0044 - Der Flammenteufel
auftrat! Das ließ zumindest darauf schließen, dass er nicht die Fähigkeit hatte, sich unsichtbar zu machen!
Halb drei Uhr. Unheimlich lag die Dunkelheit über den Bergen und in der Schlucht über dem Urubamba. Und nichts geschah.
Kein Zeichen von Fuego Bravo . Kein Feuer auf dem Fluss, nicht einmal eine kleine Flamme, die den Alarm auslösen sollte.
Und doch war der Dämon der brennenden Berge nicht untätig. Er war unterwegs. Und er war sicher, dass er reiche Beute finden würde.
Les Babos konnte so wenig wie Zamorra wissen, dass der Unheimliche seine Rache auch auf andere Gebiete ausdehnen würde.
Sie warteten auf ein Zeichen, und noch immer geschah nichts.
Und als es geschah, war es viele Kilometer von ihrem Standort entfernt.
Zamorra sah in den Fond des Jeeps. Dort lagen die beiden Kisten mit den Dynamitpatronen. Der Professor brannte darauf, mit ihnen den Kampf gegen das Feuer und damit gegen den Dämon selbst aufzunehmen.
In diesem Augenblick fühlte sich Zamorra leicht an der Schulter gefasst.
Als er die glänzenden Pupillen vor sich sah, wusste er sofort, wer ihm gefolgt war.
»Morencita!«, sagte er erstaunt. »Wen suchst du hier?«
»Dich!«, sagte das Indiomädchen. »Ich suche schon lange, aber du bist weit weg. Ich habe die Männer am Fluss gefragt. Sie sagten immer: weiter unten, geh weiter hinunter am Fluss.«
»Und was soll das? Warum suchst du mich?«
»Ich will dir sagen, dass du hier nicht warten musst. Du wartest auf ihn, und er kommt nicht.«
Natürlich meinte das Mädchen den Feuergeist aus den Bergen.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Zamorra schnell. »Weißt du, wo er ist?«
»Nicht genau«, sagte Morencita. » Fuego trägt das große Feuerkleid, mit den ganz roten Federn. Das trägt er nur, wenn er von Machu Picchu weggeht. Er ist über den Huayna gegangen, nach Westen, wo der Fluss sich biegt.«
»Wie weit ist das?«, fragte Zamorra.
»Morencita muss drei Stunden laufen«, gab das Mädchen zur Antwort. »Aber Fuego braucht nur zwei Stunden dazu.«
»Verdammt!«, knirschte Les Babos durch die Zähne. »Dann will er hinauf zum Camp de los Rios .«
»Wie weit ist das?«, fragte Zamorra.
»Etwa zwanzig Kilometer. Dieser Hund, der elende! Er will an die Stelle, wo der Yuru in den Urubamba mündet. Dort gibt es ein großes Holzlager neben den Camps. Wenn er die Baumstämme anzündet und Öl ins Wasser gießt, haben wir bald eine brennende Flotte den Fluss herunterkommen, und der Fluss selbst wird genau so brennen, wie er es vorausgesagt hat, der diablo von einem Geist.«
Les Babos gab Gas. Er kümmerte sich nicht mehr um das Mädchen, das so lautlos im Wald verschwand, wie es herausgetreten war.
Morencita hatte ihren Auftrag ausgeführt.
Nun musste Zamorra noch sehen, den seinen zu Ende zu bringen.
Aber diesmal sollte Fuego Bravo ihm zuvorkommen.
***
Ein gespenstischer Zug von sechzehn schweren Lastwagen schob sich auf der neuen Straße am Rande des Urwalds dahin. Mit langen Fingern griffen die starken Lichtkegel der Scheinwerfer vor sich die Straße ab und tauchten für Sekunden alles in gleißendes Licht.
Sechzehn schwere Tankwagen die von den Raffinerien an der Westküste Perus kamen, um die Stationen der Campos de los Rios anzusteuern.
Im vorderen Wagen saßen zwei Peruaner, die seit Jahren auf dieser Strecke fuhren. Der beschwerliche Nachtdienst konnte ihnen nichts anhaben. Als Fahrer der schweren Benzinzüge verdienten sie recht gut und hatten keine Sorgen, ihre Familien zu ernähren.
Sie lösten sich ab, Stunde um Stunde, um sich vor Übermüdung zu schützen. Der Mann, der jetzt als Beifahrer fungierte, pfiff halblaut ein Lied vor sich hin. Es war ein altes peruanisches Lied, das von einem Mädchen erzählte. Munita, schön und hell, mit dunkelbraunen Haaren…
Plötzlich stutzte der Fahrer des Wagens. Die Scheinwerfer hatten eine dunkle Gestalt erfasst, die vor ihnen mitten auf der Straße stand und wild mit den Armen gestikulierte. Es schien ein uralter Mann zu sein. Er trug eine Art Stock in der rechten Hand.
»Sieh mal den da!«, sagte der Fahrer. »Was ist denn das für ‘ne Type!«
»Ein Anhalter. Der will bestimmt zum Karneval nach Rio.«
»Quatsch! Der fängt doch erst in ein paar Monaten an.«
»Wer weiß«, meinte der Beifahrer. »Es soll ja Leute geben, die das ganze Jahr dafür trainieren, um die tollen acht Tage durchzuhalten.«
Der Fahrer war gezwungen, den Motor zu drosseln. Langsam ließ er den Wagen auslaufen und brachte ihn zum
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