0044 - Der Flammenteufel
wollten. Das hätte bösen Streit unter den Männern gegeben. Verschwinde endlich!« schrie er schließlich das Mädchen an.
Aber das Mädchen wich keinen Schritt zurück.
»Was willst du, Morencita?«, fragte er unwirsch.
Morencita, dachte Zamorra. Ein hübscher Name. Die kleine Schwarzbraune.
»Ich muss sprechen«, sagte sie. »Mit dem Mann, der aus Frankreich kommt.«
»Woher weißt du das? Woher kennst du ihn? Scher dich weg!«, rief Les Babos wieder.
»Lassen Sie das Mädchen nur«, sagte Zamorra. Er trat zwei Schritte auf die dunkle Schönheit zu und fragte, was sie von ihm wolle.
»Drei hat er getötet, und er wird noch mehr töten«, sagte sie.
»Von wem redest du?«
»Von Fuego natürlich. Er hat drei Männer getötet. Du musst warten, bis die anderen kommen. Sie werden es dir sagen. Und du musst ihn besiegen, denn wir alle haben Angst vor ihm. Er ist nicht mehr unser Geist. Er hasst jeden, der hier arbeitet, um zu essen. Wir haben Hunger, also arbeiten wir. Mein Vater ist auch im Camp. Und Fuego wird meinen Vater töten, wenn du ihn nicht vorher umbringst. Du musst den Dämon vernichten, Zamorra, denn du bist der einzige, der es kann.«
»Wie willst du das wissen?«, fragte der Professor.
»Sie kommen mit Gewehren und schießen. Aber sie treffen den Geist nicht. Sie wollen ihn mit Gewalt fangen. Aber er entkommt ihnen. Sie sind kräftig, aber er ist mit allen Kräften der Erde versehen. Du musst ihn mit deinem Geist töten, Zamorra.«
»Und weißt du auch, wie ich das anstellen soll?«
Das Mädchen nickte schnell. »Morencita weiß. Morencita sieht alles. Du wirst Fuego Bravo finden. Du wirst lernen, dass deine Fäuste nichts gegen ihn sind. Du wirst den Wasserkampf mit ihm machen, und du wirst den Feuerkampf mit ihm machen. Er wird dich nicht besiegen, und du wirst ihn nicht besiegen. Aber dann wirst du den Kampf in der Luft mit ihm machen. Du wirst fliegen, und er muss fliegen, und du tötest ihn mit deinem Geist, denn deine Gedanken sind schärfer als die Kräfte des Dämons.«
»Das hoffe ich selbst«, sagte Zamorra. »Aber was soll das bedeuten: der Kampf im Wasser, im Feuer und in der Luft?«
»Du wirst es wissen, wenn es soweit ist«, sagte das Indiomädchen, und plötzlich tat sie ein paar Schritte rückwärts und war im Dunkel der Nacht verschwunden.
Eine seltsame Begegnung, dachte Zamorra. Aber vielleicht mochten die Worte des Mädchens etwas bedeuten. Er würde es herausfinden.
»Eine bemerkenswerte Frau«, sagte er zu Les Babos. »Und für ihr Alter noch sehr schön.«
»Was sagen Sie da?«, fragte Les Babos. »Für wie alt halten Sie denn das Mädchen, Professor?«
»Mitte dreißig etwa«, sagte Zamorra, und Nicole stimmte ihm bei.
Der Mexikaner lachte leise. »Das ist ein junges Ding von gerade neunzehn Jahren, Professor. Wenn die erst einmal Mitte dreißig ist, sieht sie aus wie die Urgroßmutter eines gewöhnlichen Europäers. Sie glauben nicht, wie schnell die Menschen hier altern. Mit fünfundzwanzig sind die Frauen verblüht, und mit vierzig ist man hier ein ganz alter Mensch, zumindest was die Indios angeht.«
Dann waren sie an einer der Gästebaracken angelangt, und Les Babos zeigte Zamorra und seiner Sekretärin ihre Zimmer.
Zamorras Müdigkeit, die der langen Reise zuzuschreiben war, verflog innerhalb von Sekunden, als er plötzlich die Schreie von draußen hörte.
***
Hastig zog sich Zamorra wieder an und lief hinaus. Sein Ohr hatte ihn nicht getäuscht. Auch Nicole kam herbeigelaufen, und schon waren Les Babos und einige der Camparbeiter bei ihnen.
»Was war das?«, stieß Les Babos hervor.
»Hilferufe«, sagte Zamorra. Sein Gehör hatte das in jahrelangem Training erkannt. »Von ganz weit her«, fügte er hinzu. »Aber ganz deutlich. Und es waren Schreie von Menschen, die in Lebensgefahr sind. Los, kommen Sie. Sind Sie noch kräftig genug, zu fliegen?«
»Ja«, sagte Les Babos und war schon unterwegs, um den Hubschrauber anzulassen.
Diesmal verwehrte Zamorra es Nicole Duval energisch, mitzukommen. Sie sollte sich wieder schlafen legen, um für den nächsten Tag gerüstet zu sein. Dann kletterte er neben Les Babos in den Sitz, und der Hubschrauber setzte vom Boden ab.
Les Babos hatte zu den normalen Lampen ein paar zusätzliche Scheinwerfer an dem Fluggerät montiert. Das war hier oben in der Dunkelheit der Bergwelt unerlässlich.
Wie lange, bleiche Finger griffen die Strahlen der Scheinwerfer in die schwarze, brütende Nacht, als der Hubschrauber mit
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