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0044 - Der Flammenteufel

0044 - Der Flammenteufel

Titel: 0044 - Der Flammenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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surrenden Rotorblättern der alten Inkastadt entgegenflog.
    Les Babos flog so tief wie möglich, und Zamorra strengte seine Augen an, damit ihm nicht die kleinste Bewegung dort unten entgehen konnte.
    Es sollte aber noch viele Minuten dauern, bis er etwas sehen konnte. Es war ein weißes Tuch, ein langer Streifen, der in der Luft hin- und hergeschwenkt wurde.
    »Da unten«, sagte er zum Piloten. »Dort war eine Bewegung. Versuchen Sie zu landen, Señor Babos.«
    ***
    Mühsam kämpfte sich Capitan Lorenzo mit seiner verbliebenen Mannschaft von neun Polizisten voran. Jetzt bereuten sie, in der Hast ihrer Flucht nicht wenigstens einige der Waffen und Hilfsgeräte mitgenommen zu haben.
    Die alten Indiopfade, die sich an den Gebirgshängen entlangwanden, waren so schmal und längst mit Gräsern und Pflanzen überwuchert, dass die Männer sich jeden Meter mit Bajonetten und Taschenmessern zurechthauen mussten.
    »Diablo!« , rief einer aus. »Wie sind nur die Spanier hier heraufgekommen?«
    »Überhaupt nicht«, gab Lorenzo zur Antwort. »Die Spanier sind niemals in Machu Picchu gewesen. Es war keine Festung, und es war nichts einzunehmen oder zu erobern hier. Es war lediglich eine Stadt, und die Spanier wussten, dass die Einwohner längst in die Wälder geflohen waren.«
    » Si , mit dem berühmten Gold von Eldorado.«
    »Das weiß keiner«, sagte der Capitan. »Sehen wir lieber zu, dass wir weiterkommen.«
    Für die nächsten hundert Meter brauchten sie fast eine Stunde. Sie krochen mehr, als sie gehen konnten. Immer gähnte zu einer Seite hin der Abgrund. Hier aufrecht zu gehen, wäre Selbstmord gewesen. Bei jedem Schritt konnte man ausgleiten und in die Tiefe stürzen.
    Die Männer zerstachen sich ihre Uniformen an den scharfen Stacheln der Büsche. Ihre Knie waren zerschunden, die aufgerissenen Hände bluteten. Den Rest besorgte die Hitze, die brütend vom Himmel herunterkam und sich über die Berge legte. Ein ungeheurer Durst brachte Lorenzo und seine Männer bald der Erschöpfung nahe. Mehr als einmal mussten sie lange Rastzeiten einlegen. Apathisch, mit letzter Anstrengung, hielten sie sich auf den schmalen Felspfaden, mit allen Vieren klammerten sie sich an jeden Felsvorsprung, sogar an Wurzeln und Pflanzen, um nicht in die Tiefe gerissen zu werden.
    Die Stunden flossen träge dahin. Hitze, Durst und Hunger machten dem letzten Funken von Lebenswillen bald ein Ende. Die Männer krochen mechanisch weiter, wie Verzweifelte in der Wüste, die eine Oase als Fata Morgana vor sich zu sehen glaubten.
    Lorenzos Fata Morgana waren die FRUIT CAMPS. Keine zwei Kilometer waren sie mehr von ihnen getrennt, aber die Überwindung dieser verhältnismäßig kurzen Strecke bedeutete für jeden von ihnen übermenschliche Anstrengungen.
    Endlich brach der Abend herein, mit der untergehenden Sonne verschwand die drückende Hitze. Dafür tauchte eine neue Schwierigkeit auf: die Dunkelheit.
    Es war fast unmöglich, im einsetzenden Dunkel der Berge noch einen sicheren Schritt zu tun. Nun kamen sie nur zentimeterweise voran.
    Bis einer der Männer auf einem Stein ausglitt und so unglücklich wegrutschte, dass er fast das Opfer des gähnenden Abgrunds geworden wäre.
    In letzter Sekunde konnte der hinter ihm kriechende Polizist ihn am Arm zurückhalten. Nun drohte er selbst hinuntergerissen zu werden, weil er seinen sicheren Halt aufgeben musste und das Gewicht des anderen immer mehr an ihm zerrte.
    Lorenzo sah die Katastrophe kommen. Er warnte die beiden, dass sie nicht erschrecken sollten.
    »Aushalten, Männer!«, kommandierte er. Aber seine Stimme war nicht mehr so fest und siegesgewohnt wie sonst. Seit er mit dem Dämonen Bekanntschaft gemacht hatte, waren sein Stolz, sein Kampfgeist und seine Leidenschaft dahingeschmolzen. Nur die Verantwortung für seine Männer hielt ihn noch ein wenig am Leben. Für das eigene gab er schon keinen Pfifferling mehr. Er war ausgelaugt, erschöpft, innerlich erschlagen.
    Aber dann setzte er an, und er zwang seine Stimme, anzuschwellen und weit durch die Täler und über die Hügel zu fliegen.
    Sie hatten die Inkastadt hinter sich. Sie waren auf direktem Wege zu den Camps. Sie folgten praktisch der Fährte die das ungeheure Feuer für sie geschlagen hatte: talabwärts zu den Pflanzungen.
    Die anderen stimmten ein. Lorenzo zählte jeweils bis drei. Dann setzten die Stimmen der Männer an, bis auf die der beiden, die vom Absturz bedroht waren. Die gemeinsamen Hilferufe drangen aus ihren Kehlen wie die

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