0045 - Seuchenherd Aralon
Und wir werden es auch niemals aus der Hand geben. Wenn Ihr Rhodan noch Kranke an Bord seines Schiffes hat, so wird er zu uns kommen müssen, wenn er sie gesund wissen will. Und vielleicht werden wir ihm dann zwei Verräter übergeben."
Tiff gab keine Antwort. Er hatte etwas Ähnliches erwartet. Es kam den Aras nur auf Thora an. Sie mußten die Arkonidin für einen starken Trumpf in ihren Händen halten kein Wunder, wenn sie ihnen verraten hatte, daß Perry Rhodan ihr etwas galt. Themos gab den Wärtern einen Wink.
„Bringt sie nach unten, in die Experimentierstation. Wir müssen erfahren, wie Terraner organisch aufgebaut sind. Vielleicht können wir sogar feststellen, ob sie von frühen arkonidischen Auswanderern abstammen, oder ob sie eine eigene Art sind."
Tiff und Sengu hätten sich vielleicht wehren können, aber es wäre ein aussichtsloser Kampf gegen eine Übermacht gewesen. Warum ein nutzloses Risiko eingehen? Rhodan hatte den Hilferuf bereits empfangen und würde nicht zögern, Aralon anzugreifen. Es galt nicht nur Tiff und Sengu, sondern vor allen Dingen Thora zu befreien. Und das Serum zu erlangen! Ein Lift, in den man sie stieß, fiel mit zunehmender Geschwindigkeit in die Tiefe des Planeten. Die beiden Wärter nahmen an der rasenden Fahrt nicht teil.
Es war eine kleine, quadratische Kabine, deren Rauminhalt kaum mehr als acht Kubikmeter betrug. An den Wänden war ein immer heller werdendes Pfeifen. Tiff bemerkte, daß sein Körpergewicht sich um die Hälfte verringert hatte. Aralon besaß die gleiche Gravitation wie die Erde. Sie fielen also mit der halben natürlichen Fallbeschleunigung des Planeten.
„Kannst du etwas sehen?" Der Japaner, der sich nach allen Seiten umsah und dessen Augen merkwürdig starr dabei wurden, nickte.
„Wir gleiten mit zunehmender Geschwindigkeit an unzähligen Stationen vorbei - Krankenstationen. Der ganze Planet muß unterhöhlt sein. Unter mir sehe ich einen endlosen Schacht. Mehr kann ich nicht erkennen."
„Wie haben sie es nur geschafft, so tief in ihre Welt einzudringen?"
„Sie sind ein seit Jahrtausenden hochzivilisiertes Volk und vertragen trotz aller medizinischen Künste die Sonne nicht. Was blieb ihnen übrig, als in ihrem Planeten zu wohnen? Wir sind meiner Schätzung nach bereits drei Kilometer unter der Oberfläche."
Die Sekunden wurden zu Minuten. Dann spürte Tiff, wie er wieder schwerer wurde. Doppelt so schwer wie gewohnt. Die Verzögerung hatte mit zehn Meter pro Sekundenquadrat eingesetzt. Dann hielt der Lift mit einem harten Ruck an.
Es dauerte fast drei Minuten, ehe sich die schmale Tür öffnete. Grelles Licht drang in die kleine Kabine. Tiffs Augen gewöhnten sich schnell an den Helligkeitsunterschied. Er blickte in die entschlossenen Gesichter von mindestens einem Dutzend Aras, die sie erwarteten.
„Worauf warten Sie?" fragte einer von ihnen barsch.
Tiff nickte Sengu zu und verließ den Lift. Die Aras wichen ein wenig zurück, als befürchteten sie eine ansteckende Krankheit. An die Möglichkeit, die Gefangenen könnten fliehen, dachten sie nicht. Hier unten, mehr als zehn Kilometer unter der Oberfläche, gab es diese Gefahr kaum noch. Die Wände der großen Halle unterschieden sich nicht von jenen oben dicht unter der Oberfläche. Die gleiche Sauberkeit, die gleiche Helligkeit; die gleiche Hoffnungslosigkeit für den, der unfreiwillig in ihnen weilte.
„Folgen Sie uns", wurden die beiden Terraner aufgefordert. Die Aras gingen voran. Sie schienen nicht daran zu zweifeln, daß Tiff und Sengu folgten.
Tiff schickte Gucky eifrig Informationen und beschrieb ihre Lage. Seiner Schätzung nach mußten sie sich in zehn Kilometer Tiefe direkt unter dem Flugfeldrand befinden, dem Verwaltungsgebäude mit den Flaggen etwa gegenüber.
Sie durchschritten einen Korridor und gelangten in einen weiten Saal, in dem weiß gekleidete Ara-Wissenschaftler an Tischen und unbekannten Geräten arbeiteten. Das mußte eins der Laboratorien sein, von denen Themos gesprochen hatte - und die man auf Aralon vermutet hatte. In großen Gefäßen erkannte Tiff mit fast stockendem Herzschlag plötzlich unbewegliche Lebewesen, die in einer konservierenden Flüssigkeit schwammen. Die Schilder an den Gefäßen bewiesen, daß es sich um Beispiele der verschiedenen Arten handelte, die außerhalb des Imperiums beheimatet waren.
Terraner in Spiritus, dachte Tiff voller Ekel und sah sich bereits in einem Glasbehälter schwimmen, um für die kommenden Generationen der
Weitere Kostenlose Bücher