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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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schon eine Sensation und ein Schock gewesen. Nun noch die Ankunft der rätselhaften Fremden! Ranverness stand Kopf.
    In der allgemeinen Aufregung achtete niemand auf den nahen Wald. Außerdem war es inzwischen dunkel geworden, so daß nur ein besonders scharfes Auge die schmächtige Gestalt erkannt hätte, die sich an das Dorf heranpirschte.
    Es war eine der Personen, um die sich die Gespräche in Ranverness drehten – die alte Ethel.
    Leicht vornübergebeugt schlurfte sie über die feuchte Wiese. Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet. Ab und zu glitten ihre Lippen von den Zähnen zurück. Dann schimmerten die langen Vampirzähne.
    Als sie die halbe Strecke zwischen Wald und Dorf zurückgelegt hatte, blieb sie stehen und lauschte.
    Über dem Wald erschien wieder das flackernde Licht, der Widerschein eines mächtigen Feuers. Die Kräutersammlerin nickte, als habe sie eine lautlose Botschaft erhalten, und schlurfte weiter.
    Sie hatte ihr Ziel entdeckt. Zwei junge Leute, deren Familien verfeindet waren, nutzten die Gelegenheit und verdrückten sich, so lange niemand auf sie achtete. Romeo und Julia in der Einöde des schottischen Hochlandes. Es war eine tödliche Romanze, denn in dieser Nacht gab es eine Dritte im Bunde, und sie war eine Abgesandte der Höllenmächte.
    Der junge Mann zog seine Freundin hinter das letzte Haus des Dorfes. Hier war es so dunkel, daß niemand beobachten konnte, wie er das Mädchen umarmte und küßte.
    »Ich halte diese Heimlichkeiten nicht mehr aus«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Wenn deine Eltern nicht nachgeben, dann verschwinden wir von hier.«
    »Ich bin noch nicht volljährig«, antwortete sie leise. »Mein Vater würde mich sofort von der Polizei suchen lassen.«
    »Aber in einem halben Jahr kannst du tun und lassen, was du willst.« Er drückte sie fest an sich. »Und dann hält uns hier nichts mehr.«
    »Ich weiß nicht«, meinte sie zögernd.
    »Ich habe ein wenig Angst davor, so einfach wegzugehen.«
    »Willst du dein ganzes Leben in diesem Kaff verbringen?« Der junge Mann blickte sich um: »Warte einen Moment, ich bin gleich wieder bei dir. Wenn unsere Eltern nicht aufpassen, verschwinden wir in den Wald.«
    Ehe sie protestieren konnte, lief er zurück zu den anderen.
    Von der entgegengesetzten Seite näherte sich unaufhaltsam eine dunkle Gestalt.
    Das Mädchen ging unruhig ein paar Schritte weiter.
    Plötzlich stand eine Frau vor ihm.
    Im ersten Moment dachte das Mädchen, es wäre seine Mutter. Doch dann trat die Frau noch näher an es heran und streckte ihm die Hände entgegen.
    Es erkannte das Gesicht. »Ethel?« flüsterte es ungläubig.
    Die Lippen glitten von langen, nadelspitzen Vampirzähnen zurück. Die Kräutersammlerin sprang ihr Opfer an.
    Das Mädchen stieß einen grauenhaften Schrei aus. Es spürte den Biß aber nicht mehr, weil es in den Armen der alten Ethel tot zusammenbrach.
    ***
    »Sie haben mir das Telegramm geschickt!« rief Bill Conolly spontan. »Das müssen Sie gewesen sein!«
    Kelly MacGowan nickte. »Ich habe Ihre Artikel gelesen und sofort an Sie gedacht. Und ich bin extra nach Inverness gefahren. Hätte ich das Telegramm hier aufgegeben, hätte es fünf Minuten später jeder gewußt.«
    »Wann haben Sie an meinen Freund gedacht?« fragte ich. »Was ist geschehen?«
    »Ich war im Wald, Mr. Sinclair.« Sie wandte sich mir zu. »Ich gehe oft im Wald spazieren. Auch nachts. Ich habe keine Angst. Und ich habe gesehen, wie ein riesiger Vampir die alte Ethel gebissen und weggeschleppt hat.«
    Ich schauderte. Es war noch schlimmer, als ich befürchtet hatte. Das war aber noch nicht alles.
    »Ich habe auch gesehen, daß fürchterliche Schauergestalten die arme Ethel festgehalten haben, damit sie sich nicht wehren konnte«, fuhr Kelly fort. Ihre Augen waren auf die Bank gerichtet, auf welcher der Leichnam gelegen hatte. »Ich habe niemandem etwas erzählt. Die anderen im Dorf mögen mich ohnedies nicht besonders.«
    »Das habe ich schon gemerkt«, platzte ich heraus. Gleich darauf tat es mir leid.
    Kelly jedoch schüttelte den Kopf. »Das hat nichts damit zu tun, daß ich ein uneheliches Kind bin, Mr. Sinclair. Es kommt daher, daß ich manchmal Ahnungen und Visionen habe und Dinge erkenne, die anderen verborgen sind.«
    »Latent parapsychologisch begabt«, murmelte Bill.
    Vermutlich hatte er recht. Das hätte auch erklärt, wieso Kelly uns auf einer Straße entgegengegangen war, die eigentlich in unserer Dimension nicht existiert hatte. Diese

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