0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
zu tun zu haben«, murmelte er.
Ich nickte.
»Es war ja auch nicht anders zu erwarten. Auf Kidnapping steht erbarmungslos die Todesstrafe, das weiß jedes Kind in unserem Land. Wenn sich Gangster trotzdem auf so etwas einlassen, müssen es harte Burschen sein. Ich bin dafür, dass wir uns jetzt den Portier vornehmen, den wir gestern festnahmen. Der Kerl weiß mehr, als er zu sagen bereit ist. Wir wollen versuchen, ihn zum Reden zu bringen.«
»Okay. Wollen wir ihn hier im Office vernehmen?«
Ich dachte einen Augenblick lang nach, dann entschied ich: »Ja. Wir wollen versuchen, ihm ein wenig Angst einzujagen. Es scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein, ihn zum Reden zu bringen.«
»In Ordnung!«
Phil griff zum Telefonhörer und gab Anweisung, den gestern eingelieferten Häftling in unser Office zu bringen.
Ein paar Minuten später stand der Pförtner in unserem Büro. Er sah schlecht aus, Bartstoppeln bedeckten sein Gesicht, und die Haft hatte ihn offensichtlich zum Nachdenken gebracht.
Ich schob ihm einen Stuhl hin.
»Nehmen Sie Platz!«
Er setzte sich zögernd und sah mich unsicher an. Ich trat ans Fenster, während Phil hinter dem Schreibtisch Platz nahm und sich mit gerunzelter Stirn mit einer Akte beschäftigte. Nach einer Weile klappte er den Deckel zu und sagte mit scharfer Stimme: »Sie stehen in dem Verdacht, Mitglied einer Kidnapperbande zu sein. Die Bande hat den berühmten Sänger Ferrucci entführt, Marselli ermordet und heute Nacht einen Mordversuch auf einen FBI-Beamten unternommen. Dabei wurden zwei Gangster getötet, einer von unserem Beamten in Notwehr. Der andere aber wurde auf der Flucht kaltblütig von seinem Komplizen erschossen, damit er nicht der Polizei in die Hände fällt. Die Liste der Verbrechen hat damit ein gefährliches Ausmaß angenommen, und wir sind entschlossen, rücksichtslos in dieser Sache durchzugreifen. Das zur Einleitung!«
Phil machte eine Pause. Ich brannte mir eine Zigarette an und beobachtete den Pförtner. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er wusste genau, was es bedeutete, wenn das FBI ankündigte, rücksichtslos durchzugreifen.
»Ich habe damit nichts zu tun«, versicherte er mit heiserer Stimme.
»Warten wir ab!«, kommentierte Phil. Er schaltete unauffällig das Tonbandgerät ein und begann ein ordnungsgemäßes Verhör.
»Sie heißen?«
»Martens. Tom Martens.«
»Sind Sie vorbestraft?«
Der Pförtner druckste herum. Phil wiederholte geduldig: »Sind Sie vorbestraft?«
Nach einer Weile kam leise die Antwort: »Ja…«
»Weswegen?«
»Wegen Beteiligung an Bandenverbrechen.«
Phil schwieg überrascht. Also doch!, dachten wir beide.
»Um was für eine Art von Bandenverbrechen handelt es sich?«
Der Portier rieb sich verlegen seine, verkrüppelte Hand.
»Das war noch zu der Zeit, als ich in der Bronx wohnte. Vor vier Jahren ungefähr. Sie wissen ja, wie das in der Bronx ist. Ob man will oder nicht, man muss einfach mitmachen!«
»Kommen Sie nicht mit dieser albernen Ausrede! Sie können uns nicht weismachen, dass alle Menschen, die in der Bronx leben, Verbrecher seien. Wenn sich andere Menschen nicht an den dunklen Umtrieben einer gewissen Sorte beteiligen, hätten Sie es auch nicht zu tun brauchen. Womit hat sich die Bande beschäftigt, der Sie angehörten?«
»Sie hat kleinere Überfälle auf Geschäfte ausgeführt. Bei einem wurde ich angeschossen, deswegen kann ich den linken Arm nicht mehr so richtig bewegen.«
»Gut, das genügt«, sagte Phil. »Kommen wir zu der Explosion in Marsellis Wohnung und den Leuten, mit denen der Italiener das Haus verließ. Diese Burschen müssen doch am frühen Morgen schon einmal da gewesen sein oder nicht?«
Ich wusste, worauf Phil hinaus wollte. Er wollte herausfinden, ob es dieselben Leute waren, die die Bombe angebracht hatten. Der Portier schien heute eher zu einer Aussage bereit zu sein als gestern, denn nach einem kurzen Nachdenken bekannte er: »Ja, allerdings. Sie waren gestern früh schon einmal im Hause.«
»Die gleichen vier?«
»Ja. Sie kamen gegen neun Uhr. Einer hatte eine große Reisetasche, die ziemlich schwer war.«
Phil nickte und sah kurz zu mir hinüber. Dann fragte er weiter: »War Marselli zu dieser Zeit nicht zu Hause?«
»Doch. Er ging mit den Männern weg. Zehn Minuten, nachdem sie das Haus verlassen hatten, kam einer zurück.«
»Mit der Tasche natürlich, um in Marsellis Abwesenheit die Bombe anbringen und schärfen zu können?«
»Nein, die Tasche hatten
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