesem Nachmittag im Lager aufs Ohr legen.
Anders Will Mallmann und Suko. Für die beiden fing die Arbeit erst richtig an. Dieses Haus, von dem Karl gesprochen hatte, schien wirklich sehr interessant zu sein…
***
Ich ließ Harry Hart nicht aus dem Keller, denn hier unten waren wir beide ungestört.
Das Kreuz hatte ich weggesteckt, ebenso die Beretta. Ich glaubte nicht mehr daran, daß der Sportlehrer Schwierigkeiten machen würde. Er war
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