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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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herauszog. Trotzdem kehrte ich nicht um.
    Das Leuchten über dem Wald verstärkte sich. Es wies mir den Weg und beleuchtete auch die beiden Gestalten vor uns.
    Wir hatten bereits kräftig aufgeholt. Die alte Ethel kam nicht so schnell voran, weil sie das ohnmächtige oder tote Mädchen mitschleppte.
    Jane hing schlaff in ihrem Griff. Ihre Beine schleiften über die Wiese.
    Es sah nicht sehr ermutigend aus.
    »Wir schaffen es!« schrie Bill zuversichtlich.
    Meine Füße flogen förmlich über den tückischen Boden. Mitten im Lauf stieß ich gegen eine Unebenheit, ein besonders hohes Grasbüschel. Es riß mir das rechte Bein weg. Ich warf die Arme in die Luft, stolperte, fing mich aber und rannte weiter. Aber dieses unglückliche Mädchen lebte nicht mehr. Aus größerer Nähe erkannte ich das.
    So leicht ließ ich mich nicht aufhalten, trotz allem.
    Schon griff ich nach meinem Kreuz, weil mich nur mehr ein Dutzend Schritte von dem weiblichen Vampir und seinem Opfer trennten. Doch da stieß Bill einen Schrei aus.
    Ich wirbelte herum. Er steckte bereits bis zu den Hüften in der Erde – nicht in einem Sumpfloch, sondern in der Wiese. Und er versank rasch weiter.
    Eine Geisterfalle!
    Ich mußte die Verfolgung abbrechen und meinem Freund helfen. Sein Gesicht war leichenblaß und angstverzerrt. Hilfesuchend streckte er mir die Hände entgegen.
    Ich holte das silberne Kreuz unter dem Hemd hervor und schlich geduckt näher. Das war kein Moor. Also halfen die üblichen Vorsichtsmaßregeln nicht. Entweder die Geisterfalle schnappte auch für mich zu, oder mein Kreuz schützte mich vor den bösen Einflüssen der Dämonen.
    »Schnell, John!« rief Bill keuchend. »Sie ziehen mich in die Tiefe, ich…«
    Ich packte seine rechte Hand und zerrte mit aller Kraft, aber er rührte sich nicht von der Stelle. Im Gegenteil, er sank noch ein Stück tiefer ein.
    »So geht es nicht«, stöhnte er verzweifelt. »Dutzende von Händen und Klauen…«
    »Sei still!« fuhr ich ihn an, nestelte das Kreuz von der Kette los, konzentrierte mich auf die Kraft dieser Waffe des Guten und preßte es gegen Bills Stirn.
    Sofort war der entsetzliche Sog verschwunden, der ihn in die Tiefe zerrte. Teils befreite er sich selbst, teils zog ich ihn aus dem Erdloch. Taumelnd stand er endlich neben mir und starrte fassungslos in das ungefähr mannstiefe Loch. Im Widerschein der Flammen über dem Wald sah ich deutlich den Boden des Trichters.
    »Ich sage dir, die hätten mich tiefer in die Erde hineingezogen«, murmelte Bill erschüttert. »Diese Bestien! Jetzt ist uns der Vampir durch die Lappen gegangen. Was ist mit dem Mädchen? Du hättest dich besser um diese Jane als um mich gekümmert. Vielleicht hättest du ihr noch helfen können.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, sie war tot«, behauptete ich. »Ich habe schon so viele Leichen gesehen, daß ich genau unterscheiden kann, ob jemand ohnmächtig oder tot ist.«
    Bill klopfte sich das Erdreich von seinen Kleidern. »Vampire in Schottland! Das hatten wir schon einmal. Soll das die gefährliche Waffe sein?«
    Ich schüttelte den Kopf und starrte verbissen zum Wald. Dort drüben war der Vampir mit seinem Opfer verschwunden.
    »Es steckt mehr dahinter, da gehe ich jede Wette ein«, erklärte ich leise. »Wenn ich nur wüßte, was es ist! Das ist nicht nur das Wüten von Vampiren.«
    Bill klopfte mir auf die Schulter. »Vielen Dank, John. Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Das silberne Kreuz hat dich gerettet«, verbesserte ich ihn. »Komm, wir gehen ins Dorf zurück.«
    »Wie bringen wir es den Leuten bei, und wie erklären wir es?« fragte er, als wir uns den Häusern näherten.
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein.« Ich deutete auf die Dorfstraße, die von Menschen wie leergefegt war. »Vermutlich haben sie schon begriffen, was hier gespielt wird.«
    »Da, ihr Freund wartete noch auf uns.« Bill räusperte sich, um seine Nervosität zu überspielen.
    Mitten auf der Dorfstraße stand der junge Mann, der vorhin seine Freundin Jane gesucht hatte. Ängstlich und erwartungsvoll blickte er uns entgegen.
    Wir blieben einige Schritte vor ihm stehen. Ich zuckte hilflos die Schultern.
    Er warf sich herum und rannte wie von Furien gehetzt davon. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie es jetzt in ihm aussah, aber ich konnte nichts für ihn tun.
    ***
    Auch Kelly MacGowan war nirgends zu sehen. Der ganze Ort wirkte wie ausgestorben.
    »Die haben begriffen, daß sie einen Vampir ganz in ihrer Nähe

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