0046 - Die Dämonenschmiede
haben«, stimmte Bill zu. »Du hast recht, John. Die Leute in dieser Gegend haben noch ein offenes Ohr für solche Geschichten, nicht so wie in London oder anderen Großstädten.«
Ich kam zu keiner Antwort, weil sich die Tür der Polizeistation öffnete. Constabler Rattroch steckte vorsichtig den Kopf mit der imposanten Hakennase heraus. Als er uns sah, merkte er, daß die Luft rein war, und wagte sich ins Freie.
»Sie wollen sich bestimmt in Ihrem Zimmer ausruhen, nicht wahr?« Er deutete einladend auf sein Haus. »Ich habe Ihr Gepäck bereits hineingebracht. Auch Ihren Koffer mit dem seltsamen Schloß, Sir!«
Dabei blickte er mich so erwartungsvoll an, daß ich sofort wußte, was er meinte. Er wollte wissen, was sich in meinem Spezialkoffer befand.
Ich dachte gar nicht daran, den Mann aufzuklären. »Danke, wir sehen uns das Zimmer an«, sagte ich nur und kniff Bill ein Auge zu.
Er nickte. Rattroch tat, als wäre nichts passiert. Er ignorierte jene Vorfälle, gegen die er machtlos war. Ihm und den anderen Dorfbewohnern war ein Licht aufgegangen. Schließlich hatten sie alle die Bißwunde des Vampirs am Hals der alten Ethel gesehen. Wahrscheinlich hatten auch ein paar von ihnen die alte Kräutersammlerin erkannt, als sie sich vorhin ihr Opfer geholt hatte.
Um in unser Zimmer zu gelangen, mußten wir die Amtsstube durchqueren. Die Einrichtung war spärlich und bestand nur aus einem Schreibtisch mit Telefon, einem Fernschreiber und einem Aktenschrank. An der Wand hing ein Bild Ihrer Majestät. Das war alles.
Das Zimmer hingegen war eine angenehme Überraschung, bequem und gemütlich. Hier ließ es sich schon einige Zeit aushalten.
»Eine Fundgrube für alle Freunde des rustikalen Stils der Highlander«, meinte Bill anerkennend. »Schade, daß wir aus einem so unerfreulichen Anlaß hier sind. Sheila wäre übrigens begeistert.«
Sein Gesicht verdüsterte sich, als er an seine Frau dachte. Eine Weile schwieg er sehr bedrückt.
Ich benutzte die Gelegenheit zum Auspacken. Mrs. Rattroch wollte uns unbedingt helfen und schielte dabei immer wieder auf meinen Spezialkoffer. Der jedoch blieb geschlossen, so daß sie endlich enttäuscht abzog.
Ich setzte mich auf mein Bett und blickte aus dem kleinen Fenster in die Nacht hinaus. Wir hatten einen direkten Ausblick auf den Wald und den Feuerschein über den Baumwipfeln.
»Die Dämonenschmiede«, murmelte ich. »Sie muß irgendwo dort drinnen im Wald liegen. Am liebsten würde ich sie mir sofort ansehen. Kommst du mit?«
»Bist du lebensmüde?« fragte Bill erschrocken. »Hat es dir nicht genügt, daß ich vorhin beinahe in der Erde versunken wäre? Jetzt in den Wald zu gehen, wäre reiner Wahnsinn. Natürlich komme ich mit!«
»Was würde Sheila dazu sagen?« meinte ich, als wir das Haus verließen.
»Sie braucht es ja nicht zu erfahren?« Bill lächelte verschmitzt.
»Wenn es schiefgeht, hast du auch keine Gelegenheit mehr, es ihr mitzuteilen«, erwiderte ich.
Sein Lächeln erlosch. »Du hast so eine wunderbare Art, John, einem Mut zu machen.«
***
Auf diesen gefährlichen Weg wollte ich meinen Koffer nicht mitschleppen. Deshalb holte ich nur jene Waffen heraus, die ich wahrscheinlich brauchen konnte.
Mein silbernes Kreuz trug ich ohnedies am Hals. Dazu kam noch der Dolch in Kreuzform, den ich in meinen Gürtel steckte. Die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta hatte ich in der Schulterhalfter bei mir. Sie war eine starke, mächtige Waffe, doch sie wirkte nicht gegen alle bösen Geister und Dämonen. Manche konnten ihr widerstehen, zum Beispiel Vampire. Gegen sie setzte ich eine besondere Waffe ein, eine Pistole, die Bolzen verschoß. Diese Pistole schob ich in die Außentasche meiner Jacke.
»Du kommst wie ein wandelndes Waffenarsenal daher«, frotzelte Bill, als wir auf den Wald zuschritten. An seiner Stimme hörte ich, daß er nervös war.
Er meinte es scherzhaft, doch ich griff in meine Schulterhalfter und übergab ihm die Beretta mit den Silberkugeln. »Sicher ist sicher«, sagte ich und drückte ihm die Waffe in die Hand.
Er sah mich ernst an und nickte. »Danke, John.« Der Feuerschein ließ sein Gesicht nicht ganz so blaß erscheinen, wie es war.
Vorsichtig drangen wir in den Wald ein. Jeder von uns hatte eine starke Taschenlampe bei sich, einen richtigen Handscheinwerfer mit frischen Batterien. Wenn wir diesen Höllenwald lebend verlassen wollten, mußten wir alles vorausplanen und durften nichts dem Zufall überlassen.
Anfänglich
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