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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Moreno honigsüß. »Wenn ich die Unterhaltung nur einen kurzen Moment stören dürfte? Aber ich fürchte, ich muss Ihnen Mr. Weston entführen.«
    »Keine Ursache, Mister Moreno«, ließ die dollarschwere hagere Witwe sich vernehmen. »Es ist Ihr Abend, und er war wunderbar. Man amüsiert sich immer köstlich bei Ihnen. Für Ihre nächste Party hätte ich noch einen Vorschlag: Für die Herren haben Sie diese Nacht ausgezeichneten Service arrangiert. Könne man das nicht auch einmal für die Damen…«
    Chris Moreno schmunzelte. Er hatte verstanden, auch wenn die Brabenworthy ihren Satz nicht beendet hatte. Sie musste schon einigermaßen high sein, wenn sie sich so freizügig zu ihrem kleinen Laster bekannte. Sie kicherte wie ein verschämter Teenager, doch das machte sie um keine Sekunde jünger. »Ich werde daran denken«, sagt Chris Moreno und lächelte gewinnend. Dabei zog er Weston mit sich.
    Mit wenigen Worten hatte er dem Gesellschaftsreporter sein Anliegen erklärt. Weston nickte. Er brauchte keine umfassenden Erklärungen, auch wenn er mehr Cocktails in sich hineingeschüttet hatte, als eine mittelprächtig gehende Bar an einem Abend ausschenkt.
    »Okay, Mister Moreno«, meinte er und nickte wieder. »Die halbe Seite ist Ihnen sicher. Das Fest war im Übrigen prächtig. Ich brauche die Leser nicht einmal anzulügen. Wirklich – ein toller Erfolg. Und Ihre Mädchen…«
    Dick Richard Weston grinste und zeigte dabei eine Reihe schadhafter Zähne.
    »Dann werde ich Fleshman, unseren Fotografen auftreiben. Der Bursche treibt sich bestimmt hinter irgendwelchen Büschen herum.«
    Weston drehte sich um und wandte sich auf den Park zu, auf dessen Wiesen bereits der Tau zu dampfen begann.
    »In fünf Minuten«, sagte er über die Schulter zurück.
    Chris Moreno näherte sich wieder der Gruppe, in der Bürgermeister Kelly immer noch laut über die Probleme von Miami Beach nachdachte. Wenn Weston fünf Minuten gesagt hatte, dann kam er auch in fünf Minuten. Chris Moreno überdachte kurz die kleine Rede, die er sich zurechtgelegt hatte und seine fleischigen Finger fühlten nach dem Scheck in der Brusttasche seines Sakkos. Er war an der Stelle.
    Fleshman tauchte auf. Er hatte zwei Fotoapparate um den Hals gehängt. Bei einer dritten Kamera stellte er Blende, Zeit und Entfernung ein.
    Harry Fleshman war bestimmt kein schöner Mann, aber sicher auch nicht so hässlich, dass die Frauen bei seinem Anblick wie wild zu kreischen beginnen müssten. Ein überaus angstvolles Gekreische noch dazu. Weil Chris Moreno eben dem Stadtdirektor auf die Schulter geklopft, den Scheck aus der Tasche und seine Rede begonnen hatte, wurde er jetzt jäh unterbrochen.
    Morenos Beruf brachte es mit sich, dass er nicht gerade zart besaitet war, wenngleich er Mord und andere unschöne Dinge von anderen Leuten besorgen ließ, die für so etwas mehr praktische Begabung mitbrachten. Trotzdem verschlug es ihm jetzt den Atem.
    Er hatte keinen Blick mehr für die blutendrote Sonnenscheibe, die bisher als schmale Sichel über den Horizont lugte und den Himmel sowie das Meer purpurn färbten. Eine flache Wolkenbahn gleißte hellgelb an ihren Rändern. Lange Schatten fielen über das dampfende Gras im Park am Meer.
    Einer der Schatten legte sich auf Chris Moreno. Der Mann vom Syndikat hörte das aufgeschreckte Kreischen nicht mehr, das ihn wie eine dicke Wand umgab. Er hörte auch nicht, dass Männerstimmen erschrocken brüllten. Chris Morenos Augen weiteten sich. Und er sah dieses schreckliche Wesen auf sich zukommen. Zernarbt der nackte Oberkörper und das Gesicht. Ein Mund, der sich öffnete und der ihm wie eine klaffende Wunde erschien.
    Die Gorillas, die sich den ganzen Abend und die Nacht über nicht sehen hatten lassen, oder unauffällig unter den Gästen verteilt waren – jetzt reagierten sie schnell und tödlich. Schüsse zerrissen die plötzliche Stille, die auf einmal eingetreten war. Kugeln schlugen in das Fleisch des Zernarbten, rissen Wunden, die sich sofort wieder schlossen. Dann mussten sie aufhören zu schießen, wenn sie ihren Boss nicht gefährden wollten.
    Vielleicht wäre es besser für Chris Moreno gewesen, wenn sie weiter geschossen hätten. Zumindest wäre sein Tod gnädiger gewesen.
    So aber gruben sich Zähne tief in seinen Hals.
    Jetzt war auch Harry Fleshman endgültig heran. Er riss die Kamera hoch, um das Foto seines Lebens zu schießen, das Foto, das ihn in der ganzen Welt berühmt machen würde.
    Dann fluchte er

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