0044 - Der Flammenteufel
schoss der erste Stapel mit zwanzig dicken Baumstämmen in den Fluss.
Der Dämon wiederholte das so oft, bis er meinte, genügend Holz für sein neues großes Feuerwerk im Wasser zu haben.
Mit einem wilden Grinsen hockte er sich wieder hinter das Steuer und fuhr zurück. Nach wenigen Minuten schon sah er die ratlosen Männer in einer Gruppe auf der Straße stehen. Sie sahen so entsetzt und verdattert aus, dass Fuego ahnte, was sie beschäftigte. Keiner konnte sich erklären, wo die fünfzehn riesigen Wagen geblieben waren. Sie konnten doch nicht vom Erdboden verschwunden sein!
Und genau das waren sie ja. Vom Erdboden verschwunden. Dass sie längst gurgelnd auf den Grund des Flusses gefahren waren, ahnte niemand. Und der Schreck und das Staunen über die verschwundenen Wagen ließen die Männer nicht einmal den scharfen, penetranten Geruch wahrnehmen, der vom Fluss herkam. Hunderttausende Liter von Benzin und Öl schwammen auf dem Wasser dahin.
Sie waren diesen Geruch gewöhnt und störten sich nicht daran.
Aber da kam der Fremde wieder heran! Dicht vor ihnen hielt er.
Keiner der Männer machte eine Bewegung. Sie ahnten das Übermenschliche, Übernatürliche in der Kraft des sonderbaren Mannes.
Endlich trat einer der Fahrer vor.
»Wo sind unsere Wagen?«, fragte er.
»Die habe ich versteckt«, sagte der Fremde.
»Red keinen Blödsinn, sonst hau ich dir…«
»Schweig!«, dröhnte die Stimme des Dämonen. »Wenn du Fuego Bravo zu schlagen wagst, bist du ein toter Mann.«
Der Name rief lähmendes Entsetzen bei den Männern hervor. Sie kannten die Macht des Feuergeistes aus den Erzählungen der Indios. Sie hatten nie so recht an ihn geglaubt. Aber jetzt standen sie ihm gegenüber, Auge in Auge. Sie waren ihm ausgeliefert. Eine Gegenwehr war zwecklos.
»Ich zeige euch, wo eure Wagen sind«, sagte Fuego Bravo .
Er zog einen metallenen Gegenstand aus einer verborgenen Tasche. Damit strich er kurz über die Fackel, die man zuerst für einen Holzstock gehalten hatte.
Es stank nach Pech und Schwefel, und die verängstigten Peruaner glaubten, wirklich in der Hölle zu sein. Dann lohte das Feuer der Fackel auf.
Und im nächsten Augenblick trat Fuego Bravo bis dicht ans Ufer des Urubamba heran. In hohem Bogen schoss die Fackel auf die Mitte des Flusses zu.
Und dann brach eine Hölle aus Feuer los.
Im Nu entzündeten sich die leicht brennbaren Treibstoffe auf dem Wasser. Die Flammen leckten nach allen Seiten und schossen auf beide Ufer zu.
Und jetzt brachte der Fluss noch neue Nahrung für das Feuer!
Von den Campos herunter schoss der Urubamba über eine Stromschnelle hinweg, und die schweren Baumstämme wurden wie Streichhölzer ins niedrigere Wasser geschleudert. Mit großer Geschwindigkeit flogen die Stämme auf den Wellenkämmen heran, mischten sich mit dem brennenden Öl und Benzin auf dem Fluss.
Bald waren sie schwimmende Fackeln von einer Größe, wie noch kein Mensch sie gesehen hatte.
Nun war eingetreten, was der Dämon des Feuers vorausgesagt hatte: der Fluss brannte! Und er brannte schon auf einer Länge von fast vier Kilometern.
Es war nicht auszudenken, was dieser reißende Strom aus Flammen, Rauch und Vernichtung anstellen würde, wenn er die nächsten Siedlungen erreichte!
Mit Entsetzen sahen die Fahrer den Dämon auf den letzten ihrer Wagen klettern. Fuego Bravo schraubte wie bei den anderen vorhin den Verschluss ab. Dann schlug er das Lenkrad ein, stellte den Motor an und gab langsame Fahrt. Zentimeterweise näherte sich das schwere Ungetüm von Fahrzeug dem Fluss, der sein Friedhof werden sollte.
Im letzten Augenblick sprang der Dämon ab und überließ den Wagen seinem Schicksal. Schreie der Angst und des Schreckens ertönten unter den Männern, als der Wagen die Böschung hinabstürzte und bald darauf eine haushohe Stichflamme aus den Fluten hochschoss.
Als sie vom Fluss weg auf die Straße sahen, war der Dämon verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
Sie wussten nicht, was sie beginnen sollten. Dann schlug einer vor, doch die kurze Strecke zu den Campos zu Fuß zurückzulegen, damit die Leute von der Pflanzung alarmiert werden konnten.
Aber da hörten sie noch einmal die raue, grimmige Stimme des Ungeheuers.
»Grüßt Zamorra von mir!«, hallte diese Stimme durch das Flusstal.
»Er muss bald hier sein, denn er will das Feuer löschen!«
Fuegos Stimme kam von der Felswand neben dem Fluss her. Niemand hatte gesehen, wie er so rasch dorthin gelangt war.
Sie sahen sich an. Sie
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